Test: Dynamic Arms Research DAR-10 Hunter − was kann die jagdliche Variante des AR-10-Selbstladers?

An der Auswahl an Halbautomaten im Stil des AR-10 mangelt es ja heute nicht mehr. Neben den aus den USA importierten Marken haben inzwischen auch die meisten deutschen AR-15-Hersteller eine Baureihe für ausgewachsene Patronen im Größenbereich der .308 Winchester/7,62x51 mm im Sortiment. So auch Dynamic Arms Research, ein kleines Unternehmen mit Sitz im sächsischen Fraureuth. Um sich aber heute mit einem AR-10-Gewehr von der Konkurrenz absetzen zu können, schadet es sicherlich nicht, auf besondere Alleinstellungsmerkmale zu setzen, sei es etwa über die Ausstattung oder über einen günstigen Preis. Im Fall von DAR setzt man in erster Linie auf individuelle Ausstattung nach Kundenwunsch, Qualität Made in Germany und die gediegene Verarbeitung bis ins Detail.

Die Selbstladebüchse DAR-10 im Detail

Verbindung des Handschutzes der DAR-10.
Zu den Markenzeichen von DAR zählt der angeflanschte Handschutz, eine stabile Verbindung ohne jeden Kontakt zum Lauf.

Am Basisprinzip des AR-10 hält man auch im sächsischen Fraureuth bei DAR fest. Beim DAR-10 handelt es sich um einen Gasdrucklader mit Drehwarzenverschluss und direkter Gasübertragung durch ein Gasrohr direkt auf den Verschlussträger. Die Gasentnahme lässt sich hier von vorn passend zur Munition verstellen. Im Bereich Bedienung berücksichtigt man Linkshänder mittels eines zusätzlichen Verschluss-Entriegelungshebels. Zudem offeriert DAR beidseitige bedienbare Sicherungsflügel und Durchladehebel, nur der Magazindruckknopf liegt stets klassisch vor dem Abzugsbügel. Was die Selbstlader des Unternehmens auszeichnet, sind die erstklassigen Passungen der Teile inklusive des Handschutzes und Gehäuses und das feine Finish. Beim Thema Finish sei zudem angemerkt, dass die Firma nahezu alle Stahlteile der Büchsen inklusive des Laufinnenprofils und diverser Kleinteile nicht durch Brünieren oder Phosphatieren, sondern durch eine Tenifer-Vergütung (Nitrierung) vor Kratzern, Verschleiß und Rost schützt. Prinzipiell lässt sich über die Selbstlader aus Fraureuth sagen, dass fast alle Metallteile inklusive der meisten Kleinteile bis hin zu Bolzen aus eigener Produktion stammen. Egal ob aus Aluminium oder Stahl, um dem eigenen Qualitätsanspruch gerecht zu werden, setzt man größtenteils auf Eigenfertigung. Allein bei den Rohren vertraut DAR stets solchen der Marke Lothar Walther. Die meisten DAR-Versionen kommen mit Walther-Läufen aus kohlenstoffhaltigem Stahl, einige Varianten hingegen mit solchen aus Edelstahl. Ausnahme Nummer 2: Dynamic Arms Research stellt keine Abzüge her. Man bietet stattdessen Standard-AR-Abzüge an, bevorzugt verbaut man in Fraureuth aber die Match-Abzüge der Uhl GmbH aus Syrgenstein. Alternativ zum Uhl-Abzug offeriert man aber auch einen Wettkampfabzug des US-Abzugsspezialisten Timney, der sich als Direktabzug ohne Vorweg vor allem für dynamische Action-Sportarten wie IPSC empfiehlt. Die 3. Ausnahme: Kunststoffteile von DAR hat man nur in Form eines extraleichten Kohlefaser-Handschutzes für die hauseigenen DAR-15 im Repertoire.

DAR-10 mit entnommenem Magazin und Patrone.
Oberhalb des konventionellen Magazinauslösers integriert DAR auch eine Taste zur Verschlussentriegelung in die rechte Seite des Verschlussgehäuses.

