Test: Bergara B142 Crest - eine neue  Repetierbüchse mit Carbonschaft für unter 2.000 €. Wie gut ist die Jagdwaffe?

Kohlefaserverbundwerkstoffe kommen mittlerweile häufig dort zum Einsatz, wo Bauteile mit geringem Gewicht und einer extrem hohen Steifigkeit gefragt sind. Nachdem sich die sogenannten kohlefaser- oder auch carbonfaserverstärkten Kunststoffe in der Luft- und Raumfahrt sowie in der KFZ-Industrie bereits länger etabliert haben, greifen seit ein paar Jahren auch einige Premiumwaffenhersteller auf das noch immer moderne Material zurück. So bieten mittlerweile bereits einige renommierte Jagdwaffenhersteller wie etwa Blaser, Sako oder auch Rößler serienmäßig jagdliche Repetierbüchsen mit Kohlefaserschäften an. Preislich setzt die Rößler Titan 6 bei rund 2.900,- Euro an, während für die Sako 85 Carbon Wolf gut 4.500,- und für die Blaser R8 Ultimate Carbon mit ihrem Lochschaft sogar um die 7.000,- Euro fällig werden. Und genau in dieses Marktsegment stößt nun der im spanischen Baskenland beheimatete Lauf- und Waffenhersteller Bergara mit der B142 Crest, die mit einem Preis von unter 2.000,- Euro nun die Gipfel (auf Englisch = Crest) erstürmen soll. Die neue Bergara-Büchse kann laut Hersteller in erster Linie bei der Jagd im Hochgebirge und in sehr weitläufigen Revieren ihrer Bestimmung folgen.

Die Bergara B142 Crest mit Carbonschaft ist in vier Konfigurationen lieferbar: Kaliber .308 oder 6,5 Creedmoor und 51/61 Lauflänge

Neben der Variante in .308 Winchester listet der Katalog von Bergara-Importeur Leader Trading die neue B142 Crest auch noch in 6,5 Creedmoor. Beide Ausführungen sind jeweils mit 20 Zoll (51 cm) oder 24 Zoll (61 cm) langem Lauf zu haben. Im Kaliber 6,5 Creedmoor beträgt die Dralllänge 1:8 Zoll (203 mm) und in .308 Winchester sorgen die 6 rechtsdrehenden Züge dafür, dass sich das Geschoss auf einer Strecke von 10 Zoll (254 mm) im Lauf einmal um die eigene Achse dreht. Kostenmäßig nehmen sich die neuen B142-Crest-Modelle nichts – alle vier Versionen schickt Großhändler Leader Trading mit einer Preisempfehlung von 1.998 Euro in den Fachhandel.

Die Kannelierungen im Lauf der Bergara B142 sparen zusätzlich Gewicht.
Insgesamt sechs Kannelierungen vergrößern bei der Bergara B14die Oberfläche des Laufes und reduzieren das Gewicht der Repetierbüchse neben dem leichten Carbonschaft noch zusätzlich. 

Das Filetstück der B142 Crest bildet natürlich der neue Carbonschaft. Dieser entsteht im CF-RTM-Verfahren (Carbon Fiber-Resin Transfer Molding). Bei dieser Fertigungstechnik wird – vereinfacht gesagt – das Kohlefasermaterial von Hand in eine spezielle Form eingelegt und anschließend flüssiges Kunstharz eingespritzt. Das Harz umschließt dabei die Fasern und das Ganze ergibt nach dem Aushärten ein sehr zugfestes und steifes Bauteil. In diesem Fall einen einteiligen Büchsenschaft, den Bergara wohl in Anlehnung an den aus dem Formel-1-Rennsport geläufigen Begriff mit dem Attribut „Monocoque“ versieht. 

Mit Spacern lässt sich die Schaftlänge der Bergara B142 Crest anpassen.
Zwei 10 mm starke Zwischenstücke zum Anpassen der Schaftlänge legt Bergara der B142 Crest gleich mit in den Karton. 

Der Monocoque-Schaft der Bergara Crest läuft an seinem hinteren Ende in einem satten Monte-Carlo-Effekt aus und wird von einer rund drei Zentimeter dicken, ziemlich weichen Gummikappe abgeschlossen. Der gerade Rücken des Hinterschafts ist für das Visieren mit Zielfernrohr entsprechend hoch gestaltet. Im oberen Drittel fällt er beidseitig etwas breiter aus, so dass hier sowohl Rechts- als auch Linksschützen eine adäquate Wangenauflage finden. An der Unterseite des Kolbens sorgt eine wannenförmige Aussparung dafür, dass die Waffe hinten stabil mit einem Ohrensack oder dem Arm des Schützen unterstützt werden kann. Am vorderen Ende der Aussparung schwillt der Schaft zu einem Pistolengriff an. Die Flanken des Griffs fallen nach beiden Seiten gleichmäßig gewölbt aus und passen ideal für durchschnittlich große Hände. Wie auch die Schäfte der B14-HMR- und Wilderness-Versionen wartet auch der neue Carbonschaft mit zwei Schnittstellenarten zur Befestigung von Trageriemen oder Zubehör auf. Während der Hersteller an der Unterseite des Hinterschafts eine klassische Riemenbügelöse einschraubt, sind am Vorderschaft gleich zwei davon vorhanden. So lässt sich vorne neben dem Trageriemen bei Bedarf auch noch ein Zweibein anbringen. Zusätzlich finden sich an beiden Flanken, sowohl im Bereich des Vorderschafts wie auch des Kolbens, noch Buchsen für Schnellwechselriemenbügelösen, die per Kugelsperrbolzen einrasten.

