Test: 1886/71 Boarbuster Evolution − ein moderner Unterhebelrepetierer von Pedersoli in .45-70 Government für die Drückjagd auf Schwarzwild

Pedersolis Boarbuster-Reihe hat sich einen festen Platz unter Fans moderner, auf Drück- und Sauenjagd abgestellter Unterhebel-Repetierer erworben. Neben Mark  II umfasst das Angebot die Varianten Shadow (graue Kunststoffschaftteile, schwarzes System), Guidemaster (grüne Silikon-Tarnmusterfolierung, Metall matt verchromt), HV1  Camo (Schäftung Camo-Orangefarben, Schaftteile mattschwarz) und die hier getestete Evolution. Das ist eine Nussbaum Ausführung, transparent mit Silikon foliert. Dazu gibt’s ein Systemgehäuse aus Stainless Steel mit reflexminderndem, mattgrauen Cerakote-Finish und schick gebläuten Schrauben. Die übrigen Stahlteile zeigen sich poliert und brüniert. Der extra Pfiff: Das als "Lever" bekannte Kombinationselement von Abzugsbügel und Repetierhebel lässt sich ganz einfach abschrauben. So kann man je nach Einsatzzweck einen Lever mit größerem oder kleinerem Durchlass anbringen. Um dem Testergebnis vorzugreifen: Ein schickes Gewehr von guter Qualität.

Pistolengriffschaft der Pedersoli in .45-70 Government
Die Pedersoli Boarbuster Evolution bietet mit dem Mix aus recht kurzem Lauf und Pistolengriffschaft eine unverwechselbare Silhouette.

Die von uns alsbald nur noch kurz als "Evo" bezeichnete Boarbuster-Variante von Pedersoli absolvierte zwei Schießstand-Durchläufe. Beim ersten prüften wir die Funktion mittels der Patronensorten Hornady FTX (250  Grains), Remington Semi-Jacketed Hollow Point (300  Grains) und WM Bullets Lead Flat Point (295  Grains). Zudem ging es schon mal darum, wo die Waffe über offene Visierung auf 50  Meter Distanz ablegte. 

Für den zweiten Durchlauf funkten wir die Firma Helmut Hofmann an  –  die Mellrichstädter lieferten sofort das angefragte Scout-Glas Leupold VX Freedom 1,5-4x28 samt zweier Sets an Montageringen für die ab Werk verbaute Picatinny-Schiene.

Erste Erkenntnis: Die Pedersoli Evo ging fix in die Schulter und lag satt und fett. Zur guten Haptik trug die Schaftkonfiguration bei. Das Design der beiden Schaftteile entsprach im Wesentlichen demjenigen der Shadow, aber das Holz der Evolution wirkte wertiger und schwerer, die Folierung ließ alles sicher und warm in den Händen liegen. Eine ebenso feine Sache wie die gut puffernde Schaftkappe: Lag die Büchse im Anschlag, ließ sich das Ziel pirschgerecht im Nu erfassen, sowohl über die offene Visierung wie auch über das Glas von Leupold als auch über das hier zu Fotozwecken montierte Rotpunktvisier der Marke UTG. Dann ließ sich die Evo tadellos durch die seitliche Ladeklappe füttern, weder gab es abgebrochene Fingernägel noch musste man die letzte Patrone gegen die Kraft der Magazinfeder mit extremem Aufwand hineinwürgen: alles richtig gemacht. Beim Repetieren lief die Büchse mit allen Munitionssorten sauber, es gab keine Hakeleien, wenn die Patronen aus dem Magazin nach hinten auf den Carrier und von da nach oben hinter das Patronenlager gingen. Auch der Auswurf der verschossenen Hülsen klappte tadellos. Zweite Erkenntnis: Die Evo ließ sich gut repetieren, aber einer aus unserem Team fand es angesichts des zwar glatten, aber spürbaren Schlossganges bequemer, sie dazu aus der Schulter zu nehmen und abzusenken. Der Lever der Boarbuster Evolution erwies sich an den neuralgischen Stellen als gut ausgeführt, seine Innenseite war gerundet, die Kanten gebrochen. Dennoch würden wir uns eine Wicklung aus dünnem Leder oder Paracord-Material wünschen.

Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution mit Patrone
Die zwei oberen Schrauben der Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution verdecken die Bohrungen für eine Ausleger-Montage. So soll der Auswurf frei bleiben.

Die Abzugseinrichtung der Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution in .45-70 Government 

Apropos Bedienelemente: Der Abzug brach zwar erst bei soliden 3.390  Gramm, aber trocken und ohne durchzufallen. Erstklassig geriet das Design des Außenhahns, da endlich einmal alle Kanten am Sporn verrundet waren. Der Hahn ließ sich leicht spannen und rastete sauber. Direkt dahinter fand sich eine Kolbenhalsschiebesicherung und für die gab es Kritik der Tester. Zwar tat sie, was sie sollte: Sah man den roten Punkt dahinter, war die Waffe bedienbar und schussfähig, saß der Schieber über dem Punkt, waren Abzug, Lever und Hahn blockiert. Bei der Testwaffe lief dieses Teil dann aber schwergängig und blieb zudem in seinen Endpositionen einfach stehen. Das sollte Pedersoli  nochmals überprüfen und nachbessern.


