STEYR MANNLICHER Classic Light in .308 Win.

Bei der hierzulande wohl am meisten ausgeübten Jagdart handelt es sich um den sogenannten Ansitz. Bei dieser Jagd vom Hochsitz aus braucht man eigentlich keine besonders leichte Büchse. Im Gegenteil, mit schwereren Waffen schießt man meist besser. Nun stammt die ohne Optik noch keine drei Kilos schwere  „MANNLICHER Classic Light“ bekanntlich aus Österreich, dem Land der klassischen Bergjagd. Und da scheint eine leichte Repetierbüchse durchaus sinnvoll zu sein. Wer den ganzen Tag in den Bergen hinter den Gams her kraxelt, weiß solche Leichtgewichte zu schätzen. Ebenso natürlich auf der Pirsch im Flachland oder Mittelgebirge, wenn es etwa zur Abwehr von Wildschäden nachts in Feld und Flur auf Sauen geht.


Steckbrief der STEYR MANNLICHER Classic Light

Die Testwaffe kam im Standardkaliber .308 Winchester. Das reicht bei sicheren Schüssen für alle heimischen Schalenwildarten vom Reh bis zum Rothirsch aus. Ein wirkliches Weitschusskaliber etwa für die Gamsjagd stellt die .308 allerdings nicht dar. Doch da bietet die Kaliberpalette genügend Alternativen: .243 Winchester, .270 Winchester, 7 x 64, .30-06 Springfield. 

Alle hier genannten Kaliber eignen sich mit entsprechenden, also nicht zu schweren Geschossen für die Bergjagd in Europa, weniger für die Auslandsjagd auf stärkeres Wild mit Gewichten über 300 Kilogramm. Allerdings schiebt das deutsche Jagdrecht der .243 Winchester dem Einsatz auf Hochwild, also auch Gamswild, einen Riegel vor. Das geforderte Mindestkaliber beträgt hier 6,5 Millimeter bei einer E100 von mindestens 2000 Joule. In Österreich führen die Jagersleut diese rasante Patrone jedoch gern auf alles Schalenwild.

Die neue MANNLICHER-Büchse verfügt über einen klassischen Zylinderverschluss. Vier Warzen verriegeln direkt im Lauf, wobei der Schlossgang bei der Patronenzufuhr leicht hakelt. Energisches Repetieren ist also angesagt. Der Signalstift im Schlösschen zeigt - im Dunkeln auch fühlbar - an, ob das Schloss gespannt ist. An den „alten“ MANNLICHER erinnert allerdings nur noch der typische flache Kammerstängel.

STEYR MANNLICHER Classic Light 
Das doppelreihige Kunststoffmagazin der STEYR MANNLICHER Classic Light fasst vier Patronen in .308 und besitzt zwei Raststufen. Hakt es in der untersten Stufe im Schacht ein, kann die Kammer darüber hinweg gleiten, ohne eine Patrone aus dem Tank zuzuführen.

Das Kunststoffmagazin fasst vier Patronen. An der Unterseite des Vorratsbehälters klebt eine Folie mit dem Firmenlogo und dem Schriftzug „STEYR MANNLICHER“. Wem das zu billig aussieht, der kann den Aufkleber einfach abziehen. Während des gesamten Tests funktionierten Patronen-Tank und -zufuhr zuverlässig und problemlos. Ob ein Stahlblechmagazin auf Dauer nicht doch die robustere Lösung brächte, muss die Zeit zeigen. Das enge Ladefenster gestattet leider kein schnelles Befüllen mit Munition von oben. Wer also die Büchse regelmäßig auf Drückjagden führen will, sollte vorsichtshalber ein gefülltes Ersatzmagazin in der Tasche haben.

Der nur 508 Millimeter lange, geflutete Lauf sorgt natürlich für Gewichtsersparnis und auch für gute Führigkeit nicht nur bei Drückjagden. Der Schussknall hämmert aber bereits in diesem Standardkaliber recht laut. STEYR liefert die Waffe normalerweise ohne offene Visierung für 2.163 Euro, auf Wunsch aber auch wie die Testwaffe für knapp 190 Euro mehr mit Kimme und Korn. 

Hundeführer und „Drückjagd-Jäger“ verzichten sicher nicht auf die offene Visierung. Auf kurze Entfernungen in hektischen Situationen ist sie weiterhin die beste und robusteste Lösung! Mit dem kontrastreichen weißen Metall-Korn und der übersichtlichen V-Kimme saß der Anschlag auf Anhieb, wobei der leichte Schweinsrücken des Schaftes das Zielen über die offene Visierung erleichterte. Eine wirklich gute Lösung, kein Notbehelf - zumal sich beide Visierelemente verstellen lassen. 

