Die Blattzeit ist ein tolles Highlight der Jagdsaison – für passionierte Jäger gibt es dann kaum etwas Schöneres als auf den Rehbock zu waidwerken. Die Blattjagd beginnt stets mit der Rehbrunft etwa Mitte Juli. Mit Sicherheit hat der Waidmann schon im Vorfeld einige gute Böcke in seinem Revier bestätigen können. Nun strebt er danach den richtigen Rehbock anzulocken und zu strecken. Doch das ist ebenso anspruchsvoll und schwierig wie aufregend.
Gerade für Jungjäger, die noch keinen geeigneten Blatter gefunden haben oder nicht wissen, welcher der Richtige für ihren Bedarf ist, habe ich eine gute Nachricht: In einem Test zur Blattjagd habe ich 3 bekannte Rehblatter erprobt und anhand ihrer wesentlichen Eigenschaften erklärt. Mit meinen Tipps seid ihr bestens für einmalige Jagderlebnisse und euer persönliches Waidmannsheil auf der Blattjagd gerüstet.
Tom von Jäger TV: ein starker Bock zum Auftakt der Blattjagd
Für mich begann die Blattzeit am 14. Juli 2017. Ich saß wieder an der Stelle, wo ich den abnormen Gabler strecken konnte. Schließlich waren hier noch Schmalrehe offen. Zunächst passierte nichts Besonderes. Lediglich die Schwalben flogen sehr tief und kreisten mir direkt um den Kopf. Doch auf einmal nahm ich eine Bewegung war: Rechts von mir auf der Wiese trieb ein Bock ein Schmalreh. Schnell nahm ich mein Fernglas zur Hand, um mir den Burschen etwas genauer ansehen zu können.
Es war ein außergewöhnlich starker Sechser, der das Reh trieb. So schnell wie die beiden Stücke Rehwild auf die Freifläche gezogen waren, verschwanden sie auch schon wieder im schützenden Schilfgürtel. Völlig verblüfft überlegte ich, wie ich den Recken noch einmal auf die Wiese bekommen könnte. Eine Idee hatte ich sofort, doch ob sie auch funktionieren würde? Ich baumte schnell von der besetzten Einrichtung ab und schnappte mir einen Grashalm. Wieder oben auf der Kanzel angekommen, fing ich mit der ersten Serie an…
Blattjagd – Tom von Jäger TV blattet mit einem Grashalm
Das Blatten mit einem Grashalm ist keine einfache Sache. Dennoch kann er ein guter Ersatz für einen nicht vorhandenen Rehblatter sein. Es kommt allerdings darauf an, wie der Halm zwischen die Daumen gespannt ist – je nach Spannung variiert der Ton. Mit ein wenig Übung sollte die Methode den Rehbock aber durchaus aufs Blatt springen lassen und letztendlich zum Jagderfolg führen.
Die ersten 2 Serien waren erklungen und ich vernahm ein leises Knacken. Plötzlich sprang eine Ricke mit Kitz auf die Freifläche vor mir. Sie zog schnurstracks an meinen Stand. Der Ton war wohl zu hoch gewesen… Oder scheinbar doch nicht, denn wie aus dem Nichts wechselte mich der brave Rehbock an. Obwohl ich einen solchen Bock nicht offen hatte, freute ich mich über den Anblick. Damit blieb der Abend leider erfolglos. Doch was mich am darauffolgenden Wochenende erwarten sollte, das war Blattjagd pur!
"Unverhofft kommt oft!" – Pirschfreund Tom von Jäger TV auf Blattjagd
Gemeinsam mit meiner Freundin war ich an einer Roggenstoppel eingeteilt. Ein paar Tage zuvor hatte ich bereits Böcke bestätigen können. Außerdem zogen hier neben dem Rehwild auch oft die Sauen über die Stoppel. An diesem Abend hatte ich mich für den Rottumtaler Rehblatter entschieden. Somit konnte ich beim Locken variieren und auf jede Situation geeignet reagieren. Meine Taktik: Ich wollte den gesamten Abend blatten und die zugehörigen Pausen unterschiedlich wählen. Schließlich hatte ich schon so einiges erlebt. Manchmal reagieren Böcke erst nach und nach oder sie ziehen hin und her, weshalb sie die Lockrufe erst später mitbekommen. Auf diese Weise hatte ich vor 2 Tagen erst 3 Böcke aufs Blatt springen lassen – und das alles an einem Stand.
Es war schon nach 21 Uhr, als wir die erste Bewegung vernahmen. In weiter Entfernung trieb ein älterer Bock einen Jährling. Rasch verschwanden die beiden Stücke aber auch wieder aus unserem Sehfeld. Schnell stimmte ich eine neue Serie an, um vielleicht doch einen von den 2 Böcken herbeizulocken. Meine Freundin und ich waren so auf die eine Richtung fixiert, dass wir einen anderen Bock fast nicht mitbekommen hätten.
