Als die Steel Action HS im Kaliber .308 Winchester bei uns in der Redaktion ankam, war dies wie ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Man erkennt sich, aber eine Kleinigkeit hat sich verändert. Im Falle der HS (Hunting Short) gab es bereits einen früheren Kontakt anlässlich des Tests in der VISIER vom Juni 2017, als die Repetierbüchsen der Marke Steel Frame frisch auf dem Markt waren.
Doch um die Veränderung im Vergleich zu damals zu erkennen, brauchten die Tester nicht lange. Denn die separate Schaftbacke und die darunter befindlichen Schrauben lassen sich leicht entdecken – die Steel Action HS gibt es jetzt mit einem verstellbaren Schaft. Dieser Schritt zeugt von Konsequenz, denn mit ihrem blitzschnellen Geradezugrepetiersystem schreit die Büchse buchstäblich danach, auf die Bewegungsjagd mitzukommen. Und hier ist neben dem erwähnten, flinken Repetieren eben auch etwas Anderes wichtig: Ein intuitiver und schneller Anschlag, um sich auf die Zielerfassung selbst konzentrieren zu können.
Der Jagdrepetierer Steel Action HS im Detail:
Doch von Anfang an: Hergestellt wird die Büchse von der namensgebenden Steel Action GmbH mit Sitz in Köln. Neben dem Modell HS fertigt man auch das Modell HM (Hunting Medium) – beide wohlgemerkt komplett in Deutschland. Die Namen der Repetierer deuten hier auf die Kalibergruppen hin, in denen sie zu haben sind. Zu den Büchsen selbst gesellen sich zudem jeweils verschiedene Schaftoptionen und Zubehör wie etwa Schalldämpfer, Mündungsbremsen und Optik-Montagen.
Als Testwaffe für den neuen Schaft wurde, wie erwähnt, das Modell HS im verbreiteten und jagdlich vielseitig nutzbaren Kaliber .308 Winchester gewählt. Das System des Gradzüglers fertigt man am Rhein dabei komplett aus Stahl. Es macht bei den ersten, trockenen Repetierversuchen einen sehr wertigen und präzise gefertigten Eindruck. Das System verschließt dabei mit einem Drehkopf mit drei Warzen. Den bewegt der Kammerstengel. Dies geschieht bei der Rückzugs- beziehungsweise Vorschubbewegung im Repetiervorgang. Dabei bewegt sich eine Hülse, die ihrerseits Schlagbolzen, Spannfeder und -element enthält.
Zudem sitzt innerhalb dieser Hülse ein Querbolzen, der auf die Steuerkurve des Verschlusskopfes einwirkt und diesen entsprechend der Bewegung des Kammergriffs ausrichtet. Im System verriegeln die Warzen dann in einer Verriegelungshülse. Die Aufgabe, die genannte Hülse gegen Verdrehen zu sichern, übernimmt ein zuverlässig dimensionierter Bolzen. Den Spannvorgang des Systems bewältigt der Schütze dabei sehr einfach: Ein Druck auf den Schieber am Schlösschen spannt die Waffe. Fällt dann doch kein Schuss, entspannt der Knopf auf dem Schieber die Büchse wieder.
Die Test-Steel Action HS kam zudem mit einer Montageschiene im Picatinny-Stil, dafür aber ohne offene Visierung. Letzteres mag vielleicht den ein oder anderen Waidmann an einer hauptsächlich für die Drückjagd genutzten Waffen stören. Aber Hand aufs Herz: Wie häufig kommen heute noch offene Visierungen bei Bewegungsjagden zum Einsatz? Aus Sicht der Tester recht selten, insofern sehen sie hier kein Problem. Ebenfalls am Puls der Zeit präsentiert sich die Mündung, denn hier findet sich unterhalb einer Schutzabdeckung ein M 15x1-Gewinde. Hier kann der Jäger entsprechend einen Schalldämpfer montieren oder aber den ohnehin geringen Rückstoß der .308 mit einem entsprechenden Mündungsaufsatz weiter reduzieren.
Steel Action HS: Der neue, verstellbare Schaft
Die aktuelle Neuerung aus dem Hause Steel Action stellt der in mehrere Richtungen verstellbare Schaft dar. Das bedeutet konkret: Er besteht aus zwei Bauteilen, dem Hauptteil sowie der Backe. Die thront auf zwei Stangen, die sie mit dem Unterteil verbindet. Am Rand der Verbindung liegen zwei Schrauben. Sie dienen der Höheneinstellung der Kappe und lassen sich problemlos ohne den Einsatz von Werkzeug manipulieren.
Für die Abstimmung der seitlichen Verschränkung hingegen muss Werkzeug zur Hand genommen werden: hierfür erst die Backe ein Stück herausziehen. Steht die Kappe dann ein Stück aus dem Unterteil, zeigen sich Löcher in den Stangen der Halterung. Durch diese kann man nun das mitgelieferte Werkzeug führen, um sie zu lösen. Nun lässt sich die Schaftkappe optimal auf Körper und Physis des Schützen ausrichten.