Der Flintenabzug löste direkt und ohne Kratzen und Hakeln bei rund zwei Kilogramm aus, gestochen (Rückstecher) bei 200 Gramm. Auf Drückjagden kommt man ungestochen damit sicherlich zurecht. Das Stechen ist allerdings mit einem für die Jagdpraxis problematischen lauten „Klack“ verbunden. Und das selbst dann, wenn man beim Einstechen das Züngel mit Daumen und Zeigefinger fasst, was bekanntlich nicht gerade der Sicherheit dient. Empfindliches Wild wie Fuchs, Sau oder Rotwild vernimmt (hört) das verräterische Geräusch wohl auf über fünfzig Meter Distanz. Hier sollte der Hersteller unbedingt für Abhilfe sorgen!

Als optimal stuften die Tester hingegen die durchdachte Drei-Stellungs-Sicherung direkt hinter dem Schlösschen ein. Der schwarze Sicherungsschieber erinnert an eine große Rändelschraube, von der nur der obere Teil längs aus dem Kolbenhals ragt. Eine solche Sicherung verbaut STEYR auch bei seinem Scharfschützengewehr SSG 08. In hinterster Stellung blockiert sie Schloss und Kammer. Das erkennt man deutlich fühl- und sichtbar an einem hellen, nach oben aus der Rändelung heraustretenden Verriegelungsknopf. 

In dieser Stellung lässt sich der Kammerstängel eng am Schaft andrücken: praktisch im dichten Bewuchs. Wird der Sicherungsknopf mit dem Daumen heruntergedrückt und die Sicherung auf mittlere Stellung „gedreht“, bleibt die Büchse - deutlich erkennbar an einem weißen Signalpunkt - weiterhin gesichert, der Kammerstängel springt nach außen und der Verschluss lässt sich öffnen. So kann der Schütze die Waffe im gesicherten Zustand laden und entladen. 

STEYR MANNLICHER Classic Light 
Die Sicherung der STEYR-Büchse arbeitet mit einer gerändelten Kunststoffscheibe und hat drei Stellungen. Ist nur ein weißer Punkt sichtbar, bedeutet dies: Schloss gespannt, Abzug gesichert, und die Kammer lässt sich öffnen....
STEYR MANNLICHER Classic Light 
Dreht man die Scheibe in Richtung Mündung, erscheint ein roter Punkt, der Feuer-bereitschaft signalisiert. In beiden Fällen steht der Kammerstängel griffgünstig vom Schaft ab.
STEYR MANNLICHER Classic Light 
Dreht man von der mittleren Position mit dem weißen Punkt die Sicherung nach hinten, springt zusätzlich ein grauer Signalstift hervor. Nun sind Abzug und Kammer blockiert. Dafür lässt sich in dieser Stellung der Kammerstängel an den Schaft anklappen. Beim Zurückdrehen springt er dann mit einen „Klack“ wieder hervor. Die Funktion erleichtert also schlicht den Transport durch dichten Bewuchs.

In vorderster Stellung schließlich gibt die Sicherung auch das Schloss frei und macht die Büchse feuerbereit. Alle drei Stellungen lassen sich lautlos erreichen. Die Sicherung dient auch als Kammerfang: Schieber in mittlerer Stellung bringen, Verschluss öffnen, Sicherung ganz nach vorn schieben, und schon lässt sich die Kammer entnehmen. Das ist praktisch und funktioniert ohne umständliche Fummelei. 

Der Ölschaft mit leichtem Schweinsrücken und bayerischer Backe besteht aus ansehnlich gemasertem Nussbaumholz. Zur Gewichtsersparnis hält STEYR ihn schlank. Zusammen mit der maschinell und sauber geschnittenen Fischhaut macht ihn das griffig und führig. Hübsch auch die rosenholzfarbigen Abschlüsse an Vorderschaft und Pistolengriff. Hier ließen die Schäfter das Firmenlogo in Form eines Metallplättchens ein. Die schmale Gummischaftkappe gestattet einen flüssigen Anschlag. 

Wie heute üblich, wurden Riemenbügelösen in Vorder- und Hinterschaft eingeschraubt. Leider lassen sie sich nicht abnehmen, was bei Drückjagden und Nachsuchen praktischer erscheint: Bei diesen Jagdarten stört der Gewehrriemen nur. Manche Jäger nehmen ihn auch beim Ansitz ab, um Geräusche beim In-Anschlag-Gehen zu vermeiden.