Er zog im raschen Schritt in unsere Richtung. Auf einer Distanz von knapp 20 m bemerkte ich ihn schließlich. Dann ging alles ganz schnell, für die Kamera aber leider zu schnell. Jedoch konnte ich dem schwachen Sechser sicher eine Kugel antragen. Er verendete noch im Feuer und prompt setzte das Jagdfieber ein: Mein erster Blattbock des Jahres! Meine Freude war entsprechend groß. Zudem hatte ich auch kostbares Wildbret gewonnen.
Tom von Jäger TV: "Stoppelfelder sind ideale Plätze für die Blattjagd!"
Am nächsten Tag versuchten wir es an der gleichen Stelle gleich wieder. Diesmal war es allerdings bewölkt und die Temperatur merklich niedriger. Ich war wirklich gespannt, ob es heute erneut passen würde. Nach etwa 10 Minuten Ansitz erklang die erste Serie. Eine Ricke zeigte sich – die Anspannung stieg, ob dem Reh nicht noch ein passender Bock folgen würde? Doch das Stück zog alleine wieder zurück in den sicheren Bestand.
Es waren bereits einige Serien vergangen, bis sich uns endlich der nächste Anblick bot. Gegenüber, auf rund 400 m, zogen 2 Kitze und ein Bock auf die Stoppel. Gelockt durch das Blatt, kamen sie schnell näher. Fast schien es, als würde der Bock nebenbei mit den Kitzen spielen. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es war der gesuchte Rehbock! Glücklicherweise wechselte ebenfalls auch eine Ricke den Stand an, so dass der Bock mit zügigem Schritt heraneilte. Auf der benachbarten Wiese drehten sich ein paar Hexenringe und plötzlich verhoffte der Bock scheibenbreit. Das war meine Chance!
Das 1er Absehen ging hinters Blatt und das RWS H-Mantel-Geschoss ließ den Bock nach 30 m Flucht liegen – mein zweiter Bock in so kurzer Zeit! Manchmal passt einfach alles zusammen und Diana ist einem hold. Überglücklich nahm ich das Stück in Besitz…
Das Blatten erwies sich jetzt, Ende Juli, als sehr erfolgsversprechend. Allerdings fiel mir auf, dass dies nicht in allen Teilen Deutschlands so ist. Das Wetter spielt eben auch eine wesentliche Rolle. Bei uns hatte es den ganzen Sonntag geregnet und somit war das Wild abends aktiver als üblich.
Jagd auf einen Waldbock zur Blattzeit mit Tom von Jäger TV
Nach meinen zwei erfolgreichen Ansitzen ließ ich erstmal ein paar Tage verstreichen. Der Jagddruck durfte keinesfalls zu hoch werden, da das Wild sonst heimlich wird. Doch ich nutzte die Zeit sinnvoll, um meine erlegten Böcke zu präparieren. Die fertigen Trophäen an der Wand erinnern mich schließlich immer an meine tollen Jagderlebnisse und die Erfahrungen, die ich dabei sammeln durfte.
Allerdings war mir noch eine Stelle bekannt, an der es einen guten Bock gab. Das Stück stand jedoch im Wald und der Bewuchs war dort sehr hoch. Somit entschied ich mich, an der angrenzenden Wiese zu sitzen. Aufgrund der Blattzeit hatte ich nun einmal eine Chance, den Bock aus dem Waldstück zu locken. Wir setzten uns also relativ früh an, um jegliche Störungen vermeiden zu können. Schon nach dem ersten Blatten zeigten sich eine Ricke und ein Jährling. Bei dem jungen Bock handelte es sich um einen ungeraden Gabler – ich entschied mich also gegen den Schuss.
Beide ästen eine lange Zeit auf der Wiese und im Wald erklang kein neues Geräusch. Scheinbar reagierte kein weiteres Rehwild auf meine Lockrufe. Die Rehe taten sich nieder und in mir keimte langsam der Gedanke auf, dass der Abend wohl erfolglos bleiben würde. Gegen 20 Uhr als ich die x-te Serie blattete, rauschte es plötzlich am Wald. Der Bock kam wie ein Pfeil aus dem Dickicht geschossen. Als er die Ricke erblickte, zog er augenblicklich auf sie zu. Meine Anspannung wuchs mit jeder Sekunde. Im Anschlag wartete ich begierig auf meine Chance…
Der Bock trieb die Ricke hin und wieder zurück in den Wald, doch nach einer kurzen Zeit kamen sie immer wieder in Anblick. Es war eine sich schlagartig verändernde Situation: Ich hatte den Bock in Anblick, auf einmal nicht mehr und dann ist er doch wieder da. Und genau das ist es, was die Blattzeit so interessant und spannend macht. Völlig überraschend verhoffte der Bock kurz und ich nutze die Gelegenheit. Das Stück brach zusammen und jegliche Anspannung fiel von mir ab.
Die Blattjagd war für mich also sehr erfolgreich verlaufen. Zudem konnte ich einiges darüber lernen, wie sich die Böcke verhalten. Außer Frage steht, dass das Wetter ein wichtiger Faktor für Anblick und das persönliche Waidmannsheil ist. Letztendlich brachte mir durchgängiges Blatten mit kleinen Pausen dazwischen den gewünschten Erfolg.
Waidmannsheil!
Euer Tom von Jäger TV
Pirschfreund aus Leidenschaft
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