Langzeittest mit Video: HERA H6 im Kaliber .223 Remington – innovative Repetierbüchse mit seitlichem Magazin

Die Repetierbüchse HERA H6 wurde bereits auf der Jagd & Hund 2023 vorgestellt. Wir hatten damals aktuell über die Waffe berichtet. Daraufhin hatten wir die Gelegenheit, die Büchse – auch im Revier – zu testen. Nun konnten wir die H6 jedoch über längere Zeit im regelmäßigen Einsatz begutachten und liefern Ihnen nun unseren Langzeitbericht zum ungewöhnlichen Jagdgewehr im Kaliber .223 Remington.

Recap: Die Repetierbüchse HERA H6 und ihre technischen Details

Test-Konfiguration der HERA H6 auf dem Schießstand.
Unsere Test-Konfiguration der HERA H6 auf dem Schießstand.

Im Rahmen der Entwicklung der HERA H6 wurde besonders auf ein schlankes Design des Systems geachtet. Dies führte zur Entscheidung, die Patronenzufuhr zu verlagern und den nun für die Waffe charakteristischen, linksseitigen Magazineinschub zu implementieren. Dieser Ansatz bietet Vorteile in der Führigkeit sowie beim Schießen mit Hilfe einer Auflage. Ein typisches Beispiel dafür ist der Einsatz der Waffe auf dem Hochsitz: Der Magazinschacht ist nicht mehr im Weg, wodurch die Auflagefläche optimal genutzt werden kann. Aber diese Platzierung des Magazins limitiert den Platz und dadurch auch die technisch möglichen Kaliber. Die typischen Jagdkaliber .308 oder .30-06 sucht man vergeblich.

Blick auf das System der HERA H6 im Detail.
Blick auf das System der HERA H6. Der Hersteller fertigt es komplett aus Stahl.

Das System der H6 kommt komplett aus Stahl gefertigt. Die Konstruktion umfasst eine einteilige Verschlusshülse und einen laserverschweißten Kammerstengel. Der Verschluss des HERA H6 ist mit einem zwangsgesteuerten T-Auszieher ausgestattet, der sowohl ein sicheres Ausziehen als auch maximale Auflageflächen der Verschlusswarzen gewährleistet. Der Abzug bietet eine mit dem Abzugfinger bedienbare Sicherung. Er wird von Recknagel in Bergrheinfeld gefertigt, während alle anderen Teile der Büchse dirket bei HERA Arms in Unterfranken entstehen.

Der Hinterschaft bringt eine verstellbare Wangenauflage mit und kann um 180 Grad abgeklappt werden. Der Vorderschaft hingegen bietet die klassischen M-Lok Schnittstellen zur Montage von entsprechendem Zubehör.

Langzeittest: Unsere Erfahrungen mit der HERA H6 in Kaliber .223 Remington in Kombination mit dem DDoptics V6-Zielfernrohr und einer ERATAC-SD Montage im Revier

Für unseren Test haben wir die HERA H6 im Mini-Kaliber .223 Remington mit einem DDoptics V6 2,5-16x42 ausgestattet. Das Glas bietet eine sehr gut zur Waffe passende Anmutung, und bietet auch eine ordentliche Lichtleistung. Vorne an der Mündung fand noch der Schalldämpfer SOB 3D von ERA Silencer seinen Platz. Montiert wurde Schalldämpfer der mit dem ERA LOC-System. Hintergrund ist hier, dass wir einen SD im Kaliber .30 nutzten und ihn somit einfach zwischen Waffen tauschen konnten. Mit zur Jagd kam die Waffe dem Kaliber entsprechend im Niederwildrevier.

HERA H6 aufgelegt auf Autodach.
Im Dauertest bei all4hunters.com: Der seitliche Magazineinschub der HERA H6 vergrößert den Auflagebereich. Wir haben den Schaft zusätzlich mit einem Loden-Überzug ausgestattet.

