Dass Kimber mehr kann als nur 1911er und Revolver, das dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Außerdem startete das Unternehmen aus Yonkers, New York, zu Beginn mit der Produktion von Gewehren, ehe es sich im Laufe der Jahrzehnte einen schon fast legendären Ruf im Bereich der 1911er erwarb.
Aber eben auch auf anderen Gebieten beweisen die Amerikaner, dass sie es einfach draufhaben. Als Beispiel seien etwa die Kimber Caprivi oder die Kimber Advanced Tactical SOC II genannt. Und nun landete über den Generalimporteur Ferkinghoff International eine neue Büchse 84M auf dem all4hunters-Tisch: Sie hört auf den Namen "Mountain Ascent" (was in etwa so viel wie "Bergaufstieg" bedeutet).
Der erste Eindruck von der Kimber 84M Mountain Ascent:
Als das Gewehr dann auf den Tisch respektive in die Hand wanderte, fiel eines sofort auf: das geringe Gewicht. Selbst mit dem montierten Trijicon-Glas (3-9x40) hatte man das Gefühl, kaum etwas in der Hand zu haben. Gerade einmal rund 2.700 g brachte die Mountain Ascent samt der Optik auf die Waage – im Kaliber .308 Winchester (zudem stehen bei der Mountain Ascent noch andere Kaliber zur Wahl, etwa .30-06 Springfield, .300 Winchester Short Magnum, .300 Winchester Magnum oder .280 Ackley Improved). Auch andere Personen nahmen die Büchse in die Hand und waren von dem Gewicht angetan.
Ein anderer Punkt, der auf Zustimmung stieß, war das Camo-Muster. Entfernt erinnert es mit den unregelmäßigen Mustern an das Dazzle-Muster von Schiffen aus dem Ersten Weltkrieg. Bei Kimber läuft diese Version unter der Bezeichnung Optifade-Forest-Country, die den Kevlar-Carbon-Schaft einhüllt. Wie man an dem Schaftmaterial schon erkennt, hat Kimber bei dieser Waffe alles unter ein Motto gestellt: Gewichtsreduktion. Dass man dennoch oder gerade deswegen noch mehr auf andere Details achtete, wird schon an der Schaftkappe deutlich. Bis zu 2 cm dick zeigt sich dieses Teil am Ende der Waffe, um den Impuls des Schusses möglichst stark abzufangen. Ein anderer Part der Waffe – um nun nach vorne zu gehen – stellt die Mündungsbremse dar, die auf das Mündungsgewinde geschraubt wird und bei Bedarf auch einem Schalldämpfer weichen kann. Das versprach im praktischen Test eine ruhig schießende Waffe, so zumindest die Vermutung der Tester.
Die obligatorischen Riemenbügelösen finden sich unterhalb von Hinter- und Vorderschaft. Der Schaft an sich fällt schlank und schlicht aus. Keine Inlays oder Fingermulden, aber durch den Überzug des Schaftes hat der Schütze einen guten Halt. Der Pistolengriff präsentiert sich dünn, so dass der Nutzer bequem zupacken kann. Der hier verwendete Match-Abzug lässt sich einstellen und erlaubt so, das Abzugsverhalten auf die eigenen Bedürfnisse abzustellen.
Beim Lauf setzt Kimber auf eine dünne Match-Version aus Edelstahl, die in der hinteren Hälfte kanneliert ist. Edelstahl kam ebenso bei der Systemhülse (samt Bohrungen für die Optikmontage) und beim Verschluss selbst zum Einsatz. Der Verschluss zeigt sich ebenfalls kanneliert, so wie auch der Kammerstengel. Das System selbst verriegelt mittels zweier Verriegelungswarzen und verfügt über einen langen Mauserauszieher. Beim System 84M handelt es sich um ein Kurzsystem, abgestimmt auf Patronen wie eben die .308 Winchester. Das reduziert die Gesamtlänge der Waffe, spart wieder Gewicht und begünstigt die Funktion und sichere Patronenzuführung.
Die Kimber Mountain Ascent hat eine Dreistellungssicherung, an der man wiedererkennen kann, wo alles Gewicht fehlt – und noch etwas anderes. Steht die Waffe auf "Feuer", sieht man hinten am Hebel über dem Schlösschen einen roten Punkt in einer Vertiefung. Geht man auf die Halbstellung, also "Sicher und Kammer lässt sich öffnen", sieht man vor dem Sicherungshebel an der Basis eine Einbuchtung, in der nächsten Stellung "Sicher" deren zwei. Also statt Punkten hat man einfach Material rausgenommen. Allerdings sollte man dort einen Tropfen Farbe investieren, einfach, um es kenntlich zu machen. Zumal die Mittelposition schnell mal "überdrückt" wird.
Wer sich nun dafür interessiert, welche Magazine man für diese Kimber verwenden kann, der wird enttäuscht. Die Mountain Ascent verfügt über kein externes, sondern nur über ein internes 4 Schuss-Magazin. Sprich: Dreht man die Waffe um, sieht man vor dem Abzugsbügel nur Schaftmaterial.
Ingesamt liefert Kimber mit der 84M Mountain Ascent eine durchdachte, leichte und führige Waffe, die auf das Einsparen von Gewicht getrimmt wurde. Doch es blieb die Frage offen, ob man dann ebenfalls bei der schießtechnischen Qualität Abstriche in Kauf nehmen muss? Für den Test ging es auf den Schießstand der SLG Niederweimar. Die mitgelieferte Optik in Form des Trijicon 3-9x40 (Triangel Rot) blieb an Ort und Stelle, da sie zur Waffe passte und ohne Batterien für das Leuchtabsehen auskommt (Stichwort: Lichtsammlerstäbe), was bei der Pirsch- oder Bergjagd durchaus ein Vorteil sein kann.
