Der präzise Schuss: Was muss man tun, damit die eigene Jagdwaffe absolut perfekt schießt? 10 Tipps vom Insider.

Fakt ist, jede Waffe hat einen Lebenszyklus und Eigenheiten. Diese sollte man von Anfang an dokumentieren. Ganz gleich ob man nun Jäger oder Sportschütze ist. Im besten Fall notiert man alle Ereignisse mit einer Waffe in einem Schussbuch.

all4hunters/all4shooters.com hatte die Möglichkeit bei einem Präzisionstest dabei zu sein. Eingeladen von Jens Tigges von O.M.I. (Outdoor Marketing International), wollten wir herausfinden, was man als Besitzer einer Jagdwaffe (oder auch Sportwaffe) tun muss, damit die Büchse auch ins Schwarze trifft. Präzision hat viele Fehlerquellen. Die sollte man als Jäger aber auch als sportlich ambitionierter Schütze kennen. Um es vorweg zu nehmen: Wenn man als Jäger lange etwas von seiner Jagdwaffe haben möchte, kommt man um das Thema Waffenpflege und Dokumentation von Ereignissen nicht herum. Sie denken wir übertreiben? Ok, dann schauen Sie sich dazu bitte unser 30-minütiges Video an und urteilen Sie selbst. Es lohnt sich!

Video: Wie erreicht man die beste Präzision? Unsere 10 Tipps präsentiert  mit einer Savage 110 Tactical, einem Leupold VX 5 Zielfernrohr und Hornady Precision Hunter Munition


Doch fangen wir von vorne an und zwar mit dem Begriff "Eingeschossen“. Was bedeutet dieser Begriff eigentlich? Aus der Sicht des Büchsenmachers oder Händlers bedeutet das in der Regel nichts weiter, als dass eine Kontrollgruppe (min. 3 Schuss) mit der Waffe gemacht wurde, meist auf 100 Meter. Mit diesem Kontrollschuss ist die Waffe jedoch noch lange nicht wirklich eingeschossen. In der Regel geht dann erst die Arbeit mit der Waffe los und zwar mit der Suche nach der richtigen Patrone. Und genau an diesem Punkt machen viele Anwender schon den ersten Fehler. Anstatt mit Matchmunition zu beginnen, wird oftmals sofort die Wunschlaborierung gewählt. Wenn die Gruppe auf 100 Meter dann nicht passt, liegt es entweder an der Waffe, dem Zielfernrohr oder an der Munition. Denkt man. Dabei sollte man immer, wenn es um die Wunschmunition geht, mit der jeweiligen Matchmunition der entsprechenden Marke beginnen. Wenn die Gruppe auf 100 Meter mit der Matchmunition passt und der Lauf min. 40 Schuss gesehen hat, wird es mit der jeweiligen Wunschmunition mit großer Wahrscheinlichkeit auch passen oder besser werden. 

Hornady Prezision Patronen
Hornady Precision Hunter Munition

10 Tipps & Tricks für den präzisen Schuss

Tipp 1 ist die richtige Reihenfolge bei der Munitionsauswahl. Nur so kann man die maximale Präzision aus jeder Waffe herausholen. Also: Bitte unbedingt den Lauf einschießen und vorzugsweise mit Matchmunition beginnen und wenn sich Präzision einstellt, dann mit weiteren Tests die geeignete Jagdmunition auswählen. 

Tipp 2 ist das richtige Reinigungsintervall bei den ersten Schüssen mit der neuen Waffe. Gerade bei hochwertigen Läufen gehen Profis folgendermaßen vor: Bei den ersten 10 Schüssen wird die Waffe nach jedem Schuss chemisch gereinigt. Bei den zweiten 10 Schuss dann alle zwei Schuss und bei den dritten 10 Schuss dann nur noch alle 5 Schuss. Den Aufwand den man am Anfang betreibt, zahlt die Büchse bei richtiger und regelmäßiger Waffenpflege mit extrem präzisen Schussgruppen und langen Reinigungsintervallen zurück. 

Tipp 3 ist die Anzahl der Schüsse beim Einschießen, die man benötigt damit sich gute, wiederholgenaue Präzision einstellt. Das ist bei gezogenen Läufen erfahrungsgemäß ab ca. 40 Schuss der Fall. Bei gehämmerten Läufen sind oftmals noch mehr Schuss notwendig, damit sich die maximale Präzision einstellt. Also: Geduld haben und dieses Programm abarbeiten zahlt sich aus.