Im Einsatz konnten wir feststellen: Die Waffe zeigte sich als unheimlich robust. Der Polymerhinterschaft in Kombination mit dem den Lauf verdeckenden Handschutz im AR-Stil verzeiht das Anstoßen oder Hängenbleiben mit der Waffe durchaus. Auch konnten wir im Dauertest nicht einen Anflug von Rost feststellen. Diese Robustheit macht die Waffe insbesondere natürlich auch als "Niederwild-Arbeitstier" für etwa Berufsjäger zu einer guten Wahl. Zudem bietet der für eine jagdliche Repetierbüchse ungewöhnliche Vorderschaft beim Auflegen den Vorteil, dass er unabhängig von Auflagepunkt und Druck keinen Kontakt zum Lauf herstellt. Die Führigkeit und der Klappschaft der Hera H6 spielten Ihre Stärken nicht nur auf der Kanzel aus, sondern insbesondere auch beim Transport im Auto. Die Büchse ist unfassbar schnell und sicher zum Transport untergebracht und ebenso schnell entnommen, geladen und im Revier einsatzbereit. Positiv tat sich ebenso der Recknagel-Abzug hervor: Direkte Auslösung, kein Knarzen oder Kratzen.

Praktische Abstriche hingegen musste die Büchse auf der Pirsch hinnehmen. Durch den seitlichen Magazineinschub haben beide Waffenseiten (andere Seite: Kammerstängel) eine "Erhöhung" die uns durchaus im Rücken zu stören vermochte.

Die Kombination konnte uns insgesamt für den oben beschriebenen Einsatzzweck absolut überzeugen: Das DDoptics V6 2,5-16x42 machte sich auf der HERA  H6 sehr gut, optisch als auch in Hinblick auf den Gebrauchswert. Eine größeres Objektiv wäre ob der Verwendung als Niederwildkombination definitiv nicht notwendig gewesen. Ebenso war der SOB 3D Schalldämpfer eine gute Wahl. Trotz des größeren Kalibers des Schalldämpfers war seine Leistung mehr als ausreichend.

Alle Praxiseindrücke und mehr Details von Gerd Mürmann gibt es oben in unserem Video!

Erlegter Rehbock mit HERA H6 im Revier.
Erfolgreicher Reviereinsatz: Die HERA H6 konnte uns im Dauereinsatz im Niederwildrevier überzeugen. Unter anderem konnten wir mit der Waffe mehrere Stücken Rehwild erlegen.

HERA H6 in .223 Remington: Test-Fazit und Anwendungsbereich

Insgesamt waren wir mit der HERA H6 mehr als zufrieden. Für den Niederwildjäger, der Wert auf Holzklasse und Gravur legt, ist die Waffe sicherlich keine gute Wahl, denn damit kann die H6 nicht dienen. Wer jedoch ein echtes Arbeitstier sucht, das seinen Job auch bei Wind und Wetter im Niederwildrevier erledigt und dabei auch noch Wert auf Führigkeit legt, der hat mit der H6 seinen Kandidaten gefunden. Dazu bietet die Waffe dank M-Lok und Picatinny-Schnittstellen auch noch viele Optionen zur Individualisierung mit Anbauteilen. Mit einer UVP von 1.429,- Euro kann sich das Preis-/ Leistungsverhältnis zudem mehr als sehen lassen. Neben der von uns getesteten Variante in .223 Remington ist die Waffe übrigens auch im Kaliber .300 BLK verfügbar. Bei der Jagd auf Rehwild ist die Energieabgabe des kleinen Kalibers der limitierende Faktor. Möglichst hohe Geschossgewichte können helfen, diese Limitierung etwas auszugleichen. Hier haben wir mehr Details zu den möglichen jagdlichen Entfernungen mit kleinen Kalibern sowie Munition von Hornady in der HERA H6.

Doch wie sagt Gerd Mürmann im Video durchaus emotional: "Ich werde die HERA H6 vermissen". Die Dauertestwaffe ist nun auf dem Weg zurück zum Hersteller.