Mit der Marke Steyr Mannlicher verbinden nicht nur Jäger aus deren Heimatland qualitativ hochwertige und überaus sauber verarbeitete, präzise Repetierbüchsen. Inzwischen hat sich das vor mehr als 150 Jahren gegründete Unternehmen auch über die Grenzen Österreichs hinaus einen Namen gemacht. So trug vor allem die Erfolgsgeschichte des Sturmgewehrs Steyr AUG zum weltweiten Renommee des Herstellers bei, wenngleich sich Steyr auch schon mit dem Präzisionsrepetierer SSG 69 einen Namen im Militär- und Behördensegment gemacht hatte.
Aber "Steyr“ stand wie erwähnt auch immer für elegante und zuverlässige Jagdwaffen "Made in Austria“. Mit diesem Anspruch trat Steyrer Mannlicher auch an, als sie 1996 ihren ersten Repetierer mit dem neuen Safe-Bolt-System (SBS) vorstellten. Dabei verriegelt die Kammer mit vier Warzen in einer speziellen, in das Systemgehäuse eingelassenen Verriegelungsbuchse. Außerdem dient hier ein Sicherungsrad auf dem Kolbenhals gleichzeitig als Kammersperre. Neben den "Feuer-“ und "Gesichert“-Positionen gibt es eine dritte Stellung, in der durch Andrücken des Kammerstengels an den Schaft neben dem Abzug auch der Schlagbolzen blockiert werden kann. Das SBS findet sich inzwischen in allen aktuellen Jagdrepetieren aus der Serien-Klasse von Steyr Mannlicher wieder, außer beim Handspanner-Modell SM 12. Die ursprünglich unter der Bezeichnung SBS 96 lancierte Modellreihe bekam später dann den Verkaufsnamen Steyr Classic.
Der Repetierer erhielt nach Erscheinen des bereits erwähnten Handspannermodells SM 12 eine Verjüngungskur. Diese bestand im Wesentlichen darin, dass man das System der Classic nun auch in den Schaft der SM 12 bettet. Der Schaft besteht aus europäischem Nussbaumholz und kommt mit einer Bayerischen Backe mit Doppelfalz sowie einem nicht allzu sehr gebogenen Schweinsrücken daher. Hinten sitzt eine angenehm weiche Gummikappe und vorn läuft das wohl aus Rosenholz angesetzte Schaftende in eine Tropfnase aus. Eine ordentlich ausgeführte und griffige Schuppen-Fischhaut an den Kontaktflächen von Handschutz und Pistolengriff sind weitere Merkmale des neuen Schafts.
Aber auch die Form der Verschlusskappe passten die Entwickler an die jüngere Modellreihe an. Dadurch verhalf man der Classic dann zu einem moderneren Design und einem ergonomischeren Schaft. Dafür muss der Kunde nun aber auch mehr für ein technisch weitgehend gleiches Modell auf den Tisch legen. So kostete 2011 eine Steyr Classic Semi-Weight noch knapp unter 2.000,- Euro. Heute muss man für eine CL II in der Variante schon 2.387,- Euro ausgeben. Und genau um ein solches CL II Modell handelt es sich bei der Testwaffe im Kaliber 8 x 57 IS. Die Zusatzbezeichnung "Semi-Weight“ bezieht sich branchenüblich auf die mittelstarke Kontur des in diesem Falle 508 mm langen Laufes. Das Rohr verjüngt sich von der Laufwurzel bis zur Mündung von 29 auf 20 Millimeter Durchmesser. Außen weist es noch die spiralförmige Kontur vom Kalthämmern des von Steyr als O.B.P. (Optimized Barrel Profile) vermarkteten Feld-Zug-Profils auf. Auch der Lauf erhält – wie alle nicht blanken Metalloberflächen an der Büchse – seine matt-schwarze Farbe durch die hauseigene "Mannox“-Brünierung.
Die Steyr Mannlicher CL II Semi-Weight kommt ab Werk mit einem Flinten- oder besser Direktabzug, kombiniert mit einem Rückstecher. Das Auslösegewicht des Stechers lässt sich bei Bedarf auch durch den Schützen per Einstellschraube im Züngel variieren. Für alle anderen Einstellarbeiten am Trigger verweist Steyr aber strikt auf den Büchsenmacher.
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Die Steyr Mannlicher CL II in der Praxis
Im Revier kann die führige Büchse mit einer Gesamtlänge von nur 106 Zentimeter ihre Stärken insbesondere bei der Jagd aus engen Kanzeln heraus ausspielen. Die kompakte Büchse eignet sich dadurch auch für Nachsuchen in dichtem Bewuchs. Längeren Pirschgängen und Anstiegen im Gebirge steht das Gewicht der Steyr Mannlicher CL II Semi-Weight im Weg – es beträgt ohne Optik gut 3,6 Kilo. Dafür lässt sich die gut ausbalancierte und somit gut mitschwingende Büchse, ergänzt durch eine sehr kontrastreiche offene Visierung, aber auch gut ohne Zielfernrohr bei Drückjagden auf flüchtiges Wild verwenden.