Sein graugeflecktes Camo-Finish erhält der Carbonschaft in Handarbeit. Farblich ergänzen sich die unlackierten mattschwarzen Carbonflächen und die in zwei Grautönen aufgebrachten Pinseltupfer sehr gut. Das Muster erinnert an moderne urbane Tarnmuster und sollte auch im felsigen Hochgebirge seinen Zweck erfüllen. Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten: Die Oberfläche des Schafts fällt recht glatt aus und bietet feuchten Händen nur wenig Grip – um im Formel-1-Jargon zu bleiben.

Die technischen Konstruktions- und Ausstattungsmerkmale der neuen Repetierbüchse Bergara B142 Crest im Detail:

Die Bergara B142 Crest mit Omni-Mündungsbremse.
Die B142 Crest stattet Bergara serienmäßig mit einer Omni-Bremse auf dem 5/8-24 UNEF-Mündungsgewinde.

Die Grautöne des Schafts passen sehr gut zu der in Sniper Grey gehaltenen Cerakote-Beschichtung, die Lauf und System vor mechanischen und Umwelteinflüssen schützt. Den freischwingenden Lauf schraubt Bergara wie bei allen B14-Modellen in die Systemhülse ein und packt dazwischen noch eine massive Rückstoßplatte. Bei dem Modell Crest setzt Bergara auf den B14-typischen Zwei-Warzen-Verschluss im Stil der Remington 700. Der Bergara-Verschluss öffnet im 90-Grad-Winkel und besitzt einen Ausstoßer im zurückversetzen Stoßboden sowie eine kurze, in die linke Warze eingelassene Auszieherkralle. 

Bei der Crest verpasst man dem Verschlusszylinder allerdings noch spiralförmig angeordnete Ausfräsungen. Solche sogenannten Eisrillen sollten ursprünglich bei militärischen Gewehren den Verschluss auch bei extrem niedrigen Temperaturen oder bei starken Verschmutzungen gangbar halten. Inzwischen haben die Jagdwaffenhersteller allerdings erkannt, dass man damit auch ein paar Gramm an Gewicht einsparen kann. Letztgenanntes gilt bei der Crest auch für die sechs Kannelierungen, mit denen der an der Mündung noch 17,8 Millimeter durchmessende Semi-Weight-Lauf ausgestattet ist. Die bessere Wärmeableitung durch die so vergrößerte Oberfläche des Rohres dürfte bei einer Waffe für die Long-Range- und Gebirgsjagd wohl eher eine untergeordnete Rolle spielen. 

Die Systembettung der Bergara B142 Crest.
Die Systembettung erfolgt bei der B142 Crest unmittelbar im Carbonschaft, bei dem hier auch die korrespondierende Aussparung für das Rückstoßlager gut zu erkennen ist. 

Das System der Crest bettet der Hersteller unmittelbar im Carbonschaft. Dort wird es von zwei M6er-Schrauben gehalten, die durch den Rahmen des mit dem Magazinschacht kombinierten Abzugbügels führen. Unmittelbar vor dem Abzugbügel sitzt ein beidseitig bedienbarer und gut mit dem Zeigefinger der Schusshand erreichbarer Magazinlösehebel. Für den Munitionsvorrat sorgt ein AICS-kompatibles Kunststoffmagazin, in das wahlweise drei Patronen in .308 Winchester oder 6,5 Creedmoor passen. Out of the Box bringt es die Testwaffe in .308 Winchester mit 51-Zoll-Lauf und Mündungsbremse auf 3325 Gramm und eine Gesamtlänge von 1050 Millimetern. Ohne die mitgelieferten Spacer beträgt die Schaftlänge 350 Millimeter. Mit diesen lässt sie sich auf 360 respektive 370 Millimeter erweitern.

Weil sich Bergara bei den Systemabmessungen und Montagebohrungen der B14-Baureihe an denen der Remington 700 orientiert, passen bei der bislang nur in den beiden besagten Standardkalibern angebotenen Crest auch Aftermarket-Montagebasen oder -schienen, die mit 700er Short Action System kompatibel sind. Leader Trading hat mittlerweile aber eigens für das lange wie auch für das kurze B14-System ausgewiesene Picatinny Rails im Portfolio. Die robusten Stahlschienen schlagen mit jeweils 109,- Euro zu Buche und kommen vom italienischen Hersteller Contessa. Links hinten an der B14-Systemhülse sitzt eine wippenartig ausgeführte Kammerfangtaste. Auf der gegenüberliegenden Seite positioniert Bergara den geriffelten Hebelkopf der Zwei-Stellungs-Sicherung, die sich nur bei gespanntem Schloss einlegen lässt und ausschließlich auf den Abzug wirkt. In der Crest verbaut Bergara den hauseigenen Performence Trigger. Der von außen einstellbare Direktabzug findet sich auch in den sportlich ausgerichteten Modellen der baskischen Waffenschmiede wieder. Bei der Testwaffe zeigte die Abzugswaage im Schnitt etwas mehr als 750 Gramm an. Ein Wert, der in Verbindung mit dem absolut trocken stehenden und glashart brechenden Performance Trigger auch den ansonsten einen Stecher gewöhnten Waidmann überzeugen sollte.