Technische Daten und Preis der Kimber 84M Mountain Ascent:
Modell: | Kimber 84M Mountain Ascent |
Preis: | 2.449,- Euro |
Kaliber: | .308 Winchester |
Kapazität: | 4+1 |
Länge: | 1.050 mm |
Lauflänge: | 560 mm |
Dralllänge: | 1:12 |
Abzugsgewicht: | einstellbar |
Gewicht: | 2.200 g |
Links-/Rechts-Ausführung: | Rechtsausführung |
Ausstattung: | Repetierbüchse mit Mündungsbremse, kanneliertem Matchlauf, langem Mauser-Auszieher, einstellbarem Matchabzug. |
Kimber Mountain Ascent in .308 Winchester – der Praxis-Test:
Die Kimber Mountain Ascent sollte dann auf der 100-m-Bahn zeigen, was sie zu leisten imstande ist. An Laborierungen standen sowohl bleihaltige als auch bleifreie Geschosse auf dem Testtableau. Die Geschossgewichte deckten die Spanne von 147 bis 180 Grains ab. Im Test schaffte es keine der Sorten unter die 20-mm-Grenze, was den Streukreis anging. Aber selbst der letzte Platz in der Wertung wies immer noch beachtliche 32 mm auf. Den Sieg sicherte sich mit 21 mm die schwere RWS Uni Classic (180 Grains), vor der GECO Target FMJ mit 22 mm (147 Grains) und der Hornady American Gunner BTHP (155 Grains) mit 24 mm. Es sei noch erwähnt, dass die Geschwindigkeiten innerhalb der jeweiligen Sorten überaus konstant waren und nur um maximal 15 Meter pro Sekunde voneinander abwichen.
Die Waffe selbst lag im Schuss besser, als man es zunächst von Testerseite erwartete – noch ruhiger als angenommen. Ein geringes Steigen war zu verzeichnen, das aber gerade nach oben ging. Etwas fester zuzupacken kann aber nicht schaden, wie sich bald zeigte, um eher wieder im Ziel zu sein. Störungen traten nicht auf. Die Mountain Ascent führte jede Patrone einwandfrei zu und warf die Hülse ebenso zuverlässig wieder aus. Der Abzug war eine Wucht und löste trocken aus. Nur die Dreistellungssicherung könnte etwas strammer auf der Mittelposition packen.
Welche Kritik gibt es an der Mündungsbremse der Kimber?
Man kann es unumwunden sagen, dass die Waffe die in sie gestellten Erwartungen mehr als erfüllte, eher sogar übererfüllte. Das geringe Gewicht in Verbindung mit dem Kaliber hatte die Tester doch zweifeln lassen, ob alles passen würde. Das ganze System harmonierte. Die Schaftkappe fing den Impuls ab, die Mündungsbremse versah ihre Arbeit und das Repetieren lief flüssig und ohne Störungen ab. Eine Sache fiel aber auf, die so bislang in keinem Test auftrat. Beim Einschießen zeigte sich, dass die Waffe mit steigender Schusszahl "unruhiger" zu werden begann. Des Rätsels Lösung: Die Mündungsbremse löste sich immer wieder leicht. Anscheinend versetzten die heißen Gase diesem Bauteil einen Schubs, was am Ende dazu führte, dass man doch wieder eine halbe oder viertel Umdrehung nachziehen musste. Hier sollte man nacharbeiten. Ansonsten passte an der Mountain Ascent alles.
Test-Fazit zur Kimber 84M Mountain Ascent:
Die Kimber 84M Mountain Ascent schreit förmlich nach Pirsch und der Bergjagd. Bedenkt man, dass die Waffe über Stunden bergauf und bergab getragen werden muss, so dürfte der Jäger um jedes Gramm dankbar sein, das er nicht bewegen muss – zumal ja auch noch die andere Ausrüstung wie Fernglas oder Pirschrucksack oder Pirschstock dazu kommt. Und genau hier kann die Kimber-Büchse ihre Stärke ausspielen. Und vom Schussverhalten – dank dicker Schaftkappe und dem Dämpfer – stellt sie eine moderne Alternative dar, die gute Ergebnisse liefert. Der nicht alltägliche Verschluss und das Camo-Muster machen dieses Gewehr außerdem zu einem echten Hingucker auf jeder Jagd. Das fehlende, herausnehmbare Magazin war einer der negativen Punkte. Wegen der Optik gestaltete sich das Laden als etwas schwierig, da man die Patronen unter dem Zielfernrohr hindurch in das interne Magazin bugsieren musste. Da ist es doch schöner, einfach ein Magazin von extern einzuführen. Der Preis von über 2.000,- Euro für diese Büchse führte bei den Testern zu wiegenden Köpfen. Wert ist sie es allemal. Qualitativ gab es an der Waffe nichts zu bemängeln, aber ein Preis knapp unter der 2000-Euro-Schallmauer wäre eventuell doch verkaufsfördernder für diese Kimber-Jagdbüchse, die sich so erfrischend von der Masse abhebt.
Weitere Informationen zur den leichten Repetierern der Mountain Ascent-Familie erhalten Sie auf der Homepage von Kimber.