Mit der Geradzugbüchse Maral setzte Browning vor einem Jahrzehnt Maßstäbe – das Vorbild war ein Selbstlader.

Ein Geradzugsystem? Worüber reden wir da eigentlich?

Wenn wir über ein Geradzugsystem diskutieren, wissen Waffenfachleute sofort, dass es sich dabei um ein Gewehr handelt. Ein Repetiergewehr, um genau zu sein. Was unterscheidet es von allen anderen Gewehren? Die Tatsache, dass es sich um eine Waffe handelt, bei der manuell nachgeladen wird. Und was unterscheidet sie von Hebel-, Pump- oder Slide Actions oder üblichen Repetierern? Die Tatsache, dass der Verschluss nur durch eine lineare Bewegung betätigt wird. Mit anderen Worten, es handelt sich um eine Repetierbüchse, bei der das Auswerfen, Nachladen und Spannen durch die geradlinige Vor- und Rückwärtsbewegung eines vom Jäger oder Schützen betätigten Hebels erfolgt. Dieser Verschlusstyp ist heute bei vielen Gewehren aller Hersteller anzutreffen und besteht in der Regel aus einem Verschluss mit zwei unabhängigen Teilen: Der Verschlusskopf dreht sich zum Ver- und Entriegeln des Verschlusses, während der Verschlusskörper sich nach hinten bewegt, den Zündmechanismus spannt und die nächste Patrone aus dem Magazin zuführt, und zwar durch eine einfache lineare Bewegung, die vom Bediener durch Betätigung des Griffs ausgeführt wird. Das Aussehen der Waffe ähnelt also sehr stark dem eines Repetierers mit gewöhnlichem Zylinderverschluss, aber es ist keine Drehung des Verschlusses erforderlich, sondern ausschließlich eine lineare Bewegung. Daher lässt sich dieser Gewehrtyp schneller nachladen, dies nach etwas Übung ohne dass man den Blick von der Visierung nehmen müsste.

Maral in der Version Reflex Nordic Composite
Die Browning Maral in der Reflex Nordic Composite Version und als Linksausführung, mit werkseitig montiertem Kite K1 Rotpunktvisier und Kohlefaserschaft

Die Geradzugverschluss-Büchse als Königin der Vielseitigkeit

Blick in den Verschluss
Browning: Durch das Maral-Gehäuse hindurch ist der drehbare Verschlusskopf zu sehen, der das System verriegelt.

Trotz der bereits erwähnten äußerlichen Ähnlichkeit mit Repetierbüchsen, die auf den großzügigen Verschlussknauf zurückzuführen ist, scheinen alle Ordonnanzgewehre in Wahrheit viel mehr von Halbautomaten als von den Repetierbüchsen des Mauser-Typs inspiriert zu sein, wenn man die technischen Details betrachtet. Eine technische Analyse des Nachlademechanismus macht sofort deutlich, dass sie tatsächlich von Halbautomaten abgeleitet sind, wobei der wichtigste Unterschied darin besteht, dass der Gasdruckzylinder durch eine manuelle Mechanik ersetzt wurde, die vom Jäger bedient werden muss.

Wie sollte man die Konstruktionsweise also betrachten? Nicht mehr und nicht weniger als das hocheffiziente, komprimierte Optimum (vor allem in Bezug auf die Sicherheit bei Nachschüssen) sowohl für alle Formen der Selektionsjagd als Territorium der Repetierbüchsen. Aber sie ist auch konkurrenzfähig bei der Drückjagd, in erster Linie der Schwarzwild-Drückjagd, in der sonst die wenigen jagdlich genutzten Halbautomaten agieren. Knapp hinter den Zylinderverschluss-Büchsen, was die Präzision angeht, und das nur auf große und sehr große Entfernungen. Und sie sind den Halbautomaten fast ebenbürtig, was die Nachladegeschwindigkeit angeht.

Ein Geradzugrepetierer ist also das perfekte Gewehr für Jäger, die sich für Großwild in all seinen Formen begeistern, sowie der ideale Begleiter für den Berufsjäger im Allgemeinen, der in jeder Situation ein äußerst zuverlässiges Werkzeug benötigt, um die Effizienz der Jagd zu steigern und vor allem, um jede mögliche Gefahr zu vermeiden.

Das Maral-System: Ein Geradzugrepetierer nach Browning-Art

Kurz bevor die Patrone ins Lager geschoben wird
Die nächste zuzuführende Patrone ist hier komplett im Verschlussfenster der Browning Maral zu erkennen.

