Mancher Jäger in alpinen Regionen greift zur Sicherheit lieber auf einen führigen Repetierer mit kurzem Lauf zurück. Zumal sich die mehrschüssige Büchse neben der Pirsch in bergigen oder weitläufigen Revieren auch noch für den Ansitz und andere Jagdarten eignet. Bei Steyr führen solche Repetierer inzwischen in der Modellbezeichnung den Zusatz "Goiserer", benannt nach einem in Österreich bekannten festen, genagelten Bergstiefel.
Steyr SM12 SX Goiserer - Die Testwaffe
Wie alle Goiserer kommt auch die Steyr Mannlicher SM 12 SX Goiserer in einem 508 mm (20 Zoll) langen Lauf daher. Die Standardversion hat ein 558 mm langes Rohr und in Magnumkalibern 630 mm Lauflänge. Alle Goiserer-Systeme sind in einem Halbschaft gebettet, aus dem der kurze Lauf etwa zur Hälfte nach vorn herausragt. Der Stutzenschaft reicht hier nicht bis zur Mündung, wie er insbesondere in der Alpenregion auch gebräuchlich ist.
Im Falle der Testwaffe in .270 Winchester handelt es sich dabei um einen in Olivgrün gehaltenen Synthetikschaft-Schaft „SX“ mit schwarzen Elastomer-Einlagen ohne erkennbare Textur an den Kontaktflächen von Handschutz und Pistolengriff. Dieser kommt mit geradem Rücken ohne Backe. Es handelt sich demnach um eine für Rechts- wie Linksschützen gleichermaßen geeignete Version. Im Schaft befindet sich zudem ein massiver Bettungsblock aus Aluminium, aus dem zugleich auch der Schacht für das vier Patronen fassende Magazin herausgearbeitet wurde. Dieses besteht bis auf die Zubringerfeder komplett aus Kunststoff. Den Kolben schließt eine Gummikappe ab und am Pistolengriff bildet ein schwarzes Plastik-Käppchen den Abschluss.
Einen edlen Look verleiht der Steyr Mannlicher SM 12 SX Goiserer das goldeloxierte Züngel des kombinierten Feinabzugs mit französischem Stecher. Der Rückstecher lässt sich nur bei gespanntem Schloss einstechen. Das sichere Ausstechen ist über die Entspanntaste des Handspanners möglich. Das Spannen des Schlosses erfolgt beim Verriegeln der hartverchromten Kammer. Der Schlagstift wird allerdings nur gespannt, wenn sich der Schieber des Handspanners dabei in der vordersten Position (roter Signalpunkt sichtbar) befindet oder wenn er nach dem Verriegeln in diese Position gebracht wird. Im feuerbereiten Zustand ragt der Schlagbolzen etwa zwei Millimeter gut sicht- und fühlbar aus dem Schlösschen heraus. Zum Entspannen genügt ein Druck auf die Entspanntaste im Schieber. Dieser kann – bei Führung durch den Daumen – nahezu lautlos zurückgleiten. Dabei verschwindet der rote Signalpunkt und sein weißes Pendant kommt stattdessen zum Vorschein.
Der Verschluss der Steyr Mannlicher SM 12 SX Goiserer verriegelt mit vier Warzen in einer in die Systemhülse eingelassenen Verriegelungshülse. Unmittelbar vor dem Kammerstengel befindet sich eine zusätzliche Stützwarze. Auf ihrer Oberseite weist die Kammer eine großzügig bemessene Schmutzrille auf. Der abgeflachte, geschwungene Kammerstengel läuft auch an großvolumigen Okularen mit ausreichendem Abstand vorbei.
Für die Montage von Zielfernrohren versieht Steyr die Systemhülse der Büchse mit für die hauseigene Schwenkmontage vorbereiteten Gewindebohrungen. Überdies verfügt die Testwaffe über eine offene Visierung zum Flüchtigschießen. Diese besteht aus einem federnd gelagerten und in der Höhe verstellbaren Balkenkorn sowie einer mittels Schraube fixierten und seitlich driftbaren Schmetterlingskimme mit rechteckigem Einschnitt. Die Sättel von Kimme und Korn sind beide aus Stahl. Sie verfügen wie alle anderen schwarzen Stahlteile an der Steyr Mannlicher SM 12 SX Goiserer auch über eine als „Manox“ bezeichnete Oberflächenbeschichtung. Insgesamt bringt die Büchse 3.360 g auf die Waage.
Steyr Mannlicher SM 12 SX Goiserer in der Praxis
Die kurzläufige Steyr Mannlicher SM 12 SX Goiserer verschoss alle Test-Laborierungen anstandslos. Das Magazin ließ sich einwandfrei und ohne große Anstrengung befüllen. Sehr gut gefiel der sehr weiche und absolut ruckelfreie Schlossgang der Büchse. Diese ließ sich mit nur zwei Fingern spielend leicht repetieren. Alle Hülsen gelangten dabei ohne Störung ins Patronenlager und die leeren Hülsen flogen wunschgemäß nach rechts aus dem Auswurffenster.
Der Abzugsfinger musste auf dem Züngel liegend nach etwa zwei Millimetern mit sehr leichtem Widerstand deutlich mehr Druck aufbauen. Nur so überwindet die Büchse den restlichen Weg von gut einem Millimeter, bis der Schuss bei durchschnittlich 720 Gramm brach. Bei diesem letzten Streckenabschnitt übertrug das Züngel des kombinierten Feinabzuges ein minimales Ruckeln in die Fingerspitze. Im Stechermodus stand der Abzug naturgemäß trocken und brach im Schnitt noch vor dem Erreichen der 300-Gramm-Schwelle.
Die Steyr Mannlicher SM 12 SX Goiserer erreichte mit der seltenen PMP Pro Ammo mit 130 grs schwerem Softpoint-Geschoss die beste Treffergruppe auf der 100-Meter-Bahn. Von Treffermitte zu -mitte gemessen, lagen die Einschüsse dabei nur 29 mm auseinander. Ihr folgte die 150 grs Federal mit Sierra Game King-Projektil. Hier passten vier der fünf Treffer sogar in einen 16-mm-Kreis. Allerdings ließ der fünfte Einschuss die Gruppe auf insgesamt 42 mm aufgehen.
Steyr Mannlicher SM12 SX Goiserer - Fazit
Wer auf der Suche nach einer führigen, robusten Repetierbüchse für unterschiedlichste Jagdarten und -situationen ist, der wird bei der Steyr Mannlicher SM 12 SX Goiserer im grünen SX-Kunststoffschaft fündig. Der Jäger erhält ein zuverlässiges, gut verarbeitetes und jagdlich präzises Werkzeug „Made in Austria“, an dem er lange seine Freude haben dürfte.
Wenn es in Sachen Material und Verarbeitung überhaupt etwas zu mäkeln gibt, dann dies: Die Elastomer-Einlagen an den Kontaktflächen könnten bei Nässe etwas griffiger sein. Und bei einer Büchse für rund 2.200,- Euro sollten seitens des Herstellers auch noch ein paar Cent für eine Kimme aus Metall statt Plastik drin sein.
Weitere Informationen zur Repetierbüchse Steyr Mannlicher SM12 SX Goiserer finden Sie direkt auf der Webseite des Herstellers.
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