Durch die Jagd lernt man viele interessante Menschen und neue Freunde kennen: Das trifft gerade auch in meinem Fall als Blogger und Filmemacher zu, der seine Jagderfahrungen gerne teilt. Ende des Jahres 2016 wurde ich von einem Follower zur Drückjagd eingeladen. Wir haben uns auf Anhieb so gut verstanden, dass wir auch weiterhin in Kontakt blieben. Hin und wieder trafen wir uns, um auf die Jagd zu gehen oder uns einfach nur über das Waidwerken auszutauschen.
Anfang Juni 2017 rief mich Paul an, um mich für eine Woche zu sich einzuladen – wir wollten zusammen auf Wildschweine und Rehwild jagen. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine Termine bei Arbeit und Praktikum anstehen. Ich fieberte meinem Besuch im Schlaube- und Dorschetal also sehnsüchtig entgegen.
Tom von Jäger TV: Ansitz auf Schwarzwild
Montagabend gegen 19:00 Uhr kam ich bei Paul an. Wir setzten uns erstmal für zwei Stunden hin und tauschten uns aus. Schließlich hatten wir uns mal wieder viel zu erzählen. Einen Plan für die kommenden Tage erstellten wir natürlich auch – wir wollten die verfügbare Zeit optimal zum Jagen nutzen.
Anschließend ging es auch direkt los: auf Ansitz bei einer Kirrung im Wald. In der Woche zuvor hatte mir Paul bereits Aufnahmen von dem Schwarzwild geschickt, das früh und abends an diese Stelle zieht. Der Wind stand genau richtig, doch bis Mitternacht ließ sich keine Sau blicken. Als es dann dunkel war, traten wir den Heimweg an.
Am nächsten Tag fuhren wir gegen Mittag wieder ins Revier und kontrollierten die Kirrungen. Insgesamt suchten wir fünf Futterstellen auf: leider fanden wir an keiner einzigen Kirrung ein echtes Zeichen dafür, dass die Wildschweine dort gewesen waren. Einfach typisch – wenn man Zeit hat, um auf die Jagd zu gehen, ist nichts los und keinerlei Aktivität im Revier zu verzeichnen. Doch Paul und ich ließen uns nicht entmutigen…
Nach einem ausgiebigen Abendbrot zu dritt – Waldi, ein Freund von Paul, Paul und ich – fuhren wir für eine ganze Nacht ins Revier. So wollten wir unsere Chance auf ein "Waidmannsheil" steigern. Im Revier von Paul verhielten sich die Wildschweine zumeist gleich: sie nahmen zwei bis drei Tage auf den Feldern und an den Kirrungen aktiv Futter auf und verschwanden anschließend für einige Zeit von der Bildfläche.
Bis Mitternacht passierte nicht viel: lediglich ein Dachs zog unter meinen Stand, um gleich darauf wieder laut knurrend im dichten Bestand zu verschwinden. Wiederholt hörte ich in der Ferne lautes Knacken. Das konnte jedoch alles sein, da eh immer Geäst von den Kiefern fiel oder die Äste im leichten Wind rauschten. Eines muss ich an dieser Stelle deutlich sagen: als Feld- und Schilf- beziehungsweise Wiesenjäger bin ich auf diesem Gebiet sehr verwöhnt. Wenn es bei uns im Revier lauter wird, dann sind es meistens die Wildschweine…
Tom von Jäger TV: Wildschweinjagd bei Nacht
Gegen 00:30 Uhr wurden meine Augenlider immer schwerer bis sie schlussendlich gänzlich zufielen. Ich muss leider gestehen: sie öffneten sich erst um 04:00 Uhr wieder. Panisch blickte ich mich um. Meine Augen wanderten sofort zur Kirrung, die aber zum Glück nicht angenommen worden war. Schnell prüfte ich mein Smartphone und sah zwei Nachrichten: die erste von Paul um kurz nach 03:00 Uhr, "Sau beschossen!", die zweite von Waldi kurz vor 01:00 Uhr, "Schläfst du schon?". Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. Nun wollte ich natürlich wissen, was Phase ist. Also nahm ich umgehend Kontakt mit meinen Jagdfreunden auf.
Wir verabredeten uns auf 05:00 Uhr an der Waldkreuzung, um an die Kirrung zurückzufahren, an der Paul das Stück beschossen hatte. Da allerdings kein Schweiß zu finden war, musste Waldi mit seinem BGS "Fritz" ran. Nach knapp 60 m fanden wir das Wildschwein – verendet mit einem sauberen Lungenschuss. Es verwundert doch immer wieder sehr, wie schussfest Sauen sind. Nach einer guten halben Stunde luden wir das Stück ins Auto. Wir machten uns zügig auf den Weg zu Waldi nach Hause, um das Stück dort aufzubrechen. Danach ging es aber nochmal kurz ins Revier zum Gatter. Dort angekommen, zeigten mir die beiden passionierten Jäger stolz das schwarze Damwild.
Es ist wirklich erstaunlich, wie Paul und Waldi ihre Passion leben! Schon in ihrem jungen Alter verfügen sie über einen bemerkenswerten Erfahrungsschatz und vielfältiges Wissen rund um das Waidwerk. Selbst die Einrichtungen waren alle gut gebaut und zudem mit Bedacht platziert. Das Resultat: die Jagd kann in diesem Revier einwandfrei durchgeführt werden. An fast jeder Kanzel hatten sie einen Außenkasten befestigt, damit es im Falle eines Schläfchens bequem ist.
