VISER Test: RUGER American Rifle

Bei Revolvern und Pistolen hat US Hersteller STURM, RUGER & Co. bereits ausgetestet, wie viel Kunststoff man an einer Waffe verbauen kann, ohne deren Funktionssicherheit zu gefährden. Nun übertrug die Waffenschmiede das Konzept auf ihre neueste Reptierbüchse. Heraus kam dabei die im Jahr 2012 vorgestellte „American Rifle“. Systemhülse, Verschluss samt Kammergriff, Abzugsmechanik, Lauf, Systembefestigungsschrauben mit den dazugehörigen Haltekeilen, die mitgelieferten Weaver-Basen und die Riemenbügelösen - das ist das noch übrig gebliebene Metall. Alle anderen Waffenteile fallen preisgünstig aus der Kunststoffspritzgussform.

VISIER Test: RUGER American Rifle 
RUGER American Rifle: Der an die Kammer angefräste Verschlusskopf verriegelt mit drei Warzen in der Systemhülse.

Mit Ausnahme von zwei Stahlfedern gilt das auch für das für vier Patronen ausgelegte RUGER-typische Trommelmagazin samt Zubringer und Halteklinke. Ansonsten wäre der Preis von unter 500 Euro für dieses Modell wohl auch nicht zu halten. Die geringen Herstellungskosten spiegeln sich auch in der Verarbeitung der Teile wider: Die Kunststoffelemente weisen unschöne Formgrate auf. An den Stahlteilen System-hülse und Kammer verzichtete RUGER auf das Glätten von Werkzeugspuren. Trotz nicht gerade geringen Spiels läuft der Verschluss so mit einem schleifenden Geräusch durch das System. Unschöne Klänge brachten aber auch der Schieber der Zweistellungs-sicherung und das als Abzugssicherung fungierende Mittelzüngel à la Savage-AccuTrigger hervor.

Dank der relativ weichen Gummikappe am Ende des Universalschaftes fiel der Rückstoß deutlich geringer aus, als es die leichte Büchse vermuten ließ. Diese arbeitete zudem störungsfrei das Testpensum ab. Und auch die Präzision der getesten RUGER American Rifle in .308 Winchester erwies sich mit Gruppen um die 30 Millimeter auf 100 Meter als durchaus jagdtauglich.

VISIER Test: RUGER American Rifle 
RUGER American Rifle: Außer den Federn sucht man im Trommelmagazin sowie dessen Schacht vergeblich Metallteile.
VISIER Test: RUGER American Rifle 
Der Abzugsbügel der RUGER American Rifle entsteht zusammen mit dem Synthetikschaft der American Rifle in der Kunststoffspritzgussform. Das Mittelzüngel im Abzug erinnert an GLOCK-Pistolen oder den AccuTrigger von Savage-Büchsen.

Verwendungsspektrum der RUGER American Rifle 

Die RUGER American Rifle entspricht allen Erwartungen einer guten Jagdwaffe. Für Sport, Behörden oder Militär ist die RUGER American Rifle weniger geeignet. 

VISIER Test: RUGER American Rifle 


Die RUGER American Rifle im Überblick  

Modell:RUGER American Rifle 
Preis: € 499,-
Kaliber: .308 Winchester
Kapazität:4 + 1 Patronen
Lauflänge:560 mm
Gesamtlänge:1.070 mm
Abzugsgewicht:1.650 g
Gewicht: 2.800 g

Ausstattung: Polymerschaft mit Gummikappe und Pistolengriff. Riemenbügelösen und Weaver-Montagebasen im Lieferumfang. Schiebesicherung und Mittelzüngel-Abzugssicherung. Entnehmbares Magazin.


Schießtest: RUGER American .308 Win

Nr.FabrikpatroneStreukreis 
1168 grs Hornady BTHP
34 mm
2168 grs Prvi Partizan HPBT
72 mm
3168 grs RWS Target Elite
35 mm
4175 grs Remington MK BTHP
29 mm
5180 grs Norma Alaska
30 mm

Anmerkungen: Streukreis = Fünf-Schuss-Gruppen, geschossen sitzend aufgelegt von der Benchrest-Auflage auf 100 m Distanz, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu -mitte. 

Abkürzungen / Geschosskürzel: BTHP: Boat Tail Hollow Point (Bootsheck Hohlspitz), HPBT: Hollowpoint Boat Tail (Hohlspitz Bootsheck) 


VISIER-Bewertung der RUGER American Rifle 

VISIER-Bewertung Punkte 
Präzision (max. 50 Punkte)
45 Punkte
Schäftung (max. 10 P.)
6 Punkte
Abzug (max. 10 P.)
5 Punkte
Magazin / Handhabung (max. 5 P.)
5 Punkte
Visierung (max. 5 P.)
5 Punkte
System / Funktion (max. 10 P.)
5 Punkte
Verarbeitung (max. 10 P.) 4 Punkte
Gesamtpunktzahl (max. 100 P.)
75 Punkte
Testurteil
gut
Prädikate
**** (4 von 6 Prädikate)

Weitere interessante Tests finden Sie im VISIER Special Nr. 69 "Repetierer"