Testwaffe: Krieghoff Semprio in .30-06 mit Blaze Orange-Schaft
Unsere Testwaffe Krieghoff Semprio präsentierte sich optisch auffällig in Blaze Orange mit einer Art Realtree-Muster. Haptisch sehr angenehm zeigte sich der Überzug des Vorder- und Hinterschaftes mit einer Soft-Touch-Gummierung. Diese bietet auch bei widrigstem Drückjagdwetter bestmögliches Handling. Der Hinterschaft wies einen geraden Schaftrücken ohne Backe auf. An sich mutete der Schaft schmal an. Der hintere Teil schloss mit einer 15 Millimeter schmalen, schwarzen WEGU-Gummischaftkappe ab. Im unteren Teil des Schaftes befand sich die Aufnahme für einen QD-Port. In der Nachsuchen-Variante ist eine Riemenbügelaufnahme in der Mitte des Hinterschaftes möglich. In den Pistolengriff war für die bessere Griffigkeit eine Art Fischhaut eingeschnitten. Die Form des Griffs schmiegte sich insgesamt gut an den Handballen. Aus dieser Position heraus ließ sich der Spannschieber auf dem Kolbenhals des Repetierers mit dem Daumen sehr gut erreichen.
Die Technik der Krieghoff Semprio
Der Systemkasten wies eine mattschwarze Eloxierung auf. Der Weg vom Pistolengriff zum Abzugsbügel unterhalb des Systemkastens zeigte sich recht weit und der Direktabzug war mit einem Abzugsgewicht von etwa 1.250 g sehr stramm eingestellt. Werkseitig eingebaut: ein Rückstecher. Im vordersten Teil des Schaftes befindet sich die zweite QD-Aufnahme. Der Lauf präsentierte sich mattschwarz und mit einer Hardcoat-Beschichtung versehen. Die getestete Semprio hatte ein 14 x 1-Mündungsgewinde und das Kaliber .30-06 Springfield. Wie bei allen Waffen dieses Typs setzt Krieghoff auf eine Kombi-Handspannung. Dieses System benötigt keine separate Sicherung, da die Waffe entspannt geführt und erst unmittelbar vor Schussabgabe gespannt und somit auch schussbereit gemacht wird.
Der Spannschieber wird dafür mit dem Daumen in Richtung Lauf nach vorne gedrückt. Zum Entspannen muss man den Wippmechanismus auslösen, also den Spannschieber noch etwas weiter nach vorne drücken und dann langsam zurückgleiten lassen. Dieser Vorgang kann mit ein wenig Übung total lautlos durchgeführt werden. Das Laden der Waffe kann sowohl durch das Eindrücken der Patronen durch das Auswurffenster ins Magazin erfolgen, als auch über das herkömmliche Laden des Magazins. Da dies innen liegend ist, muss zunächst die Waffe vollständig geöffnet werden. Dafür den Spannschieber aus der Entspannt-Stellung nach rechts und leicht nach vorne drücken. Jetzt lässt sich die Laufeinheit nach vorne ziehen. Dann den Magazinverriegelungshebel zurückziehen, der sich mittig an der Vorderkante des Magazins im Vorderschaft befindet. Nun kann das Magazin geladen werden. Soll die erste Patrone aus dem Magazin in das System repetiert werden, erfolgt dies ähnlich wie bei herkömmlichen Vorderschaftrepetierern.
Das einzigartige In-Line-Repetiersystem der Krieghoff Semprio funktioniert, indem der gesamte vordere Teil der Waffe nach vorne geschoben wird. Das innen liegende System mit sieben Verriegelungswarzen wird freigegeben und eine Patrone aus dem Magazin kann einrepetiert werden. Im Zurückschieben des Vorderteils wird das System wieder verriegelt. Zur Schussabgabe heißt es dann, den Spannschieber nach vorn zu drücken. Vor und hinter dem Auswurffenster befindet sich die Schwalbenschwanz-Ausfräsung für die Krieghoff-Aufkippmontage. Zwei vorgestanzte Löcher werden durch die Montage-Basis ausgefüllt und mittels zweier kleiner Hebel festgestellt. Wird das Zielfernrohr aufgesetzt, muss darauf geachtet werden, dass ein kleines Klick- Geräusch beim Festdrücken der Hebel ertönt, um die sichere Befestigung des Glases zu gewährleisten.
