Test: SAUER S 303 Synchro XT in .30-06

Ein Gewehr, das nicht optimal passt, fördert das "Mucken". Hierunter ver­stehen Schützen das Verreißen der Waffe aus  Angst vor dem Schuss.

Selbst bei erfahrenen und geübten Waidmän­nern schleicht sich insbesondere in ange­spannten Jagdsituationen hin und wie­der ein vorzeitiges Schließen der Augen und daraus resultierendes Verreißen ein. Das passiert in der Regel dann, wenn man mit der gleichen oder einer ähnlichen Waffe bereits einmal eine schmerzhafte Erfahrung gemacht hat, da man etwa den Schaft nicht richtig in die Schulter eingezogen hatte.

Diesen „Pferdekuss“ merkt sich das Unterbe­wusstsein, und es warnt den Schützen in einer ähnlichen Lage: „Gleich tut‘s weh!“ 

Analog zu einem unbedingten Reflex nimmt der Körper seine Schutzhaltung ein, duckt sich, man macht vielleicht die Augen zu, und aus ist es mit dem richti­gen Zielen und „durchs Feuer schauen“. Abhilfe sollen hier die immer mehr bei deutschen Jagdwaffenherstellern anzu­treffenden Lochschäfte bieten.  

So hat neben BLASER mit seinem Success-Schaft für den Gradzugrepetierer R8 nun auch Konzernschwester J. P. SAUER & SOHN mit dem Synchro-Schaft ein solches Modell mit großem Schaftdurchbruch im Ange­bot.

Allerdings setzte SAUER den ergo­nomischen Kolben mit dem nierenförmi­gen Loch vor dem Pistolengriff zunächst bei seiner Semiauto-Büchse S 303 ein, bevor nun ganz aktuell auch das Repe­tierer Modell S 202 in Kürze damit aus­geliefert werden soll.

Der Lochschaft soll es dem Schützen er­möglichen, das Gewehr intuitiv richtig anzuschlagen und es optimal in die Schulter einzuziehen. Ob das wirklich funktioniert, prüften die Tester am Bei­spiel der SAUER S 303 Synchro XT im sauentauglichen Kaliber .30-06.

Da der Hersteller die Selbstladebüchse seit kurzem auch mit dem neuen Abzug na­mens „Black Magic Trigger“ ausliefert, stand neben dem Schießverhalten der Waffe natürlich auch die Schussleistung mit dem neuen Abzug im Fokus.

Der Gas­drucklader verriegelt über einen Vier- Warzen-Drehkopfverschluss in der Sys­temhülse aus Aluminium.

Auf der Hülsenbrücke sitzt eine eingefräste Schiene mit Basen für die SAUER-eigene isi-Mount-Montage. Daneben besitzt die Handspannerbüchse eine offene Drück­jagdvisierung. Die thront auf einem 51 Zentimeter langen Lauf.

Im Gegensatz zu den Standardmodellen mit 1.300-Gramm-Direktabzug verfügt die Testwaffe­wie erwähnt über den bereits bei rund 950 Gramm auslösenden Black Magic Trigger - ebenfalls ein Direktabzug. Die Lyman-Abzugswaage bestätigte ihm durchschnittliche 962 Gramm nach fünfmaligem Messen. Nach minimalem Vorzug stand der Abzug trocken und brach dann hart wie Glas.

Soweit der technische Abriss, nun zum eigentlichen Akteur: dem Synchro XT-Schaft.

Der höhenverstellbare Schaftrücken der SAUER S 303 Synchro XT verhilft dem Schützen zu einem optimalen Blick durch das Zielfernrohr oder über die offene Visierung. Der Verstellbereich beträgt gut vier Zentimeter.

Hauptdarsteller: SAUER S 303 XT

Mit „XT“ kennzeichnet SAUER die Modellvarianten mit Kunststoffschaft. Die Vorderschaftform ist dabei immer gleich. Lediglich in der Farbe und der Materialwahl an den Kontaktflächen unterscheiden sie sich.

Die S 303-XT-Version kommt in Waldgrün. Sie besitzt griffige Elastomer-, sprich Gummieinlagen. Die greifen die leicht poröse Oberflächenstruktur des grünen Plastiks auf. Die gleichen Gummieinsätze finden sich am Pistolengriff und auf dem um rund vier Zentimeter stufenlos aus dem Kolben nach oben ausziehbaren Schaftrücken.

Dessen Sockel läuft in einer in den Kolben eingeschraubten Führungsbuchse aus Leichtmetall. 

Die Arretierung auf der jeweiligen Höhe erfolgt über eine durch den Pistolengriff gehende Inbusschraube. Damit diese den Plastiksockel des Schaftrückens nicht beschädigt, besitzt der Sockel eine Stahleinlage an der Rückseite.

Die Verbindungsstellen von Schaft und Systemgehäuse der S 303 passen, wie bei SAUER üblich, nahezu nahtlos zusammen.
Eine Inbusschraube sorgt für eine feste Verbindung. Damit lässt sich die Büchse aber auch schnell reisegerecht zerlegen.

Die Elastomerteile sowohl an Vorder- als auch Hinterschaft präsentieren sich sauber eingepasst. Das Gleiche gilt für die Übergänge zwischen den Kunststoff- und Metallkomponenten der Büchse.

Am Ende des Kolbens sitzt eine Schaftkappe aus etwas härterem Gummi. Dagegen missfielen die Ränder des ausgezogenen Schaftrückens wegen ihrer zu scharfen Kanten.

