Noch so eine "gut und günstig" – Waffe. Was die bringt? Das waren die ersten Gedanken beim Auspacken der Mercury Rover Hunter G2. Die Waffe ist in der Tat echt schlicht und schnörkellos. Aber was ist mit dieser Mercury-Sache? Nach kurzer Recherche wird klar – die Waffe sollte etwas können, denn sie ist aus dem Hause Sabatti. Das ist eine der Kult-Schmieden aus Italien und seit dem frühen 18. Jahrhundert in der Region von Brescia ansässig. Guckt man sich die Firmenhistorie an, stellt man fest, dass diese Marke noch immer fest in Familienhand ist. Den Entwicklern von Sabatti muss niemand etwas zum Bau von Waffen und Läufen erklären, das können die schon – nicht nur in der klassischen Ausführung, nein, auch in Modern. Fragt sich, warum Frankonia die Waffen als "Mercury" anbietet. Weil der Merkur der Sonne am nächsten ist? Weil er der schnellste der Planeten ist? Oder weil Merkur nach einem Götterboten benannt wurde, der im alten Rom als Gott der Händler und Diebe verehrt wurde? Man weiß es nicht … Was super ist, dass im aktuellen Frankonia Katalog bei den Mercury-Modellen "made by Sabatti" steht – ein guter Anfang! Das sieht übrigens auch Emanuele Sabatti, der Eigentümer der Marke, so. Die Modelle von Sabatti/Mercury gibt es übrigens nicht nur bei Frankonia, sondern auch bei vielen anderen Fachhändlern. Frankonia übernimmt hier die Rolle des Importeurs und Großhändlers.
Aber zurück zum Hauptakteur, der Rover Hunter G2. Was kann man von einer Waffe für 799,00 Euro erwarten? Die 30-06er Testwaffe wiegt solo 3.100 Gramm und samt Glas und Montage (Noblex NZ6 inception 3-18 x 56, Leupold-Ringe) 3.960 Gramm. Sie hat eine Gesamtlänge von 106 Zentimeter und einen schwarz brünierten 56 Zentimeter Lauf. Es stehen zwei weitere Kaliber zur Auswahl: 8 x 57 IS und .308 Winchester. Das Kunststoff-Einsteckmagazin fasst 3 Patronen, eine weitere Patrone findet ihren Platz im Lauf. Der Schaft mit der 3 Zentimeter starken Gummikappe wird als robustes Polymer-Element ausgelobt. Eine Riemenbügelöse befindet sich im hinteren unteren Drittel des Schaftes. Der Schaftrücken hebt sich farblich vom Rest des Hinterschaftes ab. Sieht aus wie etwas Höhenverstellbares, aber man sucht die notwendige Vorrichtung zum Lösen und Verschieben vergeblich. Stattdessen gibt‘s bei Frankonia 2 weitere Varianten für den Schaftrücken, um die Waffe individueller anzupassen. Das geht bei dem Preis in Ordnung.
Auch die Gummischaftkappe könnte selbsttätig getauscht werden. Der Pistolengriff steht recht gerade und wirkt etwas knapp. Während der Griff etwas kurz ist und im ersten Moment so aussieht, als könne man ihn nicht sicher umgreifen, bietet die ergonomische Aussparung im Hinterschaft extra Halt. Rechts seitlich neben dem Verschluss sitzt die Zwei-Stellungs-Sicherung. Sie wirkt auf den Schlagbolzen. Drückt man den Pin nach hinten, erscheint ein weißer Punkt, Verschluss und Abzug lassen sich nicht mehr öffnen respektive auslösen. Drückt man den Pin nach vorn, gibt‘s einen roten Punkt: Die Waffe ist schussbereit. Ist sie gespannt, tritt am Verschluss fühlbar ein Teil hervor. Diese Spannanzeige schließt nach dem Feuern wieder bündig ab. Der Kammerstängel mit 60-Grad-Öffnungswinkel lässt sich angenehm bedienen. Die Kugel oder besser der tropfenförmige Griff des Kammerstengels wirkt recht zart, lässt sich aber via TX40-Torx-Schraubendreher wechseln. Der Verschluss hat 3 Riegelwarzen, ist nicht poliert, hakelt leicht und machte am Anfang leichte Kratzgeräusche beim Repetieren.
