In den USA hat sich die spanische Waffenschmiede BERGARA (www.bergararifles.com/de/) längst einen Namen mit dem Vertrieb von Präzisionsläufen für diverse Waffenmodelle vom AR-15 bis hin zur Remington 700 gemacht. In Deutschland traten die Spanier vor rund zwei Jahren mit der Kipplaufbüchse Apex auf den Plan.
Im vergangenen Jahr gab es dann auf der IWA in Nürnberg erstmals das Repetierbüchsenmodell BX11 zu sehen. Das gelangt nun über den BERGARA-Importeur und Großhändler LEADER TRADING (www.leader-trading.com) auch in den deutschen Handel.
Das große Plus der Neuheit: Der künftige Besitzer kann die Läufe selbst wechseln.
Der spanische Hersteller bewirbt seine Rifle BX11 Multicaliber jenseits des Atlantiks auch als „Take-Down Hunter“ - strenggenommen nicht ganz korrekt: Man benötigt zum Laufausbau bei der BX11 einen Inbusschlüssel.
Aber der Witz beim klassischen Take-Down-Prinzip besteht ja darin, seine Langwaffe werkzeuglos in meist zwei Teile zerlegen und so platzsparender transportieren zu können. In unseren Gefilden werben die Spanier vielleicht deshalb etwas vorsichtiger damit, dass sich der Laufwechsel schnell und ohne Gang zum Büchsenmacher bewerkstelligen lässt. Dazu später mehr.
Video von BERGARA Europe zum Thema Lauf-/Kaliberwechsel
Daten und Optionen der BERGARA BX11 Light Wood
BERGARA liefert die Büchse im Kunststoffkoffer, samt Cordura-Tasche für Werkzeug, Bedienungsanleitung und viel Platz für weiteres Zubehör. Die Testwaffe, eine BX11 Light Wood in .30-06, kommt im Schaft aus amerikanischem Nussholz und Palisanderabschlüssen an Vorderschaft und Pistolengriff, die eine griffige maschinelle Punzierung an den Kontaktflächen aufweisen. Hinten sitzt ein Monte-Carlo-Schaft mit Gummikappe, beidseitiger Backe und Monte-Carlo-Effekt. Am Hinter- sowie dem abnehmbaren Vorderschaft sitzen je eine Riemenbügelöse.
Der Direktabzug der Büchse ist nach Abnahme des Hinterschaftes zwischen 1.000 und 2.000 Gramm justierbar. Ein einreihiges Drei-Schuss-Magazin versorgt die Büchse mit Munition. Zubringer und Bodenplatte des entnehmbaren Tanks bestehen aus Plastik, der Rest aus Stahl. Dagegen scheint der Abzugsbügel ein Metalldruckgussteil zu sein. Die übrigen Abzugsteile wiederum bestehen aus Stahl. Ebenso Systemhülse und Verschluss. Nur den Kammerstängel schließt eine Griffkugel aus Kunststoff ab.
Die Kammer selbst verriegelt mit sechs Warzen direkt im Lauf und gleitet nahezu ruckelfrei durch die Hülse. Der Öffnungswinkel beträgt 60 Grad. Der Verschlusskopf lässt sich zwecks Kaliberwechsel nach Ausklappen zweier halbrunder Flügel einfach nach vorn aus dem Träger ziehen. Beim Lösen der Flügel hilft ein entsprechend zugeschliffener Inbusschlüssel, dessen andere Seite dient zum Lösen der Lauf-Klemmschrauben.
Überdies verfügt die BERGARA BX11 über eine Zwei-Stellungs-Sicherung. Sie wirkt nur auf den Abzug und blockiert nicht die Kammer. Die kann nach Betätigen eines Drückers auf der rechten Hülsenseite jederzeit entnommen werden. Auf der Hülsenbrücke sitzt eine 16 Zentimeter lange Weaver-Schiene. In der Hülse steckt der für das Light-Modell charakteristische 20-Zoll-Lauf. Das 508-mm-Rohr durchmisst an der Wurzel 31,4 mm und verjüngt sich, bis es an der Mündung nur noch 15 mm stark ist.