Hier könnte allerdings eine abgeänderte Gussform bereits bei der Herstellung dem Kunststoffspritzgussteils an dieser Stelle eine gebrochene Kante verleihen. Ansonsten ginge hier auch Abschleifen. 

Das praktiziert der Hersteller wohl bereits an der Gussnaht im Schaftdurchbruch, wie fast nicht erkennbare Werkzeugspuren verraten.

Praxisteil: Die SAUER S 303 Synchro XT beim Schießen

Der höhenverstellbare Schaftrücken erlaubt es, die Visierlinie optimal vom Auge des Schützen über die jeweils gewählte Optik, oder auch über Kimme und Korn, ins Ziel zu koordinieren. 

Der um rund vier Zentimeter stufenlos aus dem Kolben nach oben ausziehbare Schaftrücken der SAUER S 303 Synchro XT

Bei entsprechend eingestelltem Schaft funktioniert das sogar so gut, dass Kimme und Korn der Flüchtigvisierung im Anschlag unmittelbar übereinstimmen. Auch das Absehen oder einen Leuchtpunkt findet das Auge so sofort. 

Was fehlt, ist eine Skala am Sockel des Schaftrückens für ein wiederholgenaues Einstellen bei verschiedenen Visierungen.

SAUER schickte die S 303 Synchro XT mit einem ZEISS Victory HT 1,1- 4 x 24 zum Test.

Bereits hier überzeugte der gut ausbalancierte Halbautomat: Schnelles In-Anschlag-Gehen und schnelle Zielerfassung waren kein Problem. Störungen durch Schmauch traten erst nach weit über 100 Schuss auf und ließen sich rasch durch Reinigen beseitigen.

Ein kleines Manko fanden die Tester jedoch:

Dadurch, dass der Daumen der Schusshand im Schaftdurchbruch steckt, muss die Hand zum Betätigen des Spannschiebers auf dem Kolbenhals erst umgreifen.

Bei einem herkömmlichen Pistolengriff ruht der Daumen dagegen bereits auf dem Kolbenhals und kann diesen bequem erreichen.

Zum Spannen muss man den Daumen der Schusshand aus dem Schaftdurchbruch nehmen und über dessen oberen Rand umgreifen.
Der universelle Pistolengriff eignet sich für Rechts- und Linksschützen gleichermaßen. Griffige Gummieinlagen geben ausreichend Halt.

Doch auch bei der SAUER Synchro XT gewöhnt man sich sehr schnell an den etwas längeren Weg zum Spannschieber.

Auch in Sachen Präzision ließ die SAUER S 303 nichts anbrennen, wie die Drei- und Fünf-Schuss-Gruppen auf 100 Meter Distanz belegen.


Schießtest SAUER S 303 SYNCHRO XT im Kaliber .30-06

Fabrikpatronen
3er SK 100

5er SK 100

1. 150 grs (9,7 g) Remington Express Core Lokt
40 mm
51 mm
2. 165 grs (10,7 g) Hornady Interbond
52 (24) mm
94 mm
3. 168 grs (10,9 g) Sellier & Bellot HPBT
21 mm
48 mm
4. 170 grs (11,0 g) GECO Target Geschoss*
10 mm
28 mm

5. 180 grs (11,7 g) Hornady Interbond
11 mm
56 mm
6. 184 grs (11,9 g) RWS Evolution Power Bonded
29 mm
32 mm

Anmerkungen/Abkürzungen: 3er SK 100 = Streukreise auf 100 Meter Distanz, ermittelt sitzend aufgelegt mit auf vierfache Vergrößerung eingestelltem Zielfernrohr, geschossen von der Sandsackauflage. Gruppen zu je drei Schuss gemessen von Einschussmitte zu -mitte, angegeben in Millimetern. Lauf nach jeder Gruppe mit der Bore Snake durchgezogen. 5er SK 100 = wie bei 3er SK 100 geschossen, aber plus jeweils zwei weitere Schüsse mit aus dem Magazin nachgeladenen Patronen. Werte in Klammern nach Abzug eines Ausreißers. grs = Grain. g = Gramm. HP = Hollow Point (Hohlspitz). *Teilmantelvariante des Target Geschosses.

SAUER S 303 SYNCHRO XT 

Modell:

SAUER S 303 SYNCHRO XT

Preis:

€ 3.140,-
Kaliber:

.30-06
Kapazität:

2 + 1 Patronen
Abzugsgewicht:

962 g
Gesamtlänge:
1.071 mm
Lauflänge:

510 mm
Gewicht:
3.670 g, leer

Ausführung: Gasdrucklader, Vier-Warzen-Drehkopfverschluss, hart-eloxiertes Leichtmetall-Gehäuse, Direktabzug, Handspannung, Flüchtig-Visierung, Sauer-isi-Mount-Montageschiene, abnehmbare Riemenbügel, Polymer-Lochschaft mit höhenverstellbarem Rücken, Black Magic Trigger.


Fazit

Mit dem neuen Synchro XT Schaft ist SAUER ein sehr ergonomischer und gut an den jeweiligen Schützen anpassbarer Universal-Schaft gelungen, der die S 303 optimal ergänzt.

Ob diese Kombination jedoch bereits bestehendes Mucken austreiben kann, bleibt fraglich.

Allerdings könnte sie dabei helfen, dass es bei dem ein oder anderen erst gar nicht entsteht.

Weitere Infos erhalten Sie unter www.sauer.de

Diese Waffe können Sie in einer aktuellen Aktion testen.
Mehr Informationen zu dieser Aktion finden Sie HIER.