Bockjagd mit der neuen Hera H6 in Kaliber .223 und was man dabei unbedingt beachten sollte

Seit 2024 im Langzeittest: Die Hera H6 aus Triefenstein im Kaliber .223

Wir hatten bereits im Jahr 2022 die Möglichkeit, dass Kaliber .223 im Einsatz auf der Jagd zu beobachten. Den Artikel finden sie unter diesem Link zur Jagdschein Ausbildung in Lüdersburg. Das dortige Revier ist übrigens ein typisches Rehwildrevier, wo der Einsatz der .223 richtig viel Sinn ergibt. Die wildbretschonende Wirkung des Kalibers .223 ist einer der Hauptgründe, um damit auf die Jagd zu gehen. Ein weiterer ist der deutlich günstigere Preis gegenüber der .308 oder der .30-06. Doch wie schon einer der Zuschauer auf YouTube kommentierte: "Hi. Ich habe das Problem mit so einem kleinen Kaliber wie viele andere auch. So wie gestern Morgen, als ich auf Rehwild draussen war. Was kam? 2 Stück männliches Schwarzwild. Ein Stück konnte ich erlegen, 60 kg. Damwild hatte ich auch vor. Also ist das Kaliber nur was für Reviere wo nur Rehe vorkommen." - können Wildschweine in Deutschland damit nicht erlegt werden.
Und da sieht man schon ein Dilemma, das in der .223 steckt. Denn das Kaliber ist für Schalenwild außer Rehwild zu klein und verfügt über nicht genügend Energie. Kommen dann noch Wind und Regen dazu und soll die Schussentfernung über die klassischen 100 Meter gehen, muss man schon genau wissen was das eigene Set-up aus Waffe, Optik und Munition zu leisten vermag. Wir haben es auf 100 und 300 Meter getestet!

Unser Kameramann Mathias Haack konnte mit der Hera H6, dem DDoptics Nighteagle V6 2,5-16x42 und der Hornady-.223-Rem.-V-Max-3,6g-55grs. einen Bock auf ca. 80 Meter strecken. Der Bock lag nach  ca. 30 Meter.

Unsere Test-Ausrüstung: Hera H6, Zielfernrohr von DDoptics und Munition von Hornady

Dübener Jagdtage in Sachsen-Anhalt. Hier konnte man die Hera H6 auf 100 und 300 Meter im Kaliiber .223 testen.

Im Zuge der Dübener Jagdtage 2024 hatten ca. 10 Personen die Möglichkeit, das Set-up aus der Hera H6, dem Nighteagle V6 2,5-16x42 von DDoptics und 3 unterschiedlichen Geschossen von Hornady auf 100 Meter und 300 Meter unter die Lupe zu nehmen. Bevor wir zu den Details der Ausrüstung kommen, hier ein paar Worte zur Organisation und zum Wetter an diesem Wochenende und der anschließenden Jagd: Organisiert werden die Dübener Jagdtage von Gert Mürmann und dem Landesforst Sachsen-Anhalt. Das Jagdrevier befindet sich in der Dübener Heide. Das Wetter an diesem Tag war geprägt von starken Winden (in Böen bis 25 km/h) und Regen. Diese Bedingungen machten es uns nicht einfach, auf die 300 Meter Scheibe zu kommen, da alle drei verwendeten Geschosse von Hornady zum Teil erheblich unter dem Einfluss des Windes zu leiden hatten. Für uns war es auf jeden Fall interessant zu sehen, was die .223 im Bereich von 100 Meter bis 300 macht. Ein Hinweis an dieser Stelle zum  Mai 2024-Heft des caliber Magazins: In der Ausgabe 5/2024 findet man einen sehr guten Artikel unserer Autoren Jens Tigges und Jens Bork zum Einsatz der .223 Remington. Auf Grund der schlechten Wetterbedingungen haben wir 3 Tage später den Besuch auf dem Schießstand der Schützengilde Kemberg, dem Schießstand Oppin, noch einmal wiederholt. Bei ca. 3 m/s Windstärke mussten wir aber auch an diesem Tag mit der Winddrift der Geschosse arbeiten. Die Auswertung unserer Ergebnisse finden Sie am Ende des Artikels.

Schussgruppe-V-Max-Hornady-100Meter.
Schussgruppe-V-Max-Hornady-300-Meter.

Die Hera H6 - ein moderner Repetierer, der bewusst anders ist

Die Hera H6 polarisiert. Kann man damit in Kaliber .223 wirklich auf die Jagd gehen?