Dies liegt wohl daran, dass in der Produktion aufs letzte Finish verzichtet wurde, um die Preiskategorie bedienen zu können. An sich sitzt der Verschluss aber satt und schließt sauber, was das wichtigere Qualitätsmerkmal ist. Und auch das Kratzen schleift sich im Lauf der Zeit ein. Da kann man natürlich nachpolieren, aber aufpassen, sonst fehlen plötzlich waffenteilrelevante Nummern. Oder man nimmt einfach etwas Fluna-Tec - ein Hightech Guncoating, das den Verschluss leichter laufen lässt.
Der Feinabzug löst bei 1.200 Gramm sauber und kratzfrei aus und ist auf Werte von 1.000 bis 2.000 Gramm einstellbar. Unter dem Systemkasten befindet sich die Öffnung für das Einsteckmagazin. Man muss den Behälter ganz genau ansetzen, um ihn einzustecken. Sitzt das trotz seines Kunststoffmaterials wertig anmutende Magazin, gibt es keine Störungen. Sehr schön und modern ist die angedeutete Aussparung im Schaft seitlich über dem Magazinschacht. Die Verriegelung für das Magazin ist im Abzugsbügel vorne unten. Der kleine Knopf lässt sich mühelos betätigen und funktioniert einwandfrei. Auf dem Systemkasten prangt eine geteilte Picatinny-Schiene. Auch im Vorderschaft ist ein trapezförmig anmutendes Fischhautmuster eingearbeitet, wie beim Pistolengriff recht knapp bemessen. Ebenfalls sehr praktisch ist die unten am Vorderschaft verwendete M-Lok-Schiene. Hier ist bereits die Riemenbügelöse eingearbeitet. Die Schiene bietet noch Spielraum für weitere kleine Anbauteile. Bleibt noch der Lauf: Er hat ein M 15 x 1-Mündungsgewinde unter dem passgenau sitzenden Zierdeckel. Der Lauf hat einen Durchmesser von 18 Millimeter und einen 12-Zoll-Drall.
Einsteigerwaffe: Die Repetierbüchse Mercury Rover G2 Hunter von Sabatti im Praxistest
So weit, so gut. Was die Waffe leistet, sollte sich mit fünf Patronensorten auf der 100-Meter-Schießbahn zeigen. Los ging‘s mit der Doppelkern-Patrone von RWS. Sie überzeugte auf Anhieb mit einem 17 Millimeter Streukreis. Ebenfalls top waren Hornady SST (21 Millimeter) und Norma Bondstrike (23 Millimeter). Wirklich schlechte Ergebnisse oder Ausreißer gab es nicht. Der Testerin will die Waffen auch stets jagdlich führen. In dem Fall etwas schwieriger, pfiff doch ein Sturm nach dem anderen über die Hügel des Revieres.
Aber wie heißt es so schön: "Ans Sofa kommen sie nicht." So passten wir alle Gelegenheiten ab und versuchten unser Glück auf Fuchs. Als Munition kam wieder die klassische RWS Doppelkern (DK) mit, zudem trug das Gewehr den im eigenen Konvolut vorhandenen Schalldämpfer Hausken JD224. Natürlich gab es vor dem Einsatz mit dem veränderten Set Probeschüsse. Die vielversprechenden Stellen waren schnell abgeklappert, aber ohne Erfolg. Dann eine Einladung, wieder auf Fuchs. Sehr gern, wehte an dem Abend doch nur ein laues Lüftchen statt der angesagten Böen. Der Platz schien nicht vielversprechend, aber der Jagdherr würde mich schon nicht grundlos dort platziert haben. So hieß es, auszuharren und die Umgebung zu studieren. Bei spektakulärem Abendrot und einer Flut von Sonnenuntergangsbildern auf dem Handy trat ein beachtlicher Rüde aus dem Waldrand sichernd hervor. Der Wind küselte, aber man kann nicht immer mit perfekten Bedingungen jagen. Es musste schnell gehen, der Rüde nahm Fahrt auf, um ans andere Ende der Wiese zu gelangen. Ein schriller Ruf ließ ihn verharren und ein nachfolgender Schuss aus der Mercury an Ort und Stelle verenden. Waidmannsheil und Waidmannsdank.
