Der Mai hatte bereits seinen zehnten Tag erreicht, als sich mir endlich eine Chance bot, in einem heimischen Revier auf die Jagd zu gehen. Ich sollte Maiswache halten – an einem Feld, in dessen Umgebung die Jagd lange geruht hatte. Deswegen hieß es für mich: Früh sitzen!
Auf diese Weise verfliegen die Unruhen wieder, die das Aufbaumen hervorbringt. Die Möglichkeit, ein Stück Rehwild zu erlegen, ist dadurch nicht allzu gering. Also machte ich mich kurz vor 19 Uhr auf und bezog meinen Stand pünktlich. Die erste Zeit verging und es war lediglich das Summen der Stechmücken zu vernehmen. Die Sonne meinte es dann auch zu gut mit mir und ich fing prompt an zu schwitzen. Das lies mich ins Grübeln geraten: "Was ist besser – Mücken oder schwitzen?"
Jagd im Mai mit Tom von Jäger TV
Ich war noch derart in meine Gedanken vertieft, dass ich eine Rotte Wildschweine zunächst gar nicht bemerkte. Die Sauen lösten sich langsam aus den Büschen und brachen am Wiesenstreifen. Meine Augen wurden immer größer und ich dachte zuerst, ich würde träumen… Schnell nahm ich meine Kamera in die Hand und filmte das Schauspiel im Sonnenuntergang.
Nach einer guten viertel Stunde wurden die Schwarzkittel unruhig. Ich sah sofort warum: ein starker Bock fegte in kurzer Entfernung an einigen jungen Eichen. Die Überläufer verschwanden sofort wieder im Buschwerk. Die etwas ältere Bache blieb allerdings ganz entspannt – sie ließ sich von diesem "Halbstarken" nicht beeindrucken. Langsam zog sie an der Maiskante entlang und die drei kleinen Frischlinge folgten ihr. Zunächst war mir gar nicht aufgefallen, dass diese Bache führte. Schließlich waren die Striche und die Frischlinge durch das hohe Gras verdeckt worden. Genau das ist eben das Gefährliche in dieser Jahreszeit.
Kurz darauf verschwand die Bache samt Gefolge dann auch schon wieder in der Baumgruppe. Ich hörte die kleine Gruppe nur noch leise wegbrechen. Meine Konzentration blieb trotzdem hoch – ich hoffte noch immer auf die beiden Überläufer, die der Bache hinterher wollten.
Tom von Jäger TV: "Das Jagdglück war mir hold!"
Nicht einmal fünf Minuten vergingen und die Wildschweine zogen vorsichtig aus dem schützenden Bestand. Schnell griff ich wieder nach meiner Kamera, um noch ein paar schöne Aufnahmen zu bekommen. Doch dann ging alles ganz schnell! Die beiden Überläufer zogen flott auf die Ecke zu, auf die die Bache kurz zuvor verschwunden war. Ein leiser Pfiff ließ sie kurz davor verhoffen.
Die kleine nichtführende Überläuferbache brach auf dem Feld zusammen. Meine Nerven beruhigten sich langsam wieder. Das Jagdfieber setzte ein und in meinem Kopf spielte sich die Situation noch einmal ab. "Diana muss mir heute sehr wohlgesonnen sein!", dachte ich mir glücklich und völlig erschöpft.
Nach einer kurzen Wartezeit nahm ich mein Stück in Besitz. Beruhigt stellte ich fest, dass der Schuss perfekt hinter den Blättern saß und somit wenig zerstört sein müsste. Als ich das Wildschwein schließlich vom Feld geborgen hatte, kam auch schon mein Vater mit dem Auto. Schnell war alles verladen, so dass wir kurz nach 21 Uhr den Heimweg antreten konnten.
Wildschweinjagd im Mai mit Tom von Jäger TV
Am nächsten Tag entschieden Vater und ich, dass ich wieder an das Feld fahren sollte – womöglich würden sich ja noch mehr Schwarzkittel zeigen. Gesagt, getan! Kurz vor 20 Uhr baumte ich wieder auf. Dieses Mal war ich jedoch ein wenig skeptisch, ob ich überhaupt Anblick haben würde. Die erste Zeit passiert erstmal überhaupt nichts. Lediglich hinter mir im Bestand hörte ich Rehe warnen und abspringen. Da ich genau an einer Ortschaft jagte, konnte das aber alles bedeuten.
Die Sonne war schon lange untergangen, als ich gegenüber im Bestand ein lautes Knacken vernahm. Und schon zog eine einzelne Bache aus den Baumreihen aufs freie Feld. Unglücklicherweise stand der Wind sehr ungünstig – das Wildschwein bemerkte mich und zog schnell spitz von mir weg. Es kehrte an der Feldecke, an der ich saß, wieder Ruhe ein. Mit der Zeit schob sich der Mond langsam über die Baumwipfel. Gegen 22:30 Uhr vernahm ich plötzlich eine leichte Bewegung am Feldrand.
Und richtig: Die Rotte vom gestrigen Abend brach seelenruhig auf dem Maisfeld. Dieses Mal betrug die Entfernung jedoch gut 150 m. Ich wartete darauf, dass der Mond rumkommen würde und die Sauen aus dem Schatten treten müssten. Die Schwarzkittel machten mir aber leider einen Strich durch die Rechnung. Sie versuchten immer dichter am Waldrand zu brechen. Nach knapp einer viertel Stunde beobachten, reichte es mir schließlich.
Ich bereitete mein Dreibein vor und ging die Rotte vorsichtig an. Bei einer Entfernung von rund 70 m baute ich auf. Ich wartete darauf, dass das bunte Keilerchen sich bereitstellen würde. Wieder brach der Schuss aus der Voere im Kaliber 7 x 64 und wieder brach das Stück im Knall zusammen.
Ich konnte mein Glück noch gar nicht fassen und als ich sicher war, dass das Wildschwein verendet war, nahm ich es in Besitz. Sofort rief ich meinen Vater an, der sich sehr für mich freute. Schließlich hatte es nach einer langen Dürrezeit endlich wieder sehr gut funktioniert. Meine erste bunte Sau und zum ersten Mal vom Stock ein Schwein geschossen – an diese beiden Abende werde ich mich lange voller Freude erinnern.
Für die kommenden Mondphasen und Ansitze auf Rehbock wünsche ich euch viel Anblick und Waidmannsheil.
Euer Tom von Jäger TV
Pirschfreund aus Leidenschaft
Begleitet Pirschfreund Tom von Jäger TV auf die Ansitzjagd mit anschließender Pirschjagd auf einen reifen Bock.
Pirschfreund Tom von Jäger TV: Jagd im Mai mit Freunden.