Tipp 4 ist der richtige Sitz der Montage. Man sollte hier zwingend auf die Herstellerangaben hören und im Zweifel die Montage von einem Profi (Büchsenmacher) montieren lassen. Unterschätzen Sie das Thema Montage auf keinen Fall, gerade dann nicht, wenn man die Waffe, wie zum Beispiel bei einer Kipplaufbüchse üblich, öfter auseinandernimmt. Sie müssen auf den richtigen Sitz der Montage besonders viel Wert legen. Oftmals ist eine nicht im richtigen Drehmoment angezogene Schraube schon das Zünglein an der Waage, die zu Schussabweichungen führt. 

Tipp 5 ist der richtige Schießbock. Benutzen Sie einen, der die Waffe nach vorne und nach hinten gleiten lässt. Damit ist das Justieren des Haltepunktes nach oben oder unten durch einfaches Verschieben der Waffe möglich. 

Tipp 6 ist die richtige Position des Schützen hinter dem Schießbock. Hier sollte man darauf achten, dass man beide Ellenbogen auf den Tisch abgelegen kann und beide Füße nach fest auf dem Boden stehen. Der Tisch (am besten dreibeinig) muss unbedingt feststehen und darf nicht wackeln. Und: er muss wirklich stabil sein. 

Einschusslöcher auf der Zielscheibe
Das Wunschergebnis: eine Schussgruppe von nur 15 mm Streukreis mit der Savage 110 und Hornady Munition

Tipp 7 sind die richtige Bekleidung und der richtige Augenabstand zum Zielfernrohr. Hier sollte man das anziehen, was man als Jäger auch während der Jagdsaison trägt. Hat man eine Picatinny Schiene auf der Waffe, sollte man sich eine zweite Markierung auf der Schiene machen, für den Fall, dass man das Zielfernrohr in der Jagdsaison weiter nach vorn versetzt. Das passiert zum Beispiel dann, wenn man im Sommer auf die Jagd geht und mit dünner Bekleidung die Jagdwaffe in den Anschlag bringt. Schauen sie sich dazu unser Video ab Minute 20:24 an und hören sie den Part "Eye-Box" an. Wie immer wenn das Zielfernrohr abgenommen oder versetzt wird, sollten danach 1-3 Probeschüsse erfolgen, damit man sicher sein kann, dass das Zielfernrohr auch noch richtig sitzt und die Präzision und Treffpunktlage passt. 

Tipp 8 ist der Boxdrill. Versuchen sie es ruhig einmal, mit der Waffe einen Boxdrill zu schießen. Der Vorteil des Boxdrill ist, dass man erstens mehr Vertrauen in Waffe und Zielfernrohr bekommt und zweitens die Verstellgenauigkeit des Zielfernrohres kontrolliert. Mehr Details dazu gibt’s im Video. 

Tipp 9 ist der Trockenabschlag. Mit dem Trockenabschlag simuliert man den Abzugsvorgang. Hier kann man ein Gefühl für den Abzugsvorgang bekommen und sieht etwaige Fehler, die im scharfen Schuss unbemerkt blieben. 

Tipp 10 ist das Schussbuch. Auch wenn es übertrieben klingen mag, doch das, was die Sportschützen nutzen, ist auch für den Jäger ein hilfreiches Tool. Gerade wenn es um Ereignisse geht, die man mit der Waffe erlebt hat, hilft ein Schussbuch definitiv weiter. In diesem Buch werden Reinigungsintervalle aber auch plötzlich auftretende Schussabweichungen notiert. Wer diesen Aufwand betreibt wird lange etwas von seiner Waffe haben.  


Die Ausrüstung in unserem Video:

Waffe: Savage Tactial 110 Hier gab es schon mal einen Artikel zur Savage Tactical auf all4hunters/ all4shooters
Munition: Hornady Precision Hunter in 6.5 Creedmoor Lesen Sie hier wie sich die 6.5 Creedmore gegen die .308 Win schlägt
Optik: Leupold VX 5 HD 3-15x56 Hier finden Sie weitere Infos zu den Zielfernrohren der Marke Leupold

Wir bedanken uns bei Jens Tigges von OMI und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung dieser Tipps.

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