Jeder Jäger wünscht sich in seinem Revier, dass die Sauen tagaktiv werden. Das ständige abfrieren in der Nacht im Winter und dann wieder kein Erfolg, lässt so manchen Grünrock deprimieren. Ich muss sagen, dass es die Jagd auch viel interessanter macht, wenn ich zu jeder Tageszeit mit den Sauen rechnen kann. Dieses Jagdjahr hatte ich schon an einigen Ansitzen die Schwarzkittel am Tag vor. Das Glück musste dann nur noch auf meiner Seite sein, damit ich Erfolg hatte.
Vor allem im Frühjahr, wenn die Frischlinge aus dem letzte Jahr und die Überläufer von den Bachen weggebissen werden und somit ohne Führung durch das Revier streifen, bietet sich für den Jäger die Chance, Sauen am Tag zu bejagen. Da im Winter meist Nahrungsknappheit herrscht, sind die unerfahrenen Stücke häufig unvorsichtig und somit auch öfters am Tag unterwegs.
Im Winter hatte mein Vater oft beim Abfährten Sauen am Schilf vor, doch leider nie eine Waffe mit. Er berichtete mir dann immer aufgeregt von den Begegnungen und jedes Mal meinte ich, dass er bei seinem Glück die Waffe mal mitnehmen sollte. Die jungen Stücke hatten nämlich häufig verhofft, da sie mit der Situation zuerst nichts anfangen konnten.
Geduld bei der Wildschweinjagd zahlt sich aus
In den Winterferien war ich für eine Woche Zuhause und konnte endlich wieder jagen gehen. Ich hatte bei vielen Morgenansitzen Sauen vorgehabt, doch jedes Mal passte es nicht. Entweder waren die Sauen zu schnell wieder im Schilf, das Licht reichte nicht aus oder die Entfernung war zu groß. So entschied ich mich nach einem Ansitz am Morgen nochmal Abfährten zu gehen. Ich nahm diesmal die Waffe mit, da ich mich an die Erzählungen meines Vaters erinnerte. Die Kirrung lag gleich auf dem Weg und somit rechnete ich mir eine gute Chance aus, die Sauen mittags anzutreffen. Zuerst bekam ich Rehwild in Anblick, sowie einige Gänse, die auf dem ehemaligen Weizenacker saßen. Im Sprung war ein interessanter Bock dabei, deswegen baumte ich auf eine Einrichtung auf, um einen besseren Überblick zu bekommen.
Ich war voll konzentriert, so dass ich fast nicht bemerkte, dass Sauen 50 m neben mir im Schilf zogen. Zuerst vernahm ich nur leises Knacken und ich vermutete andere Rehe. Doch als ich das erste Grunzen hörte, stieg mein Puls schlagartig an. Ich glaste angestrengt den Schilfstreifen ab, ob ich nicht doch irgendwo eine Bewegung wahrnehmen würde. Ich saß schon fast eine halbe Stunde auf der Leiter und immer noch hörte ich die Rotte brechen. Vor mir lagen zwei trockene Büsche, die einen kleinen Einblick in das dichte Schilf boten. Plötzlich sah ich die ersten Schwarzkittel. Eine junge Bache mit einigen Frischen aus dem letzten Jahr. Ich konnte mein Glück noch gar nicht fassen.
Auch wenn die Chance da war, dass man bei uns die Sauen am Tag vorhaben kann, freute ich mich wie ein Schneekönig. Jetzt hieß es, nicht die Nerven zu verlieren. Ich nahm langsam die Kamera und begann ein paar Aufnahmen zu machen. Der Wind stand günstig und somit hatte ich viel Zeit, den Moment zu genießen. Auf einmal hörte ich dann doch ein Warnen von der Bache. Schnell wechselte ich von der Kamera zur Waffe, da die Sauen sich erst mal im dünneren Schilfabschnitt sammelten. Ich machte mich auf einen der schwächeren Frischen fertig und wartet dann angespannt auf meine Chance.
Stille nach dem Knall
Plötzlich ging es ganz schnell. Die Bache löste sich zuerst von der Traube und danach folgten die anderen, wie auf einer Kette aufgereiht. Ich folgte mit dem 4. Absehen dem Frischen, den ich mir vorher rausgepickt hatte und krümmte den Finger, als er frei Stand. Nach dem Knall war die Fläche leer und ich hörte nur noch ein leises Knacken von den sich entfernenden Sauen. Die Stille breitet sich immer mehr aus und in meinen Gedanken spielte sich die Situation immer wieder von neuem ab. Ich nahm das Fernglas an die Augen und stellte beruhigend fest, dass der Frische im Knall lag.
"Nach der Jagd ist vor der Jagd", pflegt mein Vater oft zu sagen. Deshalb ist es wichtig, nach dem Schuss ruhig zu sein und dem anderen Wild keine Verbindung zu geben zwischen Knall und Mensch. So bleibt das Wild weiterhin vertraut und die Wildschweine tauchen nicht in der dunklen Nacht ab. Was sich außerdem sehr bewährt hat, ist die Ruhe im Revier. Wir Fährten natürlich hin und wieder auch ab oder machen auch Jagddruck zu Zeiten der Feldfrüchte wegen Wildschadensverhütung.
Doch wir lassen das Wild auch immer wieder zur Ruhe kommen. Außerdem ist der Erhalt der Familienverbände sehr wichtig beim Schwarzwild. Denn diese steuern auch die Populationsrate. Alte Bachen geben den Takt in der Rotte an und deshalb ist es wichtig, bei der Selektion überwiegend junge Stücke zu strecken. Also Altersklasse 0 und 1.
Auch zu Zeiten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sollte man diesen Leitgedanken nie vergessen. Denn wir Jäger wollen ja versuchen, trotzdem eine gesunde Population aufzubauen und nicht alles strecken, was vor die Büchse kommt.
Euer Tom von Jäger TV
Pirschfreund aus Leidenschaft
Tom war schon einmal im Winter auf Wildschweinjagd. Mit seinem Vater machte er im Schnee Jagd auf das Schwarzwild.
Besucht auch mal Toms YouTube-Channel "Jäger TV".