Unique Alpine aus dem bayerischen Erding, gegründet 2002, stellte noch im gleichen Jahr eines der ersten Multikaliber-Chassis vor, verbaut in der Zylinderverschlussbüchse TPG-1. Sechs Jahre später lancierte das Unternehmen 2008 mit der TPG-2 einen Nachfolger des Erstlingswerkes. Die Erdinger Waffenmanufaktur beginnt eine Kooperation mit der FN USA und entwickelt für eine US-Ausschreibung der amerikanischen Spezialeinheiten der Streitkräfte (US-SOCOM) ein Modell TPG-3. Seit 2016 wird das in Deutschland entwickelte Gewehr TPG-3 A4 auf dem US-Zivilmarkt als FN Ballista verkauft. Im Zuge der Nürnberger Waffenmesse IWA 2018 wurden dann 15 Jahre nach der Gründung des Unternehmens die Waffenfamilien UPG und JPR als preiswerte Alternativen für Jäger und Sportschützen vorgestellt. Vor einem Jahr startete die Serienauslieferung. Was macht das bayrische Schmankerl namens Unique Alpine JPR-1 Highland nun zu einem Unikat?
Highlander: Die JPR-1 in 6,5 Creedmoor im Detail
Unique Alpine stellte uns die JPR-1 Highland im Kaliber 6,5 Creedmoor zum Test zur Verfügung. Alternativ fertigt man das Modell aber auch in .243 Winchester, 6,5 x 47 Lapua und .308 Winchester. Zu den Markenzeichen des Modells zählt der schwere, außen mattschwarz nitrierte und 508 mm lange Matchlauf. An der Mündung schließt das Rohr mit einem zölligen 5/8"-24-UNEF-Gewinde ab, verborgen unter einer Gewindeschutzmutter. Ein Korn gibt es nicht, so könnte die Büchse problemlos mit einem Over-Barrel- Schalldämpfer verwendet werden. Das bündig mit dem Laminatschaft abschließende Edelstahlmagazin nimmt vier Patronen auf, den Magazinboden ziert das Logo des Herstellers in Form eines Schwertes. Wer sich eine höhere Kapazität wünscht: Unique Alpine bietet auch zehnschüssige Blechmagazine und maßlich entsprechen die UA-Magazine dem AICS-Standard (Accuracy International Chassis System) an. Der massive, graue Schichtholzschaft des Testexemplars präsentiert sich in sehr zeitgemäßem Design. Den verstellbaren Schaftrücken schützt ein schwarzer Kunststoffüberzug. Als Variante gibt es den Schichtholzschaft auch statt in grau in hellen Brauntönen.
Der Schaft schließt mit einer zwei Zentimeter dicken Schaftkappe aus Gummi ab. Die Aufnahme für einen Riemenbügel sucht man hier leider vergeblich. In einer Ausnehmung des Hinterschaftes befindet bei Bedarf der Unterarm oder ein Sandsack Platz, um die Auflage zu verbessern. Der gerade ausgeführte Pistolengriff wirkt massig. Zur Verbesserung der Haptik raut Unique Alpine die Oberfläche des Griffes an. Der vordere Teil des Schaftes ist, entsprechend des Pistolengriffes, stark angeraut. Diese Interpretation einer Fischhaut befindet sich hauptsächlich unten am Schaft. Der Hinterschaft mit Aussparung mutet ähnlich einem Scharfschützengewehr an. Die raue Fischhaut an Pistolengriff und vorderem Teil des Schaftes erscheinen im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, da es sich eher nach "Schmirgelpapier" anfühlt. Aber je häufiger man die Waffe benutzt, umso mehr lernt man dieses Detail zu schätzen. Die Aufnahme für einen Riemenbügel beendet sich vorn knapp vor dem Abschluss des Vorderschaftes. An dieser Position könnte ein Zweibein montiert werden. Um die Ventilation des Laufes zu gewährleisten, fräst der Hersteller Schlitze in den Vorderschaft. So kann der Lauf auch nach längeren Schussserien besser abkühlen.