Fast alle anderen Bauteile aus Polymer kommen vom US-Hersteller Magpul, etwa die Pistolengriffe, Magazine und die Hinterschäfte. Der gummierte, mit Fingermulden ausgestattete Griff des Testexemplars stammt allerdings nicht aus dem Hause Magpul, sondern kommt von dem amerikanischen Griffhersteller Hogue. Anders als bei den DAR-15 muss man sich beim DAR-10 keine großen Gedanken um die Austauschbarkeit mit anderen AR-10-Herstellern machen. Das DAR-15 orientiert sich größtenteils an Milspec-Abmessungen, das gilt aber definitiv nicht für die Passungen zwischen den Gehäusehälften und deren Haltepins. Hier arbeitet DAR mit besonders kleinen Toleranzen; will man nun etwa ein Wechelsystem eines anderen Herstellers nutzen, dann berät man sich am besten im Vorfeld mit DAR, ob Anpassarbeiten erforderlich sind. Bei Halbautomaten des nach Art des AR-10 existiert aber kein internationaler Standard für Funktion oder Teile-Maße und da bildet DAR keine Ausnahme: Griffe, Hinterschäfte, Mündungsaufsätze und Magazine stellen kein Problem dar, dazu einige Kleinteile wie etwa AR-Abzüge. Alles andere zum Um- und Aufrüsten eines DAR-10 sollte besser direkt von Dynamic Arms Research stammen. Was die Kaliberwahl betrifft: .308 Winchester ist beim DAR-10 Standard, aber 6,5 Creedmoor stellt auch kein Problem dar. Außerdem tüftelt man in Fraureuth weiterhin an Varianten in Kalibern wie .260 Winchester, .338 Federal oder .358 Winchester.

Die DAR-10 in Custom oder vorkonfiguriert

Charging-Handle-Verschlussträger und Upper-Receiver des DAR-10.
Sauber verarbeitete Oberflächen finden sich auch im Inneren. Metallteile kommen bei DAR aus Deutschland, bis auf den Walther-Lauf zumeist aus eigener Fertigung.

Dynamic Arms Research ist ein kleines Unternehmen, das aktuell 5 Mitarbeiter zählt. Trotz Einsatz modernster Maschinen kann man hier angesichts der vielen Custom-Optionen schon fast von einer Manufaktur sprechen. Das Unternehmen verkauft inzwischen nicht mehr direkt an Endkunden, aber deren Beratung ist weiterhin möglich. Allerdings bevorzugt zunächst per Email, denn DAR ist zu klein, um ständig eine Telefonzentrale zu besetzen. Alternativ geht man mit oder ohne konkretes Konzept zum Waffenhändler seines Vertrauens und berät mit diesem eine individuell passende Büchse samt deren Ausstattungsmerkmalen im Detail. Dann wendet sich der Fachhändler (am besten schriftlich) an den Hersteller zwecks weitergehender Beratung und der Preiskalkulation. Das funktioniert theoretisch bei jedem deutschen Waffenhändler. Dynamic Arms Research präsentiert aber auf der Unternehmensseite auch eine Liste von Händlern, mit denen man bereits seit Jahren gut zusammenarbeitet. Aber wie steht es um die Lieferzeiten? Laut Auskunft des Herstellers bemüht man sich, die gängigsten Lauf-Konfigurationen stets ab Lager vorzuhalten. Dann kann es von der Bestellung bis zur Auslieferung in einem günstigen Fall rund 2 Wochen dauern. Einige Sonderwünsche kosten natürlich mehr Zeit, etwa eine Beschichtung mit Cerakote. Da bei DAR die meisten Teile aus Stahl und Aluminium bis auf die Abzüge im Haus gefertigt werden und die Polymer-Bauteile von Magpul hierzulande immer gut verfügbar sind, wird es bei längeren Lieferzeiten praktisch immer an Sonderwünschen hinsichtlich des Laufes hängen. Die müssen nämlich immer zunächst bei Lothar Walther bestellt werden. Dann kann es geraume Zeit dauern, bis der Laufrohling mit Sonderkontur, -Länge oder exotischem Kaliber auch geliefert wird und dann muss es noch bei DAR komplett endbearbeitet werden. Wer beim Rohr Sonderwünsche hat, der sollte mehrere Monate Lieferzeit der fertigen Büchse einplanen.