Die Büchse kam über STEYR-Importeur AKAH in die Redaktion. Dieser verpasste dem Gewehr ein MINOX-Zielfernrohr 2 - 10 x 50 ZE 5i mit zuschaltbarem Leuchtpunkt für Tag- und Nachtmodus, das er per EAW-Schwenkmontage auf die Classic Light setzte. Das Zielfernrohr eignet sich für die meisten Jagdarten, bei Drückjagden sind derartige Universalgläser aber nicht optimal. Das Sehfeld von 18,9 Metern auf 100 Meter erschwert auch bei kleinster Vergrößerung ein Erfassen des Ziels. 

Wer die Büchse regelmäßig auf Bewegungsjagden führen will, sollte sich für „enge“ Stände zusätzlich ein Rotpunktvisier oder - noch besser - ein Drückjagdglas beispielsweise mit 1-4facher Vergrößerung zulegen. Bei gutem Mondlicht oder Schnee war das 50er ZE 5i auch nachts einsetzbar. Wer oft bei schlechtem Licht Sauen jagen will oder muss, sollte allerdings eher zu einem lichtstärkeren Modell tendieren. Den Qualitätsunterschied zwischen einem solchen MINOX-ZF für rund 1.000 Euro und einem Glas der Spitzenklasse merkt man halt nicht nur beim Preis, sondern gerade auch bei grenzwertigen Lichtverhältnissen. 

Um Absehen und Ziel auch bei richtig fokussiertem Glas wirklich scharf zu sehen, bedurfte es gelegentlich einer Korrektur des Augenabstandes. Wer die Büchse speziell für die Bergjagd bei Tage einsetzen will, sollte nach einem leichteren Zielfernrohr suchen.  Das Glas im Test brachte immerhin 720 Gramm auf die Waage. Da nutzt auch eine leichte Pirschbüchse nichts, wenn die Optik für unnötiges Gewicht sorgt.


Die STEYR MANNLICHER Clasic Light auf dem Schießstand

Für den Präzisionstest wählten die Prüfer fünf Laborierungen aus und schossen damit jeweils Fünfer-Schussbilder aus der Schulter von einer Benchrest-Auflage. Zeit zum Abkühlen ließen sie der Büchse zwischen den jeweils fünf Schüssen nicht. Manche mögen das kritisieren, aber so oder ähnlich sieht nun einmal die Jagdpraxis aus. Dennoch stanzte die STEYR MANNLICHER Classic Light sehr ordentliche, teils exzellente und jagdlich allesamt brauchbare Streukreise in das Papier der Anschussscheiben. 

STEYR MANNLICHER Classic Light 
STEYR MANNLICHER Classic Lightin .308 Win.

Technische Daten der STEYR MANNLICHER Classic Light 

ModellSTEYR MANNLICHER Classic Light 
Preis:€ 2.349,-
Kaliber:.308 Winchester
Kapazität:4 + 1 Patronen
Lauflänge:
508 mm
Gesamtlänge:
1.060 mm
Abzugsgewicht:
2.010 g (gestochen 200 g)
Gewicht:
2.900 g (ohne ZF)

Ausstattung: Vier-Warzen-Verschluss, Direktabzug mit Rückstecher, Nussbaumschaft mit Backe und Pistolengriff, offene Visierung. Vorbereitung für ZF-Montagen.


Schießtest STEYR MANNLICHER Classic Light in .308 Winchester 

Nr. FabrikpatroneStreukreis 100 (mm)
1150 grs Barnes Tipped TSX BT
45 (27)
2170 grs GECO Plus
46
3165 grs Honady BTSP
17 (13)
4185 grs Lapua Mega
52 (36)
5180 grs Hornady Interbond
59 (31)
6180 gr sRWS UNI CLASSIC
21 (15)

Anmerkungen / Abkürzungen: SK 100 (mm) = Streukreis auf 100 Meter Distanz, Fünf-Schuss-Gruppen, geschossen sitzend aufgelegt von der Benchrest-Auflage aus der Schulter mit Zielfernrohr, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu -mitte. grs = Grains (1 Grain = 0,0648 Gramm). BT = Boattail (Bootsheck), SP = Softpoint (Teilmantel).


Fazit des Tests der STEYR MANNLICHER in .308 Win.

Bei der MANNLICHER Classic Light handelt es sich um eine praxisgerechte Repetierbüchse, die sich wegen ihres Gewichtes von unter drei Kilogramm besonders für die Pirsch eignet. In Sachen Schussleistung präsentierte sich die Büchse als hervorragend. Insgesamt stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis hier; nur der für die Jagd zu laute Stecher verlangt nach Verbesserung.