Das In-Line-Repetieren kann unter keinen Umständen lautlos von statten gehen. Muss es aber auch nicht zwingend, da die Semprio zwar als Allround-Waffe deklariert wird, aber das Haupteinsatzgebiet auf jeden Fall auf Drückjagden sein wird. Der besondere Vorteil des In-Line-Systems liegt darin, dass der Vorgang des Repetierens in einer linearen Bewegung erfolgt. Ein Umgreifen für den nächsten Schuss bleibt aus, der Schütze kann auf dem Ziel bleiben und in einer flüssigen Bewegung zur Abgabe eines zweiten Schusses kommen. Der Vorteil gegenüber einem Halbautomaten liegt in der Anzahl von Patronen, die geladen werden dürfen.
Auf Gesellschaftsjagden kann man die Semprio in der Safe-to-Carry-Stellung führen. Hier ist für jedermann ersichtlich, dass der Verschluss geöffnet und die Waffe nicht schussbereit ist.
Die Krieghoff Semprio kann ebenso als Take-Down-Waffe bezeichnet werden, denn der Schütze benötigt kein weiteres Werkzeug, um sie in zwei Teile zu zerlegen. Das Packmaß der Krieghoff liegt bei etwa 82 cm. Besonders praktisch und ein optisches Schmankerl: der passende Koffer zur Waffe. Hier haben die vordere und hintere Baugruppe jeweils ein festes Fach mit Klettverschluss zum Sichern. Weiterhin bietet der Koffer Stauraum für das Zielfernrohr sowie für andere nötige Kleinigkeiten. Aufgeräumt und sicher verstaut kann die Waffe sorgsam transportiert werden.
Die technischen Daten der Krieghoff Semprio:
Modell | Krieghoff Semprio in Kaliber .30-06 |
Preis: | 3.755.- € (UVP) |
Kaliber: | .30-06 Springfield |
Gewicht: | 3.100 g |
Lauflänge: | 55 cm |
Abzug: | Direktabzug mit Rückstecher |
Laufdurchmesser: | 15,5 mm |
Drall: | 24,4 cm |
Kapazität: | 4 + 1 Patronen |
Laufprofil: | Züge und Felder |
Material: | Holz, Metall |
Sicherung: | Handspanner |
Ausführung: |
In-Line-Repetierer mit ZF-Montage-Basis, eloxiertem Lauf und
Systemkasten, Blaze Orange Finish, Soft-Touch-Gummierung, WEGU-Gummischaftkappe, QD-Port-Aufnahmen |
Mit der Krieghoff Semprio auf dem Schießstand
Der Krieghoff Inline Repetierer ging in den Test mit einem Zeiss Conquest V6 2-12 x 50 . Das Gewicht der Optik betrug 620 g (mit Innenschiene 655 g). Das Zielfernrohr weist eine Gesamtlänge von etwa 335 mm mit dem Absehen 60 in der zweiten Bildebene auf. Der Leuchtpunkt ist stufenlos dimmbar. Dieser ist besonders hell und kann so auch bei Tag wunderbar genutzt werden. Der große Zoom-Bereich bot ein kompromissloses Einsetzen zu Drückjagdzwecken, bei der Pirsch oder vom Ansitz. Nach dem Einschießen kann der obere Turm mit einem Torx-T20-Schlüssel genullt werden. Das Zielfernrohr hat keinen Zero-Stop. Die ASV kann in der Höhe für das Schießen auf weitere Entfernungen optimal genutzt werden. So eingestellt ging es dann auf den Schießstand.