Technische Daten und Preis der Mercury Rover G2 Hunter
Modell: | Mercury Rover Hunter G2 |
Kaliber: | .30-06 Springfield (auch lieferbar: .308 Win. und 8 x 57 IS) |
Kapazität: | 3 + 1 Patronen |
Länge: | 1.060 mm |
Lauflänge: | 56 cm (22") |
Dralllänge: | 12" (305 mm) |
Abzugsgewicht: | ca. 1.200 g |
Gewicht: | 3.100 g |
Links-/Rechtsausführung | Rechtsausführung |
Preis: | 799,- Euro |
Ausstattung: Picatinny-Sockel, Mündungsgewinde M 15 x 1, Drei-Schuss-Magazin, Drei-Warzen Verriegelung, Gummischaftkappe, Schaftrücken wechselbar, einstellbarer Feinabzug, Schlagbolzensicherung. |
Fazit: Unser Eindruck zur Mercury Rover G2 Hunter Classic
Die Mercury Rover Hunter G2 ist "gut und günstig". Moderne und Funktionalität prägen das Gesamtbild. Was dran sein muss, ist da, funktioniert gut und es gibt sogar Extras. Der Hinterschaft sieht mit der leicht extravaganten, scheinbar aufgesetzten Schaftrückenerhöhung wertig und schneidig aus, davon unterstützt, dass sich der Schaft nach unten hin verjüngt. Schaftrücken wie -kappe lassen sich anpassen. Die notwendigen Teile gibt es als Hinterschaftset für knapp 50,00 Euro bei Frankonia. Der Tausch kann zu Hause erfolgen. Der Pistolengriff ist relativ kurz und steht auch ziemlich gerade. Kein Nachteil dank der ausgeformten ergonomischen Partie für den Handballen. Der einstellbare Abzug funktioniert tadellos, dito die Zwei-Stellungs-Sicherung. Sie ist zuerst vielleicht etwas laut, aber hat man sich miteinander arrangiert, flutscht es prima ohne Geräusch. Weiterer Pluspunkt: die Schlagbolzensicherung. Der Kammerstengel wirkt irgendwie kurz, sicher auch wegen des 60 Grad Öffnungswinkels. Die tropfenförmige Kugel am Griff fügt sich in den unaufdringlichen Look ein, ist allen Testern aber zu klein. Wer will, kann das mit wenig Aufwand gegen etwas ihm Passenderes tauschen.
Zwei Picatinny-Basen, zwecks zusätzlicher Stabilität integraler Bestandteil des Systems. Die Leupold-Ringe haben sehr gut damit korrespondiert. Damit zum Glas Noblex NZ6 inception 3 – 18 x 56. Für 945,- Euro gibt‘s sehr viel. Der praktische Lagesensor schaltet den Leuchtpunkt nach 3 Stunden ab. Dieser Punkt ist brillant, ganz fein und strahlt nicht. Die Verstellung erfolgt stufenlos und läuft sehr angenehm. Das Sehfeld ist groß und super klar. Eine weitere sehr angenehme Überraschung dieses Test-Sets. Das getestete Set schlägt mit 1.744,00 Euro zu Buche. Man bekommt eine tolle (Einsteiger-)Waffe, die entgegen aller Skepsis sehr gut verarbeitet ist und sehr gut in der Handhabung. Selbst mit dem für den jagdlichen Einsatz aufgeschraubten Schalldämpfer ist die Mercury gut ausbalanciert. Sie liegt satt im Anschlag, schwingt gut, die Streukreise sind vorzeigbar. Mit den zur Verfügung stehenden Allround-Kalibern bleiben sicher kaum Wünsche offen.
Zum Abschluss ist noch wichtig zu wissen, dass es sich bei den Mercury/Sabatti Modellen die den Namen Rover tragen um eine ganze Serie von Repetierern handelt. Das hier getestete Modell ist die günstigste Einsteigerversion. Hier finden Sie alle Modelle der brandneuen Sabatti Rover Serie, die es in Deutschland exklusiv bei Frankonia gibt.
Das hat uns gut gefallen: | Das fanden wir weniger gut: |
- Gute Präzision | - Repetieren geht am Anfang etwas hakelig (wird mit der Zeit besser) |
- Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sowohl bei der Waffe, oder auch im Set mit dem Noblex Zielfernrohr | - Design: Fischhaut, Kammergriffknopf etwas zart |
Mehr Informationen zu der Waffe gibt es bei Frankonia und natürlich beim Hersteller, Sabatti.