Video von BERGARA Europe zum Thema Abzug
Neben der BERGARA BX11-„Light-Version“ steht dem deutschen Kunden auch eine Varmint-Variante mit 24-Zoll-Lauf zur Wahl, beide mit Holz- oder Kunststoffschaft.
Die Kaliberpalette der Light-Version: .243 Win., .270 Win., 7 x 64, .308 Win., .30-06 Spring., .300 Win. Mag. Alle mit einer Dralllänge von 1:10“, bis auf die in .308 Winchester mit ihrem 1:12er Drall. Alle genannten Kaliber stehen auch bei den Varmint-Modellen zur Verfügung. Hier kommen aber noch die Kaliber 8 x 57 IS, 8 x 68 S, 9,3 x 62 (alle 1:14"-Drall) und .375 H & H (1:12") hinzu. Die 24-zölligen BX11-Varminter kosten im Holzschaft 2.220 Euro und im Polymerschaft 1.880 Euro.
Der Clou an der BERGARA BX11 verbirgt sich in der Bezeichnung „Multikaliber“: Alle Läufe der verschiedenen Versionen sind untereinander austauschbar. Allerdings müssen dann gegebenenfalls das Magazin und beim Wechsel zwischen Standard- und Magnumkalibern in jedem Fall der Verschlusskopf gewechselt werden. Auch einzelne Wechselläufe hat BERGARA im Programm.
In 20 Zoll sollen sie 390 Euro kosten, und in 24 Zoll sollen es 444 Euro sein. Die beiden Verschlusskopfvarianten gibt es für je 288 Euro, und ein Wechselmagazin soll mit 72 Euro zu
Buche schlagen. Aber: Wann die Wechselläufe aus Spanien eintreffen, war bei Redaktionsschluss noch nicht absehbar.
Auf dem Schießstand mit der BERGARA BX11:
Importeur LEADER TRADING lieferte zur Montage auf der Büchse ein Nikko Stirling Diamond IR 2,5-10 x 50 Zielfernrohr sowie die passenden 30-mm-Ringe des Typs Warne Maxima Medium Permanet. Mit diesen setzten die Tester das Glas auf die Weaver-Schiene der BX11. Dann ging es zum Einschießen der Optik und darauf folgenden Präzisionstest auf den 100-Meter-Stand.
Während des Zielfernrohr-Justierens musste man die zuvor bereits über Kreuz recht festgezogenen Torxschrauben der Montageringe noch zweimal nachziehen. Dann hatte sich das Glas so gesetzt, das es sich beim Schießen nicht mehr in den Ringen bewegte.
Zum Ermitteln der Streukreise schossen die Tester die Waffe sitzend aufgelegt von einer Sandsackauflage. Dabei erfolgte die Munitionszufuhr jeweils bei den ersten drei Schüssen aus dem Magazin. Die beiden anderen Schüsse fanden durch das Auswurffenster per Hand den Weg ins Patronenlager. Der Verschluss führte alle Patronen aus dem Tank der BX11 sauber und störungsfrei zu. Im „Einzelladermodus“ musste man die Patronen mindestens bis zur Hälfte in das Rohr schieben.
Anders als bei manch anderer Büchse ließ sich das Magazin hier nicht als „Zuführbahn“ nutzen. Sollten einmal schnell mehr als 3 + 1 Schuss von Nöten sein, wird es also etwas pfriemelig. Aber dafür ist die BX11 in der Light-Version auch nicht konzipiert. Für solche, jagdlich recht hohen Schusszahlen ist auch der recht dünn gehaltene 20 Zoll-Lauf der gestesten BX11 nicht gedacht.
Bereits nach den drei in rascher Folge aus dem Magazin abgegebenen Schüssen nahm die Temperatur des Rohres soweit zu, dass es sich kaum noch anfassen ließ. Außerdem öffneten sich dann auch merklich die Streukreise. Das sollte bei den dickeren Läufen der 24 Zoll-Varmint-Version aber anders sein, sprich: erst später einsetzen. Dafür wiegt diese BX11-Version dann je nach Kaliber auch ein halbes bis dreiviertel Pfund mehr.