Konnte es sich ein so großes Unternehmen wie Browning also leisten, nicht in dieses sehr interessante Marktsegment einzusteigen? Natürlich nicht. Zunächst analysierte Browning den internationalen Markt, mit besonderem Augenmerk auf die Länder, in denen der Gebrauch von Halbautomaten verboten ist, wo die Großwildjagd aber eine Art Religion darstellt. Dann versuchten sie, die beste Lösung zu finden, nur um festzustellen, dass sie die Lösung für die Probleme der Zuverlässigkeit und Einfachheit bereits im eigenen Haus hatten. Der Namensgeber des Unternehmens, John Moses Browning, hatte das Modell BAR schon um 1916/1917 als leichtes Maschinengewehr entworfen. Das BAR machte zwar erst ab dem Zweiten Weltkrieg und bis in den Koreakrieg eine Militärkarriere in den USA, war aber für viele Einsatzzwecke zu schwer und mit einem 20-Schuss-Magazin auch mit zu geringer Schusskapazität. Für die Verwendung als Grundlage für einen kommerziellen Repetierer eignete sich das in Millionenauflage gebaute BAR-System durchaus.

Die untypische hintere Position des Repetierhebels
Browning Maral: Auch die hinterste Rückwärtsposition des Spanngriffs stört nicht beim Zielen; das Auge kann weiter frei ins Okular blicken.

Um eine Browning BAR in eine Maral zu verwandeln, genügte es, den Spanngriff auf den Verschlussträger wirken zu lassen, seine Form zu ändern, um die Beweglichkeit und Ergonomie zu verbessern, und sowohl die Rückstoßfeder als auch den Gasblock zu eliminieren. Beides sind Komponenten, die bei vielen Feuerwaffen – wenn auch nicht bei Browning – kritisch sein können.

Ist das alles? Nicht ganz und nicht nur, denn in Herstal wollte man ja etwas besonders Raffiniertes schaffen. Die Maral ist in der Lage, sowohl den Berufsjäger in Afrika zu zufriedenzustellen, der einen letzten Schuss auf ein verwundetes Wildtier abgeben muss, als auch die anspruchsvollsten Wildschweinjäger, von den Jägern aus dem Hochsitz bis hin zu den passionierten Jagdhunde- und Drückjägern in all ihren Formen.

VIDEO: Browning Maral im Praxiseinsatz (Herstellervideo)


Mündung und Korn
Die Mündung der Browning Maral in der Version SF Fluted, mit geflutetem Lauf,  ohne Mündungsgewinde. Das seitlich verschiebbare Korn hat einen Fiberoptik-Einsatz.

Bei all diesen genannten Jagdformen ergeben sich nämlich oft Anlässe für schnelle Nachschüsse: Können Sie sich vorstellen, wie schnell sich ein nur verwundeter Büffel bewegt? Bei der Wildschweinjagd, wenn die Hunde eine Herde Wildschweine entdecken, die schnell laufen und nur für wenige Augenblicke auftauchen, ist die Möglichkeit eines schnellen zweiten Schusses, um mehr Beute zu machen (oder vielleicht ein Nachschuss auf ein großes Tier, das nur verwundet ist), unerlässlich. Das sind Situationen, in denen selbst das manuelle Zurückführen des Verschlusses in die gesenkte und verriegelte Position Zeit kostet und dazu führen kann, dass die Waffe von der Visierlinie abweicht, wenn man nicht genug geübt hat. Daher die geniale Idee, als Erbe des Browning-Selbstladers BAR sozusagen: Der Geradeauszug der Maral wirkt nur auf die Rückwärtsbewegung des Verschlusses. Die Wieder-Verriegelung in der Batterie wird erreicht, indem man den Ladegriff einfach nach vorne gleiten lässt. Der gesamte Vorlauf des Verschlusses findet innerhalb des Rahmens der Waffe statt, was eine schnelle und äußerst präzise Bedienung garantiert.

Nahansicht des Gehäuses
Nahaufnahme des Maral-Gehäuses: zu sehen sind der Schlitten, der den Schlagbolzen spannt, der Spanngriff und die Optikschiene.

Es ist daher kein Zufall, dass Browning damit wirbt, es sei "das schnellste Geradzug-Gewehr auf dem Markt"! Die Maral verfügt über einen Schlitten zum manuellen Spannen des ersten Schusses: Es ist nicht nötig, den Schlagbolzen bei jedem Schuss neu zu spannen, denn nach dem ersten Schuss und dem Zurückziehen des Verschlussgriffs müssen Sie nur den Abzug für den Folgeschuss betätigen. Ohne den Blick von der Visierlinie zu nehmen, zieht man den Verschluss zurück, und eine spezielle Feder sorgt für das Spannen und Verriegeln des Verschlusses. Die Auswurf- und Nachladezeit entspricht der des Rückstoß-/Mündungsfeuer-Managements, das heißt, sie ist praktisch unmittelbar. Das von Browning "Quick Reloading System" getaufte Konzept ist also ein großer Vorteil. Dies sind Dinge, die die Maral auch nach fast einem Jahrzehnt auf dem Markt immer noch attraktiv machen, sowohl für Jäger als auch für alle Wettbewerber, die sich daran messen lassen müssen.