Ganzstahl-Bauweise: Das System JPR-1 von Unique Alpine
Für die Aufnahme einer Optik steht eine passgenau gearbeitete Picatinny-Schiene zur Verfügung. Die Schiene fräst man bei UA aus dem Vollen des Systemgehäuses. Rechts seitlich neben dem Verschluss positioniert: die Drei-Stellungs-Sicherung. Diese wirkt auf den Schlagbolzen. Die Waffe ist schussbereit, wenn der Hebel in Richtung Mündung gedrückt ist. Steht er mittig, kann der Verschluss geöffnet werden, der Schlagbolzen ist jedoch noch gesichert. Steht die Sicherung ganz hinten, ist zusätzlich der Verschluss gesichert. Der dafür zu betätigende Hebel ist mit einem einzelnen Finger kaum bedienbar. Auch mit Daumen und Zeigefinger war der Widerstand schwer zu überwinden, besonders fiel dies zwischen der schussbereiten und der mittleren Stellung auf. Das Einrasten in der gewünschten Stellung ist kaum merklich und erschien nicht klar definiert. Ob die Büchse gespannt ist, sieht man sehr deutlich daran, dass hinten ein Teil am Verschluss hervorsteht. Entspannt schließt es wieder bündig mit dem Verschluss ab. Der Öffnungswinkel des Verschlusses beträgt 60 Grad und ermöglicht einen sehr gefälligen Repetiervorgang. Der stabile Verschluss wird aus hochfestem Spezialstahl hergestellt und verriegelt über drei Warzen.
Die Abzugscharakteristik ist für eine Waffe von der Stange wohl einer der allerbesten. Der kurze Vorweg ließ sich bequem überwinden und dann brach der Trigger glasklar. Der Druckpunktabzug lässt sich im Bereich von 900 bis 2.500 Gramm individuell regulieren. Werksmäßig wurde der Abzug auf 1.200 Gramm justiert. Aber: Die Testwaffe wurde zunächst leider mit einer fehlerhaft justierten Abzugseinheit ausgeliefert. Das bei Unique Alpine bekannte Problem bestand darin, dass der sehr fein gearbeitete Abzug in diesem Fall zu fein eingestellt war. Nachdem der Abzug einige Male betätigt wurde, hielt er nicht mehr und die Büchse entspannte sich im Repetiervorgang. Nach Schilderung des Problems war die Korrektur in Erding eine Sache weniger Minuten. Mit neu hergerichtetem Abzug überzeugte die Testwaffe dann mit exzellenten Streukreisen wie mit dem der Munition RWS Target Elite Plus. Das Hersteller-Versprechen der Präzisionswerte von unter einer Winkelminute konnte mit der getesteten Munition auf jeden Fall eingehalten werden. Doch dazu unten mehr.
Modell: | Unique Alpine JPR-1 Highland |
Preis: | € 1.850,- (UVP DE inkl. MWSt.) |
Kaliber: | 6,5 Creedmoor (Testwaffe); ebenfalls lieferbar in den Kalibern: .243 Win, 6,5x47 Lapua, .308 Win |
Kapazität: | 4 + 1 Patronen |
Länge: | 1.014 mm |
Baulänge: | 508 mm |
Dralllänge: | 18“ (203 mm) |
Abzugsgewicht: | 900 bis 2.500 g |
Gewicht: | 4.100 g |
Links-/Rechts-Ausführung: | rechts |
Ausstattung: | Drei-Warzen-Verschluss, Drei-Stellungs-Sicherung, Stahlsystemgehäuse mit integrierter Picatinny-Schiene, Laminatschaft, justierbarer Schaftrücken. |
Handhabung im Einsatz: Das Magazin der JPR-1
Die Verriegelung für das Magazin findet sich vorn unten im Abzugsbügel. Der kleine Drücker ließ sich problemlos betätigen und funktionierte einwandfrei. Auch wenn das mitgelieferte, vierschüssige Stainless-Magazin einen sehr hochwertig verarbeiteten Eindruck hinterließ: Um die Patronen in das Magazin zu laden, bedurfte es einiger Fingerfertigkeit. Auch das Einführen des Magazins in den Magazinschacht erschien etwas schwergängig, es glitt einfach nicht geschmeidig in den Schacht. Vielleicht würde es hier bereits helfen, den Schacht leicht anzufasen. Saß das Magazin erst einmal richtig, gab es zudem Zuführungsstörungen – die Patronen stellten sich teilweise beim Einrepetieren quer. Ob die abgefeuerte Hülse dann entweder ins System fiel oder aus dem Auswurffenster geschleudert wurde, hing von der Geschwindigkeit beim Repetieren ab. Das sollte so nicht sein. Muss es zum Glück auch nicht. Auf Nachfrage schickte der Hersteller ein Paket mit Reservemagazinen in die Redaktion, mit von der Partie sowohl zehnschüssige Stahlblechmagazine von Unique Alpine als auch Polymer-Magazine nach AICS-Standard des US-Herstellers Magpul. Sowohl die neuen UA-Magazine aus Blech als auch die Magpul-Magazine aus Kunststoff saßen nicht so stramm im Schacht wie das ursprünglich mitgelieferte Magazin der Testbüchse und repetierten die 6,5er Patronen nunmehr ohne Fehl und Tadel in die JPR-1 Highland.