Um der leichten BERGARA BX11 gerecht zu werden, sind daher neben den bei VISIER sonst üblichen Fünf-Schuss-Streukreisen hier auch die zwangsläufig besseren Dreier-Gruppen erfasst. Dabei lagen auch die Fünfer-Gruppen der Test-Munitionssorten bei knapp vier bis gut acht Zentimeter Durchmesser - also voll im jagdlich brauchbaren Bereich. Am besten schnitt hier die mit 180 Grains schwerem H-Mantel-Geschoss versorgte Laborierung von RWS ab.
Die ersten drei Schüsse dieser Sorte fänden mit elf Millimetern Streukreis bequem auf einem Ein-Cent-Stück Platz, die beiden Folge-Einschüsse erweiterten das Schussbild dann auf insgesamt immer noch gute 39 mm. Mit dieser Laborierung erfolgte dann auch die „Take-Down-Prüfung“. Da seitens des Lieferanten noch keine Wechselläufe zur Verfügung stehen, begnügten sich die Tester mit der De- und Wiedermontage des originären Laufes. Der Aus- und Einbau ging innerhalb von zwei Minuten vonstatten. Und das inklusive Abnehmen und Einsetzen des Verschlusskopfes.
Dieser Schritt wäre eigentlich nur beim Wechsel des Kalibers erforderlich. Die Tester vollzogen ihn trotzdem, um den Zeitbedarf zu ermitteln. Nach dem „Laufwechsel“ verlagerte sich der mittlere Treffpunkt der BX11 um einen tolerierbaren Zentimeter nach links, die Höhe der Einschüsse blieb unverändert.
BERGARA BX11 Light Wood
Modell | BERGARA BX11 Light Wood |
Preis: | € 2.130,- |
Kaliber: | .30-06 |
Kapazität: | 3 + 1 Patronen |
Lauflänge: | 20 Zoll (508 mm) |
Gesamtlänge: | 1.035 mm |
Abzugsgewicht: | 1.100 g |
Gewicht: | ca. 3.000 g ( ohne Zielfernrohr und
Montage) |
Ausführung / Ausstattung: Repetierbüchse mit Sechs-Warzen-Verschluss, Direktabzug, Zweistellungssicherung, Schaft aus amerikanischem Nussbaum mit Monte-Carlo-Effekt und beidseitiger Backe, Palisanderabschlüsse an Vorderschaft und Pistolengriffkäppchen, Gummi-Schaftkappe, Riemenbügelösen, Weaver-Schiene, schnelle Lauf- und Kaliber-Wechseloption.
Schießtest BERGARA BX11 Light Wood in .30-06
Nr. | Fabrikpatrone | Streukreis |
1 | 165
grs Hornady InterBond | 36
/ 67 mm |
2 | 170
grs GECO Teilmantel Targetgeschoss | 28
/ 62 mm |
3 | 170
grs Prvi Partizan Grom | 28
/ 82 mm |
4 | 180
grs RWS H-Mantel | 11
/ 39 mm |
5 | 181 grs Brenneke TUG | 23 / 68 mm |
Anmerkungen / Abkürzungen: Streukreis = 3-Schuss / 5-Schuss-Gruppen, geschossen sitzend aufgelegt mit Zielfernrohr von der Sandsackauflage, angegeben in Millimetern, gemessen von Einschussmitte zu -mitte. Werte in Klammern nach Abzug eines Ausreißers. grs = Grains (1 Grain = 0,0648 Gramm). TUG = Torpedo-Universal-Geschoss.
Fazit
Mit der BERGARA BX11 Light Wood erhält der Jäger für knapp über 2.000 Euro eine führige und präzise Büchse für Ansitz und Pirsch. In Verbindung mit den angekündigten Wechselläufen kann die BX11 zum Begleiter für verschiedenste Jagdarten und -gelegenheiten avancieren. Der Laufwechsel ist fast so einfach wie bei einer „echten“ Take-Down.