Adrien Koutny, bei Browning zuständig für Produkttests und die Pressebetreuung, geriet ins Schwärmen, als wir ihn auf die Vorteile der Maral-Baureihe ansprachen: "Darüber könnte ich tagelang reden. Aber kurz gesagt: Die Maral ist das schnellste Geradzugsystem, weil man beim Nachladen mit dem Auge an der Visierung bleiben kann. Und auch das sicherste: Der Verschluss verriegelt vorn im System, und es gibt einen Handspanner für den ersten Schuss. Der Lieferumfang enthält alles, was man zur Anpassung benötigt, etwa Abstandhalter für die Schaftkappe, Riemenhalter, sogar Ersatzmagazine oder eine Mündungsbremse bei manchen Modellen. Und dank der ergonomischen und justierbaren Schaftrücken der Composite-Schäfte erlaubt die Maral schnelle instinktive Schüsse. Unser Leuchtpunktgerät  K1 sitzt so flach vor der Nomad-Schiene, dass man mit montiertem ZF darüber hinwegschaut oder ohne ZF allein mit dem K1 bei schnellen Schüssen das Ziel instinktiv erfassen kann."

Das sind die verschiedenen Versionen der Browning Maral-Büchse

Heute, nach jahrelanger Praxis und Erfolg, ist die Maral (benannt nach dem Cervus elaphus maral, besser bekannt als der kaspische Rothirsch) in einer Reihe von verschiedenen Versionen erhältlich, von denen jede fast beliebig ausgestattet werden kann, für jeden Geschmack und jeden Zweck. Sie sind sowohl in Rechts- als auch in Linkshänderausführung erhältlich, in allen wichtigen Kalibern von .308 bis .300 Winchester Magnum, einschließlich 9,3X62 und der beliebten .30-06 S, mit Magazinen von 5 bis 10 Schuss (soweit gesetzlich zulässig) und Läufen mit Längen, die dem bestmöglichen Kompromiss in Bezug auf die Leistung des Kalibers und die möglichen Schussentfernungen zwischen kurzer, mittlerer (typisch für die Drückjagd) und großer Entfernung (für die Auswahljagd) entsprechen.

Die Auswahl- und Anpassungsmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt, ebenso wie die Kombinationen aus Ästhetik und technischer Funktionalität. Für die Liebhaber des traditionellen Looks gibt es die schönen Big Game, Fluted Threaded und Platinum als wirkliche Spitzenmodelle, alle mit ausgesuchten Holzschäften und der Möglichkeit von feinen Gravuren und verschiedenen Anpassungsstufen, sowohl ästhetisch als auch funktionell, unter denen sicherlich die Gewindemündung für die mögliche Montage von Mündungsbremsen oder Schalldämpfern hervorsticht. Für diejenigen, die eher Gebrauchswerkzeuge mit einem sehr hohen ballistischen Leistung suchen, die quasi unzerstörbar sind und sich durch militärische Robustheit auszeichnen, gibt es die Serie Compo Nordic mit Technopolymer-Schäften in Schwarz und Braun. Jede Stufe der Anpassung ist für jeden Schützen und für jedes unterschiedliche Schießbedürfnis möglich, von der Drückjagd mit offener Visierung oder bereits sehr flach montiertem Leuchtpunkt-Zielgerät  bis zur Selektionsjagd mit dem Zielfernrohr.

Maral Big Game-Version
Die Big Game-Version der Browning Maral, die für afrikanische Jagdliebhaber entwickelt wurde, verfügt über Seitenplatten, die mit Jagdmotiven graviert sind.

Für alle gibt es die Möglichkeit, sie mit einer Nomad Hybrid-Schiene auszustatten, auf der Sie Rotpunktvisiere bis hin zu herkömmlichen Optiken jeder Größe und Vergrößerung montieren können (im obigen Bild gut erkennbar).

Browning Maral im Vergleich zu anderen Geradzug-Repetierern:

Die Browning Maral-Modellpalette hat sich bereits einen festen Stamm an Anhängern gesammelt, die das sicher ungewöhnliche, aber höchst effektive und schnelle Nachladesystem lieben. Die Tatsache, dass der Schütze den Ladehebel nur zurückbewegen muss und dieser von selbst mit Federkraft wieder vorgleitet, verschafft ihm Zeit für den nächsten Schuss, weil er mit Kopf und Auge nicht zur Seite gehen muss, wie es bei manchen Konstruktionen der Fall ist. Browning verfügt zudem über jahrzehntelange Erfahrung im Jagdwaffenbau, zumal das Maral-Vorbild BAR und dessen Laufqualität sich schon millionenfach im harten Militäreinsatz bewährt hat. Brownings Maral sei, so Adrien Koutny, sozusagen die kleine Schwester des BAR.

Das Segment der Geradezugrepetierer erlebt 2021 eine wahren Boom. Savage Impulse, Beretta BRX1, Haenel NXT und auch die CZ 600 Serie zeigen interessante neue Modelle in der Preisklasse von 1.300.- € bis knapp 2.000.- €. Damit tummeln sich nun auch viele andere namhafte Hersteller im selben Preissegment bei Geradezugrepetierern. Die Browning Maral Modelle beginnen preislich ebenfalls bei ca. 1.600.- €. Unter den oben markierten Links können Sie alles nachlesen und auch in unseren Videos sehen, was zu den jeweiligen Produkten wissenswert ist.


Mehr über Brownings Geradzug-Modelle finden Sie auf dieser  Browning Website.

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