Aber welche Vorteile bietet das? Aus Sicht der Tester hat man mit einem so auf die eigene Person abgestimmten Schaft zwei erhebliche Vorzüge. Denn zum einen lässt sich die Waffe so einstellen, dass bei einem raschen Anschlag die Sicht des Schützen sofort in der Visierlinie liegt. Ohne diesen Referenzpunkt heißt es, oft viel Arbeit und Training ins eigene Muskelgedächtnis zu investieren, um zuverlässig und wiederholgenau durch die Optik zu blicken. Zumindest ohne dabei nachkorrigieren zu müssen.
Außerdem bietet das auch beim statischen Schießen einen großen Vorteil: Der Schütze bekommt in die eigene Körperhaltung mehr Ruhe, da die Muskulatur sich nicht mit der richtigen Kopf- und Körperhaltung beschäftigen muss – bessere Trefferergebnisse folgen als Konsequenz. Nicht umsonst lassen sich auch hochgezüchtete Match-Waffen bis ins Detail auf die körperlichen Begebenheiten des Sportlers anpassen.
Exkurs: Schafteinstellung der Steel Action HS
Um die optimale Ausrichtung der Schaftkappe zu finden, gibt es einige Methoden. Zwei davon stellten sich aber leider als recht umständlich und unpräzise heraus. Die eine Möglichkeit besteht darin, die Waffe grob einzustellen, dann (blind) in den Anschlag zu nehmen und so häufig zu korrigieren, bis das Auge bei einem bequemen Stand direkt in der Ziellinie liegt.
Eine weitere Methode kann sein, die Waffe in den Anschlag zu nehmen und anschließend eine zweite Person zu bitten, die Justierung nach Gefühl und Augenmaß vorzunehmen. Dabei bleibt jedoch die Genauigkeit auf der Strecke, es muss viel nachkorrigiert werden.
Der (auch vom Hersteller empfohlene) Königsweg: Der Schütze nimmt die Waffe mit montierter Optik in den Anschlag. Dabei hält er die Augen geschlossen. Eine zweite Person leuchtet sodann frontal durch die Optik. Das nach hinten aus dem Okular der Optik austretende Licht zeigt dann die Ziellinie bei optimaler Schießposition. So kann der Schaft genau justiert werden – das Prinzip gleicht dem Einschießen der Waffe.
Der Jagdrepetierer Steel Action HS auf dem Schießstand:
Mit montiertem, drückjagdtauglichem Zeiss Conquest V6 1,1-6x24 ging es auf den Schießstand und dort auf die 100-Meter-Bahn. Die Tester verschossen fünf Laborierungen im Bereich von 136 bis 168 Grains.
Den Sieg konnte dabei das Vollmantelgeschoss von Sellier & Bellot verbuchen, dicht gefolgt vom Teilmantelbleigeschoss desselben Herstellers. Ohne einen Ausreißer hätte dies sogar mit beeindruckendem 7-Millimeter-Streukreis den Sieg eingefahren.
Generell schoss sich die Waffe – auch dank des Kalibers – sehr angenehm. Der verstellbare Schaft konnte, wie schon vermutet, für einen extra-soliden Anschlag sorgen. Auch das Repetieren funktionierte blitzschnell. Was dabei lediglich auffiel: Obacht beim zu behutsamen Manipulieren des Hebels.
Unter Umständen schließt dann die Waffe nicht vollständig und entsprechend kann kein Schuss abgegeben werden. Hier empfehlen die Tester also, ruhig mit dem nötigen Schwung zu arbeiten – dafür ist die Büchse nun mal auch gemacht.
Überblick: Technische Eigenschaften und Preis der Steel Action HS in .308 Winchester
Modell: | Steel Action HS |
Preis: | ab 2.249,- Euro; Testwaffe: 2.668,- Euro |
Kaliber: | Kaliber: .308 Winchester |
Kapazität: | 5 + 1 Patronen |
Länge: | 1.020 mm |
Lauflänge: | 510 mm |
Dralllänge: | 1:11“ (1:280 mm) |
Abzugsgewicht | 500 - 2500 g |
Gewicht: | 3.695 g |
Links-/Rechtsausführung: | Testwaffe rechts |
Ausstattung: | Geradezugrepetierer mit Mündungsgewinde, Picatinny-Schiene und in der Höhe verstellbarer und seitlich zu verschränkender Schaftbacke. Holzklasse 2. |
Unser Fazit zur Steel Action HS
Die Büchse hält, was der Hersteller Steel Action verspricht: Solide und wertige Fertigung, die Schaftverstellung hat sich bewährt. Der Repetiervorgang funktioniert mit dem nötigen Schwung einwandfrei und vor allem schnell. Auch die Präzision präsentierte sich für eine Jagdbüchse ungewöhnlich gut. Der Preis liegt im üblichen Rahmen und geht voll in Ordnung. Wer einen Geradezugrepetierer mit moderner Ausstattung sucht, sollte sich die Steel Action HS in jedem Fall genauer anschauen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der VISIER, Ausgabe 07/2020. Das Heft mit den Schießergebnissen der Steel Action HS kann über den VS Medien-Onlineshop erworben werden. Es ist außerdem in einer digitalen Version verfügbar.
Weitere Informationen zum Steel Action HS Jagdrepetierer finden Sie auf der Webseite des Herstellers.