Auch auf dem Schießstand überzeugte die Steyr Mannlicher CL II Semi-Weight mit dem mittelstarken Rohr. Keine der Fünf-Schuss-Gruppen durchbrach die 40-mm-Marke, alle lagen dichter zusammen. Den engsten Streukreis von 21 Millimetern erzielte die Steyr-Büchse mit der Sellier & Bellot mit 200 Grains schwerem Sierra-Matchking-Geschoss. Aber auch die Gruppe der bei Norma gefertigten Frankonia TopShot mit dem gleichen Geschoss ging mit 26 Millimetern nur wenig weiter auf. Im Modus "Direktabzug“ stand der Trigger der Testwaffe absolut trocken, um dann nach Überwinden von durchschnittlich 2.050 Gramm beinhart zu brechen – und auch von Durchfallen keine Spur. Dieses für einen Jagdrepetierer doch recht hohe Abzugsgewicht macht die hervorragende Charakteristik des Abzuges aber allemal wett – der Widerstand fühlt sich subjektiv viel geringer an. Im Stecher-Betrieb erinnerte die Steyr Mannlicher CL II Semi-Weight im ersten Moment an den sehr fein eingestellten Nadelstecher einer Scheibenbüchse: Kaum berührte der Abzugsfinger das Züngel, brach auch schon der Schuss. Als ganz so leichtgängig eingestellt entpuppte sich der Stecher dann allerdings doch nicht. Die Lyman Trigger Gauge Messmaschine zeigte Werte um die 170 Gramm Abzugsgewicht an. In puncto Schlossgang verhielt sich die Büchse vorbildlich. Die Kammer lief weich ohne zu hakeln und teilweise sogar mit einem saugenden Geräusch durch die Systemhülse. Trotz dieser engen Passungen erscheint die Eis- und Schmutzrille im Verschluss dann doch etwas überdimensioniert. Die Kammer besitzt einen Öffnungswinkel von 70 Grad und der Kammerstengel lässt sich dank der großen Kugel sehr gut greifen und beim Repetieren ebenso gut führen.
Der Steyr Mannlicher CL II Semi-Weight Schießtest
Fabrikpatronen | SK 100 (mm) |
189 grs (11,7 g) Lapua Naturalis | 39 (22) |
196 grs (12,7 g) Norma SP Oryx | 35 |
198 grs (12,8 g) RWS ID Classic | 31 (14) |
198 grs (12,8 g) Brennecke TIG | 34 (20) |
200 grs (13 g) Sellier & Bellot SMK HPBT | 21 |
200 grs (13 g) TopShot SMK HPBT | 26 (19) |
Anmerkungen/ Abkürzungen: SK 100 = Streukreis auf 100 Meter Entfernung in Gruppen zu je fünf Schuss (Werte in Klammern nach Abzug eines Ausreißers), geschossen sitzend mit aufgelegter Waffe und Minox ZE 5i 3-15 x 56, gemessen von Einschussmitte zu -mitte. grs = Grain. HP = Hollow Point (Hohlspitz). BT = Boat Tail (Bootscheck). SP = Soft Point (Teilmantel, mit abgerundeter Spitze). ID = BTSP-Geschoss mit Scharfrand. TIG = Turpedo Ideal Geschoss (BTSP-Geschoss mit Scharfrand). SMK = Sierra Match King (jagdtaugliches HPBT-Matchgeschoss).
Steyr Mannlicher CL II - das Fazit
Gegenüber der Classic bietet die Steyr Mannlicher CL II nur wenig Neues. Warum auch? Das System der Classic hat sich seit Jahren bewährt. Nach der Modellpflege hat sich die österreichische Büchse zwar deutlich verteuert, ihr Preis kann sich aber immer noch gegenüber dem der direkten Mitbewerber in ihrer Klasse wie Blaser, Merkel, Mauser und Sauer sehen lassen.
Hier kommen Sie zur Bildergalerie der Steyr Mannlicher CL II Semi-Weight.
Weitere Informationen zum Test der Steyr Mannlicher CLII Semi-Weight Repetierbüchse finden Sie in der VISIER-AUSGABE 11/2015. Das Heft können Sie HIER im Online-Shop von VS-Medien bestellen.
Hier auf der Homepage von Steyr Mannlicher finden Sie mehr Informationen.