Nachdem auch Konzernschwester SAUER auf der IWA 2013 mit der S 101 einen neuen Jagdrepetierer zum Preis von unter 1.500 Euro präsentiert hat, ist klar, wohin die Reise in der LÜKE & ORTMEIER Gruppe geht. Denn zum Konzern gehören neben J.P. SAUER & SOHN unter anderem auch BLASER und MAUSER.
Die Allgäuer Waffenbauer von MAUSER wollen vor allem den preiswerten Modellen der US-amerikanischen Konkurrenz Paroli bieten. Deren Waffen strömen mit Preisen ab 500 Euro auf den europäischen Markt. Da BLASER sich im Repetierersegment auf die Fertigung von Gradzüglern spezialisiert hat, bleiben für den „Kampf“ gegen die „Invasoren“ aus Übersee - der durchaus auch auf deren Territorium geführt werden kann - nur die Marken SAUER und MAUSER. MAUSER schickt nun die nach ihrem Entwicklungsjahr benannte M 12 ins Rennen um die Gunst der Kunden.
Steckbrief zur MAUSER M12 Testwaffe:
Die Testwaffe kam im Magnumkaliber .300 Win.Mag. mit ansprechendem Holzschaft. In dieser Ausführung kostet die sehr elegant anmutende Büchse 1.695 Euro. Wer es noch preiswerter und robuster haben will, wählt die „Extreme“-Variante mit Schaft aus dunkelgrauem Kunststoff. Die gibt es ab 1.495 Euro.
Der klassische Holzschaft der vorliegenden M12 mit geradem Rücken, deutscher Backe, flachem „Prince of Wales“-Pistolengriff und passabel rutschender Gummikappe ermöglicht einen schnellen, fließenden Anschlag. Sogar die griffige Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft ist elegant geschwungen eingeschnitten.
Die Kaliberpalette der Baureihe M12 reicht für fast alle Wildarten dieser Erde.
Nur echte Büffelpatronen fehlen. In den Standardkalibern (.22-250 Rem., .243 Win., 6,5 x 55, .270 Win., 7 x 64, .308 Win., .30-06 Win., 8 x 57 IS, 9,3 x 62) beträgt die Lauflänge 52 Zentimeter und das Magazin fasst jeweils fünf Patronen. In den Magnumkalibern (7 mm RemMag, .300 Win.Mag. und .338 Win.Mag.) liefert MAUSER die M12 mit einem 62 Zentimeter langen Rohr und vierschüssigem Tank. Der besteht sowohl bei der Classic als auch bei der XT-Variante aus Plastik und trägt das MAUSER-Logo auf seinem Boden. Bei der teuren Büchse im Holzgewand ziert eine Aluplatte den Boden des schwarzen Kunststoffmagazins. Ein Laser brannte hier das Firmen-Emblem in das Leichtmetall.
Die M12 verriegelt über einen massiven Stahlzylinder mit sechs Warzen direkt im Lauf. Die Rundung der Systemhülse samt Montagebohrungen entspricht der der 98er MAUSER-Modelle. Dadurch steht die große Auswahl an bereits vorhandenen 98er Montagen in- und ausländischer Hersteller auch für die neue MAUSER-Büchse zur Verfügung.
Für den Test setzte MAUSER das ZEISS-Zielfernrohr mittels einer Quick-Release-Montage von US-Hersteller LEUPOLD auf die Hülse. Bei der QR-Montage handelt es sich um eine einfache, robuste, tief bauende und wiederholgenaue Montage. Das preisgünstige ZEISS Duralyt 2-8 x 42 Zielfernrohr passt gut zur Büchse und kann für die meisten Jagdarten eingesetzt werden.
In Sachen Sicherung orientierte sich MAUSER wohl am US-Markt, bevor man in Isny mit der Konstruktion „Smooth-Roll-Safty“, kurz SRS, begann. Die seitliche Drei-Stellungs-Sicherung erinnert an die der wohl meistverkauften US-Repetierbüchse WINCHESTER M 70. Die SRS wirkt direkt auf den Schlagbolzen. Ihre Drehachse ist in einer Rolle gelagert, was für eine leichtgängige (englisch: smooth) und geräuscharme Bedienung sorgen soll.
In hinterster Stellung ist die Büchse gesichert und die Kammer verriegelt, in mittlerer lässt sie sich gesichert öffnen, und in vorderster Stellung ist sie schussbereit. Zweifellos ein wirklich sicheres System. Aber: In mittlerer Stellung lässt sich die „Safety“ zwar schnell mit dem Daumen nach vorn schieben, dies verursacht aber ein relativ lautes „Klack“.
Allerdings lässt sich die MAUSER M12 mit ein wenig Übung auch leise entsichern. Hierzu benötigt man Daumen und Zeigefinger, die den Hebel im „Pinzettengriff“ fassen und dann langsam nach vorne führen. Hier drängt sich ein Vergleich mit der bereits erwähnten neuen SAUER S 101 auf: Deren Druckknopf-Sicherung lässt sich schneller und leiser bedienen als der seitlich am Verschluss sitzende Hebel der M12.