Über die Hera H6 hatten wir bereits mehrfach berichtet. Nun war dieser Termin in Sachsen-Anhalt der erste in unserem Langzeittest mit der Hera H6. Dass die Hera H6 vom Gesamtkonzept her nicht unbedingt dem entspricht, was man von einem typischen Jagd-Repetierer erwartet, war uns von vornherein klar. Und auch das erste Feedback auf YouTube ließ die Vermutung zu, dass der Look der Waffe bei traditionellen Jägern polarisiert. Man kann darüber geteilter Meinung sein, was im klassischen Sinne als Jagdwaffe durchgeht und was nicht. Uns ging es jedoch um das Zusammenspiel von Waffe, Optik und Munition und am Ende ist für den Anwender aus unserer Sicht nur folgende Frage wichtig: Funktioniert dieses spezielle Set-up zuverlässig und kann man damit waidgerecht Jagen? Und das geht aus unserer Sicht sehr gut. Natürlich haben wir uns auch in der Jägerschaft umgehört und es ist immer wieder interessant zu hören, dass vor allem junge Jäger vom ungewöhnlichen Design mit dem seitlichen Magazineinschub begeistert sind. Nichts desto trotz ist dieses Set-up vor allem auf Grund des kleinen Kalibers limitiert. Dazu kommen wir aber später im Detail und erklären wo die Vorteile und Nachteile liegen. Weiter geht es in unserer Betrachtung mit dem Nighteagle V6 2,5-16x42 von DDoptics.

Nighteagle V6 2,5-16x42 von DDoptics: Kann man auf 300 Meter die 10 auf der Scheibe erreichen?

Nighteagle V6 2,5-16x42 von DDoptics. Unsere Wahl für diesen Langzeittest. Auf 300 Meter kommt man damit auch in die 10.

Beginnen wir bei den Basics: Schlankes Design, akzeptabler Preis und ein Vergrößerungsbereich bis zu 16-fach. Das waren die Gründe warum wir im Januar des Jahres 2024 bei DDoptics in Chemnitz anriefen und dort nach einem passenden Glas für die Hera H6 fragten. Im Antwortpaket war dann ein 42-er Glas, das keine 1.000,- Euro kostet. Doch würde das, was optisch so harmonisch zusammen passte, auch auf 300 Meter funktionieren? Die Frage kann man mit einigen Einschränkungen beantworten:

  • Ja, man kann mit unserem Set-up in .223 auf 300 Meter in die 10 kommen
  • Nein, eine Garantie gibt es dafür nicht, denn insbesondere bei hohen Schussfolgen muss man mit Mirage im Zusammenspiel mit der Hera H6 rechnen. Das Sehvermögen wird doch stärker in Anspruch genommen, als wenn man ein DDMP 5-30x56 benutzt hätte, obwohl das vom Look her nicht so gut zur Hera H6 passen würde.
  • Die Fähigkeit der Schützinnen und Schützen sind natürlich entscheidend, aber es ist möglich.

Viel "wenn und aber" -  nicht wahr? Jagdlich kamen wir jedoch nicht in die Verlegenheit, weiter als 100 Meter zu schießen. Und da der Großteil des Rehwildes auf Entfernungen bis zu 150 Meter in Deutschland erlegt wird, ist unser Set-up aus Hera H6 und Nighteagle V6 2,5-16x42 von DDoptics bestens für diese Jagd-Disziplin geeignet. Ein weiterer Vorteil: Das Zielfernrohr baut kurz auf, wodurch es auch für den Einsatz mit Vorsatzgeräten zum Einsatz kommen kann. Nur dann aus unserer Sicht besser mit einem hochwildtauglichen Kaliber. Das bringt uns direkt zur Munition und dem Kaliber .223:

Hornady Jagdmunition im Kaliber .223 Remington: Match BTHP 4,4g/68grs., V-Max 3,6g/55grs. und ECX 3,2g/50grs.

Das Leichtgewicht, die Hornady-.223-Rem.-ECX-3,2g-50grs., hatte auf 300 Meter mit dem Wind zu kämpfen.
Ein schweres Scheibengeschoss, die Hornady-.223-Rem.-Match-BTHP-4,4g-68grs., kann auf Raubwild zum Einsatz kommen.

An dieser Stelle geht ein dickes Dankeschön an Jens Tigges raus, der uns für die Dübener Jagdtage die oben genannte Geschosse von Hornady im Kaliber .223  zur Verfügung stellte. Auf Grund unserer Schießleistung entschieden wir uns für das V-Max Geschoss mit 55 Grain. Rein vom Gewicht her, wäre das 68 Grain Geschoss sicherlich die bessere Wahl gewesen, doch da diese Patrone vorwiegend als Scheibenmunition zum Einsatz kommt und jagdlich im Fall der Fälle eher auf Raubwild eingesetzt wird, entschieden wir uns für die goldene Mitte, das 55 Grain V-Max Geschoss von Hornady. Die Präzision der Geschosse in den 3 Varianten war bei Fünfergruppen auf 100 Meter gut bis sehr gut. Auf 300 Meter hatten wir dann aber vor allem bei dem sehr leichten Geschoss mit 50 Grain eine Winddrift bis zu ca. 30 Zentimeter. Auf die Rückfrage zu unseren Beobachtungen erhielten wir dann von Jens Tigges folgende Antwort:

