Drückjagd bedeutet kalte Tage, spannende Erlebnisse und vor allem Jagdbrauchtum. An keinen anderen Tagen im Jahr treffen so viele Waidmänner und Waidfrauen aufeinander, um zusammen die Jagd auszuüben. Neben der Bejagung des Wildes steht dann auch das Zusammensitzen und Berichten von vergangen Jagderlebnissen im Vordergrund.
Für mich gibt es nämlich nichts Schöneres, nach einem erfolgreichen Tag am Feuer zu sitzen und den Geschichten anderer zu lauschen. Jeder kann aus diesen Abenden vieles für sein eigenes Jägerleben mitnehmen und auch neue Freundschaften schließen.
Erste Jagd in Thüringen von Pirschfreund Tom
Am 21. Oktober ging es für mich auf die erste Drückjagd des Jahres 2017. Durch einen Arbeitskollegen bekam ich die Chance, das erste Mal in Thüringen auf Jagd zu gehen.
Thüringen ist durch seine bergige Landschaft und vielen Mischwäldern das komplette Gegenteil zu Brandenburg. Auch die eine Wildart, die wir an diesem Tag offen hatten, war für mich neu: Muffelwild!
Somit ging es für mich und meinen Freund gegen 10 Uhr auf einen Berghang. Der Wind wehte eisig durch den Hochwald, das leise Rascheln der Blätter und das Zwitschern der Vögel klang wie ein Konzert des Waldes. Im Rücken hatte ich einen kleinen, dichten Bestand aus Brombeerhecken und jungen Bäumen. Vor mir lag ein Hang, der an manchen Stellen steil abfiel und dadurch konnte ich mir schon im Voraus Stellen aussuchen, wo ich das Wild beschießen wollte.
Es dauert auch nicht lange und die ersten beiden Stück Rehwild (Ricke mit Kitz) zogen unter mir auf ca. 120 m vorbei. Leider verdeckte viel Laub mein Sichtfeld und die beiden verschwanden unbeschossen hinter einer Kuppe. "Es wäre sowieso zu weit gewesen", tröstete ich mich in Gedanken.
Drückjagd: Fuchs kann immer kommen!
Viel Zeit blieb mir jedoch nicht, über die verstrichen Chance nachzudenken. Eine kleine Bewegung vor mir im Laubteppich erregte meine Aufmerksamkeit. Reinecke schnürte flott auf ca. 30 m an meinem Stand entlang. Leider war es dann für einen Schrotschuss schon zu weit. Als hätte er geahnt, was ihm blühen würde, erhöhte er sein Tempo und zog in den nächstbesten Brombeerbewuchs.
Ich ärgerte mich leise, dass ich ihn nicht schon früher mitgekriegt hatte. Aber was muss ich euch sagen, das ist Jagd! Niemand kann etwas vorhersagen oder erzwingen.
Die erste Stunde war vergangen und bisher hatte ich auch nur wenige Schüsse gehört. Entweder lag das Wild fest in den Jungbeständen oder war ganz einfach nicht "Zuhause". Diese Fragen fliegen jeden Schützen im Kopf herum und oft werde ich dann aus meinen Gedanken gerissen. Ich schaute ständig den Hang herunter, um vielleicht anwechselndes Wild früher auszumachen.
Ein zweiter Rotrock nahm den gleichen Wechseln an, wie sein Vorgänger, doch mit dem Unterschied, dass er bedeutend langsamer war. Ich zog mit und als ich fliegen ließ, blieb er erprobt stehen … Vorbei! Ich sah wie die Kugel vor dem Fuchs im Laub einschlug und er sich daraufhin empfahl. Jonas, der mit mir zusammen auf dem Stand war, tröstete mich und meinte, dass man nicht drinsteckt.
Nach dieser Situation - ein wenig bedrückt - bahnte sich schon die nächste aussichtsreiche Gelegenheit an: Leises Rascheln, rechts vom Hang, kündigte den 3. Rotfuchs an. Leider sah ich diesen viel zu spät, da der Wechsel genau hinter einem Busch verlief. Plötzlich stand er mitten auf dem Weg und sicherte in meine Richtung.
Da die Entfernung gerade mal 20 m betrug, wollte ich ihn mit Schrot schießen. Langsam ging ich in Anschlag, doch bevor ich fertig war, machte der Fuchs einen großen Satz und verschwand wieder im Gehölz. "Irgendwann muss es doch mal klappen?", meinte ich zu Jonas und stellte frustriert die Bockbüchsflinte wieder an den Baum.
Kurze Ruhe bei der Drückjagd
Still war es auf einmal geworden. Kein Hundegeläut, keine rufenden Treiber und auch kein Schuss klangen durch das Blätterdach des Waldes. Ich saß ganz still, um alles wahrzunehmen, was um mich herum passiert oder noch passieren sollte.
Ohne eine Vorwarnung tippte mir Jonas auf die Schulter zeigte in die entgegengesetzte Richtung vom Hang. Ein 4. Rotrock brach durch die Blätterdecke direkt auf uns zu. Er schien uns nicht mitbekommen zu haben. Sofort nahm ich die Kombinierte in Anschlag und zog mit dem Fuchsrüden mit. Durch den Bodenbewuchs brauchte ich lang, bis ich mir sicher war, dass die volle Garbe den Fuchs treffen würde. Ich überholte mit dem Absehen das Haupt und krümmte den Finger. Instinktiv blieb ich weiter drauf und sah, dass Reinecke im Schuss zusammengebrochen war. Das Jagdfieber setzte ein und mit einem freudigen Strahlen wünschte mir Jonas "Waidmannsheil".
Daraus konnte ich wieder einmal sehen, dass man bis zum Schluss konzentriert bleiben muss. Denn die Drückjagd ist erst zu Ende, wenn die Zeit rum ist oder jeder für sich selber sagt: "Hahn in Ruh".
Waidmannsheil!
Euer Tom von Jäger TV
Pirschfreund aus Leidenschaft
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