Exkurs: Die Test-Optik von ZCO
Die Highland wurde mit einem ZCO-Zielfernrohr im Verstellbereich 4-20x50 mit 36-mm-Mittelrohr ausgestattet. Zero Compromise Optic ist eine österreichisch-amerikanische Kooperation. Das 3480 Euro teure ZF wiegt 986 g, bei einer Länge von lediglich 325 mm. Die ultrakurze Bauweise lässt die Optik sehr kompakt erscheinen. Das mechanische System ermöglicht eine Höheneinstellung von 35 Mil (350 cm auf 100 Meter Distanz). Mit dem österreichisch-amerikanischen Kooperationsprodukt von ZCO geht man tatsächlich keine Kompromisse ein. Das hier verwendete MPCT2-Absehen scheint eher gelb als grün beleuchtet, überstrahlt nicht im Mindesten und wirkt glasklar. Die kleinen Striche im Absehen sind unglaublich klar und die Optik schlicht brillant. Für knapp 3.500 Euro bekommt man hier eine ausgezeichnete Optik.
Die JPR-1 Highland von Unique Alpine im Revier und auf dem Stand
Soweit, so gut: Was die Waffe zu leisten imstande wäre, prüften die Tester zunächst auf dem 100-Meter-Schießstand. Die Erwartungen an die Leistungen der Highland waren enorm. Bis auf den Ausreißer der Norma Scirocco II waren die Ergebnisse alle mehr als zufriedenstellend. Neun Millimeter als Fünf-Schuss-Trefferbild für die Target Elite Plus von RWS sind ein Wort. Nur knapp dahinter: die Jagdlaborierung von Hornady mit einer 11-mm-Gruppe.
Für den jagdlichen Einsatz fiel die Wahl dementsprechend auf die Precision Hunter ELD-X aus dem Hause Hornady. Ein neu eingerichteter Sitz und der Start der Blattzeit sollten das Ihre zum Gelingen des Ansitzes beitragen. Kurz nachdem sich die Testerin auf dem Sitz häuslich eingerichtet hatte, raschelten die Buchen verdächtig. Einen Wimpernschlag später trat ein mehrjähriger Bock aus dem Buchenrauschen hervor und stand spitz hinter der einzigen Tanne auf der Schneise. Er sicherte die ganze Zeit in Richtung der Schützin. Zur Salzsäule erstarrt, ließ es sich nicht sonderlich oft bewegen, um sich selbst sowie die Büchse in eine geeignete Schussposition zu bringen. Eine gefühlte Ewigkeit und vier Schritte des Stückes Rehwild später konnte ein Schuss aus der Highland den Bock strecken, auf die unglaubliche Entfernung von acht Schritt. Die gefühlte Ewigkeit stellte sich im Nachhinein als eine Zeitspanne von sieben Minuten heraus. Waidmannsheil und Waidmannsdank.
Exklusives Video:
all4hunters.com mit der JPR-1 Highland bei der Rotwildbrunft
Unsere Empfehlung: Das kann die Unique Alpine JPR-1 Highland in 6,5 Creedmoor sehr gut
Die moderne Erscheinung ist sowohl für Jäger als auch für Sportschützen ansprechend. Mit einem Gesamtgewicht von 4,1 Kilo, knapp 5,1 Kilo inklusive der ZCO-Optik, wird man nur ganz wenig Verwendung für die Waffe auf einer Drückjagd haben oder diese als erste Wahl zu einem Pirschgang mitnehmen.
Für einen Ansitz oder das Schießen auf der Bahn ist diese Waffe auf jeden Fall eine sehr gute Entscheidung. Die JPR-1 Highland kostet 1.850 Euro und verträgt insgesamt noch etwas Liebe.
Das Problem eines zu feinen Abzuges sollte nicht mehr nur einfach und unkompliziert im Werk behoben, sondern am besten ganz aus der Welt geschafft werden. Das hatte der Hersteller jedenfalls versprochen. Im Hinblick auf ein leichtgängigeres Magazin ohne Funktionsprobleme hat man in Erding ja bereits Abhilfe geschaffen. Die Präzision des Repetierers spricht jedoch eine Sprache für sich – und das macht sie laut und deutlich: Die JPR-1 Highland von Unique Alpine überzeugt durch ihre sehr gute Schussleistung. Die Preise gehen absolut in Ordnung.
Dieser Testbericht erschien zuerst in der VISIER, Ausgabe 12/2020. Das Heft enthält auch die Schießergebnisse im Detail. Es ist im VS Medien-Onlineshop zu beziehen und dort auch als Digitalausgabe verfügbar.
Weitere Informationen über die Waffen von Unique Alpine erhalten sie auf den Seiten des Herstellers.