Die Zielvorrichtung der Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution

Wechselbaren Lever der Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution in .45-70 Government
Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution: Die Kombination von Abdeckplatte und gefederten Schrauben hält den wechselbaren Lever fest an der Waffe: gut.

Das Zielbild der offenen Kimme war gut  –  im Korn ein roter Leuchtstab, mittels zweier giftgrüner Leuchtstäbe von der Kimme eingefasst. Das funktioniert im Wald und auf dem Schießstand. Zwar steht das gesockelte Korn starr, aber die Kimme sitzt auf zwei Schienen und diese wiederum an einer Schräge vorn an der Pica  Rail. Sprich: Nach Lösen einer Schraube kann man die Höhe justieren. Ab Werk schoss die Evo sitzend aufgelegt auf 50  Meter ins Schwarze, wenn auch leicht links ablegend. Die Treffer der Hornady Monoflex etwa saßen so auf gut 40  mm zusammen. So weit, so gut, aber der mitteleuropäische Jäger feuert heute kaum noch über Kimme und Korn. Leupolds Scout-Zielfernrohr ließ sich tadellos montieren und justieren, es bot ein klares, scharfes Bild ohne Farbsäume, tipptopp. Aber: Wegen der Evo-Kimme musste es um einige Raststufen nach hinten. So saß sein Okular gut zur Hälfte über dem Auswurffenster und damit dort, wo die Pedersoli nach dem Schuss die Hülsen nach oben ausspuckt. Zielfernrohr-schonendes Herausfummeln der Hülsen erwies sich als umständlich. Weil die Tester nun (mit Blick auf die durchaus empfindsamen) Leuchtstäbe nicht die Kimme abnehmen wollten, musste das gute Glas nach ein paar Schuss wieder runter und es ging "oben ohne" weiter, also via Kimme und Korn. Dabei kam trotzdem Achtbares an Treffern heraus. 

Modell:
Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution
Preis:
2.250,- Euro
Kaliber:
.45-70 Government
Kapazität:
5 + 1 Patronen
Länge:
974 mm
Lauflänge:
482 mm (19“)
Dralllänge:
1:18“
Abzugsgewicht:
3.390 g (gemittelt)
Gewicht:
3.600 g

Links-/Rechts-Ausführung:

Nur für Rechtshänder erhältlich

Ausstattung: Unterhebelrepetierer, System Cerakote-beschichtet, Schaft aus Nussbaum mit Silikonfolierung, restliche Metallteile poliert und brüniert.

Unser Test-Fazit zur Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution:

Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution mit einem Red Dot
Die Picatinny Rail der Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution eignet sich auch für Rotpunktzielgeräte, im Bild ein UTG OP3 Micro SLS.
Die Mündung der Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution
Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution: Vor dem Rampenkorn mit dem roten Stab ein Gewinde (5/8 x 24 UNF).

Der Knackpunkt der schönen und führigen Büchse ist also die Visierung: Beim Einsatz eines Scout-Glases muss man darauf achten, a)  die Montageringe weit hinten ans Glas zu setzen (so weit es das Mittelstück mit den Türmen erlaubt) und b)  die Montage möglichst weit vorn zu platzieren. Dann sollte das Okular des verwendeten Leupold gerade so nicht mehr über dem Auswurf stehen. Weil die Hülsen ja meist ohne Geschoss ins Freie kommen, sollte sich da nichts in Gehege kommen. Unbedingt müsste die Kimme runter, nur so könnte unter Verbleib der verwendeten Ringe das Scout weiter nach vorn. Oder man nehme eine deutlich höhere Montage, dann gilt es aber zu prüfen, ob das mit schnellem Anbacken zusammengeht. Man könnte auch auf den (schon vorbereiteten) Verschluss ein Ghostsight setzen oder (wie im Bild) ein Rotpunktvisier verwenden. Zuletzt: Wie die Shadow bietet auch Pedersolis Evolution Boarbuster die Option, links am Systemgehäuse eine Katamaran-Montage anzubauen. Passende Bohrungen sind vorhanden. Pedersoli bewirbt das, die Testwaffe kam aber noch ohne eine solche Seitenausleger-Montage. Hier wäre interessant zu sehen, inwieweit derlei den Co-Witness-Einsatz von Kimme und Korn zulässt und wie sich die doch deutlich unterschiedliche Winkelung der Visierelemente in Sachen Treffpunktlage niederschlägt: Test folgt, sobald verfügbar.

 Das hat uns gut gefallen: Das fanden wir weniger gut:

- Prima Schaftelemente, sehr führig

- Sicherung etwas schwergängig

- Tadellose Funktion, gute Qualität

- Visierteile-Arrangement unpraktisch
- Einfach wechselbarer Lever


Den kompletten Testbericht mit allen Schießergebnissen der Pedersoli Boarbuste Evolution lesen Sie in der VISIER Ausgabe 12/2022. Das gedruckte Heft können Sie über den VS Medien-Onlineshop bestellen, oder hier als Digital-Ausgabe erwerben. 

Weitere Informationen zur Pedersoli 1886/71 Boarbuster Evolution, finden Sie auf der Internetseite des  Pedersoli-Service-Deutschland.

Text: Hamza Malalla und Matthias S. Recktenwald

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