Präzisions- und Funktionstest der Bergara B142 Crest mit einem kurzen Exkurs zum Einsatz im Revier:

Blick auf die Sicherung und das Schlössschen der Bergara B142 Crest.
Die Sicherung der B142 Crest lässt sich nur mit Übung lautlos betätigen.

Für den Präzisionstest kam das von uns bereits hier ausführlich getestete Zielfernohr Burris Six Xe 3-18x56 per MAKuik3-Schnellspannmontage auf die zuvor an die Systemhülse geschraubte Contessa-Picatinny-Schiene. So gerüstet musste sich die Crest mit insgesamt sieben Fabrikpatronensorten beweisen. Um es gleich vorweg zunehmen, in Sachen Funktion gab es hier keine Probleme: Alle beim Einschießen und im Test verschossen Patronen wurden sauber zugeführt, zündeten einwandfrei und wurden dann anstandslos ausgeworfen. Die Kammer lief trotz ein wenig Spiels ruckelfrei und weich in der Systemhülse. Der Trigger machte seinem Namen alle Ehre und „performte“ in Matchqualität. Schließlich verhalf der sehr gute Abzug zusammen mit der Zieloptik der Crest auf der 100-Meter-Bahn zu jagdlich deutlich mehr als hinreichenden Fünf-Schuss-Streu­kreisen. Die beste Gruppe gelang den Testern mit der 165 grs (10,7 g) RWS HIT mit 31 Millimetern Durchmesser. Denn größten Streukreis legte die Crest in Form einer 78-mm-Gruppe mit einer anderen der insgesamt sieben Testlaborierungen hin. Aber auch das ist für die präferierte Jagd auf Hochwild im Gebirge allemal ausreichend. Die weiche Gummikappe fängt bereits einiges vom Rückstoß ab, bevor er in der Schulter ankommt, so dass sich die Crest sehr angenehm schießt. Dass sich die Sicherung einer B14 bekanntlich nur mit Übung lautlos betätigen lässt, das trifft leider auch bei der neuen Crest zu.

Modell:

Bergara B142 Crest

Preis:

€ 1.998,-

Kaliber:

.308 Winchester (auch 6,5 Creedmoor verfügbar)

Kapazität:

3 + 1 Patronen

Gesamtlänge:

1.050 mm (bei 51 cm Lauf)

Lauflänge:

51 cm (auch 61 cm verfügbar)

Dralllänge:

254 mm (1:10“), 6 Züge rechts

Abzugsgewicht:

760 g

Gewicht der Testwaffe

3.325 g

Links-/Rechts-Ausführung:

Rechtssystem mit Universalschaft

Ausstattung:

Monocoque-Kohlefaserschaft, Zwei-Warzen-Verschluss, gefluteter Lauf und Systemhülse mit Ceracote-Beschichtung in Sniper Grey, 5/8-24 UNEF-Mündungsgewinde, Omni-Mündungs-bremse, AICS-kompatibles Magazin, vergrößerter Kammergriff, justierbarer Abzug, Zwei-

Stellungs-Sicherung, Gewindebohrungen für mit Remington 700 kompatible Montagebasen.

all4hunters.com Test-Fazit zur Bergara Crest mit Carbonschaft

Unterm Strich bringt Bergara mit der neuen B142 Crest ein relativ leichtes und absolut brauchbares Waidwerkzeug in der von diesem Hersteller gewohnt guten Qualität zu einem für die Klasse der Carbonschaft-Büchsen sehr günstigen Preis von unter 2.000 Euro auf den Markt. Damit setzt der spanische Hersteller ein fettes Ausrufezeichen, was die Preisgestaltung für Büchsen mit Kohlefaserschaft angeht und definiert den Einstiegspreis in dieser Kategorie neu.

 Das hat uns gut gefallen:

 Das fanden wir weniger gut:

Sehr ordentliche VerarbeitungsqualitätRelativ glatte Oberflächenstruktur
Abzug in MatchqualitätLaute Sicherung
Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Diesen Testbericht finden Sie auch in der VISIER 8/2022. Dort sind auch alle Schießergebnisse (sieben Laborierungen) mit V2 und E2 im Detail enthalten. Das Heft gibt es im VS Medien-Onlineshop auch als e-Paper.

Mehr Informationen zur Bergara B142 Crest erhalten Sie auf der englischsprachigen Web-Seite des Herstellers.

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