DAR-10 − Das Modell Hunter:

Verschluss und Abzugseinheit des DAR-10.
Das DAR-10 Hunter hat einen verstellbaren Matchabzug von Uhl. Stahlteile werden bei DAR nahezu ausnahmslos Tenifer-vergütet.

Das Modell Hunter trägt seinen Namen aufgrund der besonders schlanken Laufkontur. Dadurch wirkt die Büchse für ein 308er AR angenehm führig, das Leergewicht bleibt unter vier Kilogramm. Beim genauen Hinschauen merkt man schnell, dass der Hersteller besonderes Augenmerk auf die Passungen, Kantenbearbeitung, Spaltmaße und das gleichmäßige Oberfl ächenfi nish legt. Hier klappert nix, und die Gehäusehälften passen beinahe nahtlos zueinander. Die piekfeine Verarbeitung findet sich auch im Detailbereich wie etwa dem Gehäuseinneren, dem Verschlussträger oder dem Übergang von Handschutz zu Upper Receiver. Der 36 cm lange Dural-Handschutz von DAR hat keinerlei Verbindung zum Lauf, auch nicht wie bei anderen Befestigungssystemen üblich über die Rohrhaltemutter. Stattdessen befestigt man den Vorderschaft rechts und links des Upper Receiver über einen in beide Baugruppen integrierten Flansch. Dieser bietet genügend Platz für jeweils einen Passtift im Inneren sowie 2 Halteschrauben auf jeder Seite. Die durchgehende Schiene auf 12 Uhr (Toprail) kann man bei Dynamic Arms wörtlich nehmen: Die Picatinny-Schiene des Gehäuses als auch die Toprail des Vorderschaftes bilden gemeinsam einen kompletten Montagezahn, die durchgehende Montageschiene nach MilStd 1913 (Picatinny) wird also auch an ihrem Verbindungsstück nicht unterbrochen. Zubehör wie Picatinnyschienen oder QD-Ösenadater befestigt man hier über dem hauseigenen System namens RTS. Dieses besteht aus Langlöchern und M4-Gewindebohrungen, wodurch eine form- und kraftschlüssige Verbindung zwischen Handschutz und Anbauteilen geschaffen wird. Alternativ offeriert DAR auf besonderen Kundenwunsch aber auch Vorderschäfte mit Keymododer M-LOK-Schnittstellen.

Mit der Hunter von Dynamic Arms Research auf dem Schießstand

Auf dem Schießstand hinterließ das Testexemplar einen praxisgerechten Eindruck für einen Jagdselbstlader. Der verstellbare Teleskopschaft CTR von Magpul verhilft durch die angedeuteten Wangenauflagen zu einem soliden Anschlag. Durch den dünnen Lauf schießt sich die Hunter allerdings auch im Vergleich zu anderen AR-10 in .308 Winchester sehr schnell heiß. Man muss merklich früher mit negativen Mirage-Effekten über Rohr und Handschutz rechnen und die schlanke Laufkontur wirkt sich auch auf die Streukreise aus. Match-Büchsen haben ja nicht ohne Grund erheblich wuchtigere Läufe. Die DAR-10 in der Konfiguration Hunter empfiehlt sich insbesondere für Einsatzbereiche, bei denen der Halbautomat durch sein vergleichsweise niedriges Gewicht punkten kann.

Fazit

Ultimativ wird ein DAR-10 auf dem Stand oder bei der Jagd nichts fundamental anders machen als ein AR-10 anderer Hersteller mit einem hochwertigen Lauf. Doch angesichts der vielen Ausstattungsoptionen und der außerordentlich feinen Verarbeitung im Detail erscheint der Mehrpreis durchaus gerechtfertigt. Wer für gehobene Qualität von "Fit and Finish" bereit ist, tiefer in die Tasche zu greifen, der liegt bei Dynamic Arms Research richtig.


Mehr Informationen über die Selbstlader auf AR-Basis erhalten Sie auf den Seiten von Dynamic Arms Research.

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