Was bringt die Testwaffe MAUSER M12 sonst noch mit?
Serienmäßig kommt sie mit einer praxisgerechten offenen Visierung zum Kunden. Nach einigen Anschlagübungen „rutschte“ das kontrastreiche, große silberne Metallperlkorn ohne Anschlagkorrektur in die übersichtliche U-Kimme.
Bei den Testern „saß“ der Anschlag auf Anhieb. Ihre Beurteilung: Ein Visier, das bis etwa fünfzig Meter gut auch bei Drückjagden eingesetzt werden kann. Dank der verstellbaren Kimme lässt es sich komfortabel einschießen. Zwar kann man die Büchse auch ohne offene Visierung bestellen. Die Tester würden jedoch nicht darauf verzichten.
Die Riemenbügel lassen sich abschrauben. So entstehen Ösen für schnell abnehmbare Riemenbügel; man ist also für alle Varianten von Trageriemen gerüstet. Gegen Aufpreis wird die Büchse mit einer weiteren Öse an der Unterseite des Vorderschaftes zur Montage eines Zweibeines geliefert, praktisch für weite, präzise Schüsse. Für besonders große Schützen lässt sich die Schaftlänge mit einer optionalen dickeren Gummischaftkappe um einen Zentimeter verlängern.
Auf dem Schießstand mit der MAUSER M12
Der Schlossgang der MAUSER M12 präsentierte sich weich, ohne zu hakeln. Dank des langen, griffigen Kammerstängels und des geringen Öffnungswinkels von nur 60 Grad ließ sich die Büchse leicht und schnell repetieren. Das zweireihige Kunststoffmagazin rastete sauber ein und ließ sich mittels Druckknopf bequem entriegeln.
Wenn beispielsweise bei Drückjagden rasch nachgeladen werden soll, kann die Büchse auch von oben durch das große Ladefenster bestückt werden. Auch dies klappte einwandfrei. Bei allen Schießversuchen wurden die Patronen sauber zugeführt. Die Schussleistung erwies sich im Test als durchweg jagdtauglich.
Mit Matchpatronen (RWS Target Elite) passte die Fünfergruppe sogar auf das „berühmte“ Zwei-Euro-Stück. Besonders der Abzug der M12 begeisterte die Tester: Trocken stehend, glashart brechend bei ausgezeichneten 720 Gramm Abzugsgewicht - einfach Klasse, Stecher überflüssig!
Technische Daten der MAUSER M12
Modell | MAUSER M12 |
Preis: | €
1.695,- |
Kaliber: | .300
Win.Mag. |
Kapazität: | 5 +
1 Patronen |
Lauflänge: | 620
mm |
Gesamtlänge: | 1.065
mm |
Abzugsgewicht: | 720
g |
Gewicht: | 3.175
g |
Ausstattung: Sechs-Warzen-Verschluss, Direktabzug, Nussbaumschaft mit Backe und Pistolengriff, Drückjagd-Visierung, Vorbereitung für 98er Montagen.
Schießtest: MAUSER M12, .300 Win.Mag.
Nr. | Fabrikpatrone | Streukreis |
1 | 168
grs Sellier & Bellot HPBT | 82
mm |
2 | 175
grs GECO Express | 41
(29) mm |
3 | 180
grs Lapua Naturalis | 78
(56) mm |
4 | 180
grs Remington Core-Lokt SP | 32
mm |
5 | 200
grs RWS Target Elite | 23 mm |
Anmerkungen / Abkürzungen: Streukreis = 5-Schuss-Gruppen (Einschussmitte zu -mitte) geschossen sitzend aufgelegt auf 100 m Distanz, angegeben in Millimetern. Werte in Klammern nach Abzug eines Ausreißers. HP = Hollow Point (Hohlspitz). BT = Boat Tail (Bootsheck). SP = Softpoint (Teilmantel).
Unser Test-Fazit zur MAUSER M12:
MAUSER ist der Spagat zwischen typischer MAUSER-Robustheit und moderner Technik vollständig gelungen, und das zu einem sensationell günstigen Preis. Besonders der exzellente Abzug schlägt die meisten amerikanischen Repetierer in dieser Preisklasse um Längen.
Mit der neuen M12 hat MAUSER eine weitere voll jagdtaugliche, in Deutschland gefertigte Büchse im Programm. Da die Büchse mit 3.175 Gramm recht leicht und sehr führig ist, sollte man jedoch darüber nachdenken, ob man tatsächlich eines der starken Magnumkaliber benötigt. Der Rückstoß erhöht sich doch deutlich spürbar. Größere Schussserien, etwa bei Drückjagden, muss man sich damit wirklich nicht geben.
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