Rehwild im Schlaubetal: Ansitz- und Pirschjagd mit Tom von Jäger TV
Apropos Schläfchen halten: nach dieser Nacht auf Ansitz ging es für uns erstmal ins Bett. Schließlich wollten wir am Abend wieder raus ins Revier. Beim Vorbeifahren hatten wir am Abend zuvor einen Bock – mit zwei starken Gabeln – bestätigen können, den ich am Maisfeld stellen wollte. So fand ich mich gegen 18:00 Uhr auf der entsprechenden Einrichtung wieder. Die Sonne brannte erbarmungslos auf das Feld runter. In mir keimten erste Zweifel, ob es womöglich doch zu warm für das Wild sei…
Die ersten Stunden vergingen, ohne dass ich überhaupt Anblick hatte. Ich konnte nur Krähen beobachten, die auf eine Greife hassten. Hin und wieder fuhren Autos den Waldweg entlang. Das tat meiner Motivation, den Bock in Anblick zu bekommen, überhaupt nicht gut. Auf einmal vernahm ich an der linken Waldkante jedoch eine Bewegung und zwei Stücke Rehwild zogen vertraut in den Mais. Schnell nahm ich mein Fernglas an die Augen und erkannte, dass es sich um eine Ricke mit einem Schmalreh handelte.
Die beiden Rehe hielten sich ca. 15 Minuten auf der Freifläche auf und sprangen dann wieder ins hohe Geäst ab. "Wenigstens hatte ich Anblick gehabt!", dachte ich mir traurig als es langsam anfing zu dämmern. Plötzlich nahm ich jedoch wieder eine Bewegung wahr – es war ein älterer Bock, der an der Feldkante entlang zog. Da die Entfernung mit etwa 500 m zu groß war, rief ich Paul an und fragte, ob ich mich an das Stück anpirschen darf. Er bejahte und schon ging es mit flotten Schritt übers Feld hinweg. Mehrfach prüfte ich durch mein Glas, ob der Bock noch an der Salzlecke stand und äste. In mir wuchs die Anspannung. Ein falscher Schritt und meine Chance wären zunichte…
Die Pirsch auf den Bock mit Tom von Jäger TV
Gebeugt erreichte ich die gegenüberliegende Waldkante – mein Herz schlug immer schneller! Ich konnte den Recken nicht mehr sehen, da er genau hinter einem Knick stand. Die letzten Meter glitt ich über den Boden und betete zu Diana, dass der noch immer an derselben Stelle äste.
Erleichtert stellte ich fest, dass sich der Bock in der kurzen Zeit keinen Meter bewegt hatte. Doch der er fing bereits an, immer öfter zu mir rüber zu äugen. Ich stellte also mein Fernglas vor mir auf und legte meinen Voere Jagdrepetierer vorsichtig an. Der Bock – ein ungerader Sechser – stand auf rund 70 m Entfernung breit an der Waldkante. Krampfhaft versuchte ich mich zu beruhigen, denn das Absehen lag nicht ruhig auf dem Stück.
Mit der Zeit kamen auch schon die Mücken und fingen an, mich zu ärgern. Mit Bedacht versuchte ich es ein zweites Mal… Das Absehen ging hinter das Blatt und mein Finger krümmte sich. Das Stück brach im Feuer zusammen. Schlagartig fiel jegliche Anspannung von mir ab.
Tom von Jäger TV: Auf was kommt es bei der Bockjagd an?
Nach einer kurzen Zeit der Ruhe ließ ich das Szenario noch einmal Revue passieren – das Jagen ist einfach mein Leben! Anschließend rief ich Paul an und berichtete ihm von meinem Jagderfolg. Wir beschlossen, dass ich zurück zur Einrichtung gehen sollte und er mich dort abholen würde. Gesagt, getan und eine halbe Stunde später traten Paul und ich an den Bock heran. Ein Sechser von drei bis vier Jahren lag auf der Strecke. Erfreut vom Jagdglück übergab mir Paul den Erlegerbruch.
Lange standen wir dann noch draußen an der Kühlkammer und erzählten uns von vergangenen Jagderlebnissen. Es war bereits gegen 01:00 Uhr als wir unsere Betten erschöpft und zufrieden aufsuchten.
Am nächsten Tag ging es dann auf den Schießstand: Dort wollten meine beiden Jagdfreunde noch ein paar Schuss auf Scheiben machen. Danach ließen wir noch die Tontauben fliegen, um uns ein wenig im sportlichen Wettkampf zu messen. Diese lockere und entspannte Atmosphäre mit Freunden auf der Jagd oder dem Schießstand liebe ich. Es macht den stressigen und turbulenten Alltag vergessen und man geht voll und ganz in der Jagd auf.
Ich wünsche euch im Juni noch eine spannende Jagd mit viel Anblick und persönlichem Waidmannsheil.
Euer Tom von Jäger TV
Pirschfreund aus Leidenschaft
Begleitet Pirschfreund Tom von Jäger TV auf die Wildschweinjagd im Mai.
Pirschfreund Tom von Jäger TV: Ansitzjagd auf einen reifen Bock mit anschließender Pirschjagd.