Hallo all4hunters,

Danke für das Feedback aus euerem Test. Hier unsere Lösungsvorschläge: Bitte über eine Alternative in Bezug auf das Geschossgewicht nachdenken. Schwere Geschosse haben bis zu 50% weniger Winddrift und liefern immer noch genügend Ziel. Eure Wahl verglichen mit der Alternative von Hornady:

Eure Wahl: 55 gr./3,6 g V-Max (.255 BC G1) 988 /s aus 61 cm Messlauf = ca. -70 m/s aus 46 cm Hera = 918 m/s = auf 300 m: 582 m/s und 603 Joule im Ziel und 21,5 cm Winddrift bei 10 km/h Wind aus 90 Grad (Full Value)

Alternative für die Jagd:
Die Hornady .223 Rem 60 grs SP InterLock Munition ist ideal für Jäger und Sportschützen, die eine zuverlässige und präzise Patrone suchen. Diese hochwertige Munition eignet sich hervorragend für Gewehre im Kaliber .223 Remington und überzeugt durch ihre beeindruckende Leistung auf kurzen bis mittleren Distanzen. Hinweis zur Hera H6: Die Hera H6 hat bekanntlich einen 1/9 Drall. Für schwerere Geschosse sind kurze Dralllängen von 1/8 oder 1/7 zu bevorzugen. Wie immer hilft es sicherlich vorher den Schießstand zu besuchen und sein Setup in Bezug auf Energie und Winddrift beim Kaliber .223 unter die Lupe zu nehmen.

Diese Alternative zeigt, dass trotz niedrigerer Geschwindigkeit das schwere Geschoss nicht nur weniger Winddrift hat, sondern auch mehr Energie und immer noch genügend Geschwindigkeit für eine sichere Geschossfunktion ins Ziel bringt.
Die kostenlose Hornady Ballistik App liefert immer sehr gute Ergebnisse.


Waidmannsheil, Jens

Unsere Wahl für die Jagd auf Rehwild in diesem Beitrag. Die Hornady-.223-Rem.-V-Max-3,6g-55grs.
Unsere Empfehlung für die Jagd auf Rehwild. HORNADY 8027 AMERICAN WHITETAIL .223 REM 60GR Spire Point Teilmantel

Fazit zur Hera H6, DDoptics V6 2,5-16x42 und der .223 von Hornady

Im Bild: Eine lesenswerte Ausgabe der caliber, Ausgabe 5/2024 mit einem Gastbeitrag von Jens Tigges und Jens Bork über die Ballistik der .223. in Abhängigkeit vom Geschossgewicht.

Auf Grund unserer Erfahrungen auf der Jagd können wir sagen, dass die .223 Remington als Kaliber sehr wohl geeignet ist, um damit Raubwild und Rehwild zu bejagen. Wie immer, wenn wir eine Erfahrung mit der Leserschaft von all4hunters teilen, sei an dieser Stelle der Hinweis erlaubt, dass unsere Erfahrungen nur einen Teil des Gesamtbildes in Bezug auf das vorgestellte Set-up widerspiegeln können. Wenn man die Umwelteinflüsse wie Regen und Wind, das jagdliche Set-up und die Schussfertigkeiten des Anwenders berücksichtigt, muss man ganz klar feststellen, dass die .223 Remington im Vorfeld einer Jagd Übung auf dem Schießstand erfordert, die dem Anwender ein realistisches Bild der Leistungsfähigkeit des jagdliches Set-ups vermittelt.

Kommen wir zu unserer Einschränkung am Ende des Artikels. Wir hatten ja im Video gefragt, ob man sich einen anderen Drall bei der Hera H6 wünschen würde. Bisher haben wir auf diese technische Fragen bei YouTube noch keine Antwort erhalten, was sich hoffentlich ändern wird, denn nicht ohne Grund haben wir immer wieder auf die Ausgabe der caliber Heft 5/2024 hingewiesen. Hier haben sich unsere Autoren Jens Tigges und Jens Bork richtig viel Mühe gegeben, das Thema Lauflänge und Drall in Bezug auf das Kaliber .223 aus ballistischer Sicht zu beleuchten. Wenn man unseren Erfahrungen folgt und schwere Geschosse in der .223 bei der Jagd auf Rehwild nutzt, dann kommt logischerweise irgendwann auch der Drall ins Spiel. Deshalb unsere Frage auf YouTube, ob ihr euch eine kürzere Dralllänge als den 1/9 Drall der Hera H6 wünscht. Schwere Geschosse, kurzer Drall! Lesen bildet, holt euch also bitte die caliber Ausgabe 5/2024. Das Heft könnt ihr hier über den VS-Medien-Shop online bestellen.


Vielen Dank für die Bereitstellung der Testmuster
Hera Arms
DDoptics
Hornady

und an die Organisation des Events: Gert Mürmann von Waffen Mürmann in Wittenberg. Ein Dank gilt auch der Schützengilde Kemberg für die Benutzung des Schießstandes.


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