Für den Test wurden Fabrikpatronen und handgeladene Patronen aus der Krieghoff Semprio verschossen: Von 150 Grains Remington bis hin zu den 180 Grains H-Mantel-Geschossen von RWS . Die Auswahl der Munition erfolgte hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt, mit einem Jagdgewehr auch jagdliche Munition verschießen zu wollen und um ebenfalls zu testen, ob der Lauf vielleicht unterschiedlich auf verschiedene Arten von Munition reagiert. Bei den Fabrikpatronen lag die bleifreie RWS Evo Green mit HIT-Geschoss am besten. Der Streukreis der Sellier & Bellot-Munition wurde nicht gewertet. Die Schüsse waren über die gesamte Scheibe verteilt und dementsprechend nicht aussagekräftig. Deswegen fiel diese Sorte aus dem Test. So wanderten noch 3 selbstgeladene Testladungen mit je 5 Schuss durch den Lauf. Als Pulver wurde das RS 52 verwendet, als Zünder die Federal GM210 mit RWS-Hülsen.
Test-Fazit: Das leistet die Krieghoff Semprio auf der Drückjagd
Die Semprio macht auf Drückjagden viel Freude. Das weltweit einzigartige In-Line-Repetiersystem von Krieghoff ermöglicht es dem Jäger, schnell zu repetieren und sofort wieder schussbereit zu sein, ohne die Waffe abzusetzen oder umzugreifen. Die Handhabung gestaltet sich einfach und angenehm. Krieghoff bedient mit der Semprio das obere Preissegment. Die Waffe ist optisch und haptisch besonders wertig durch die Verarbeitung der einzelnen Komponenten. Sowohl die Gummierung für die Drückjagd- Variante als auch der Systemkasten und die innen liegenden Teile sind robust und solide. Das Metallmagazin ist im Gegensatz zu vielen derzeit üblichen Kunststoffmagazinen eine große Freude. Der Direktabzug steht trocken und kriecht nicht. Sollte jemand etwas mehr Feinheit wünschen, wird diese mit dem werksmäßig verbauten Rückstecher erfüllt. Die Betätigung des Handspanners erfordert kaum Kraft, aber einen eher langen Daumen. Alternativ und immer wieder gern genommen, das Drücken mit Daumen und Zeigefinger. Bauart bedingt ist, wie erwähnt, ein lautloses Repetieren nicht möglich, was bei dem Einsatz auf Drück- und Bewegungsjagden auch nicht nötig ist. Der Spannschieber hingegen kann vollkommen geräuschlos betätigt werden.
Für die Krieghoff Semprio muss man etwa 3.755,- Euro (samt Montage) ausgeben. Das Geld ist eine sehr gute Investition für drückjagdbegeisterte Jäger, Hunde- und Nachsuchenführer.
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Denn der Hersteller bietet aktuell (Stand Mai 2019) in Deutschland einen speziellen Testservice an. Probieren Sie dieses innovative System vor einem Kauf unter realen Bedingungen aus. Ob beim Ansitz, bei der Drückjagd oder auf der Pirsch. Sprechen Sie mit Ihrem Büchsenmacher, er ordert bei KRIEGHOFF eine SEMPRIO und stellt sie Ihnen zur Verfügung. Diese Aktion ist für Sie unverbindlich und kostenfrei. Anfallende Mietkosten für Schießstand und Schießkosten, sowie Munitionskosten sind im Testservice nicht inbegriffen. Eine tolle Idee - und eine wirklich gute Gelegenheit diese innovative Waffenkonstruktion in der Praxis auszuprobieren.
Der vollständige Test mit allen Schießergebnissen der Krieghoff Semprio in .30-06 Springfield erschien zuerst in der
VISIER 1/2019
. Diese Ausgabe ist noch über den
VS Medien-Shop
erhältlich, sowie ganz bequem
digital zu lesen
.
Mehr Informationen zu allen Varianten und verfügbaren Kalibern der Krieghoff Semprio gibt es auf der Website des Herstellers