Kurz zur Geschichte der Walther P38
Da hochwertige Waffenrepliken meist von denjenigen gekauft werden, die sich für Militär- und Technikgeschichte interessieren, ist es wahrscheinlich sinnvoll, ganz kurz über die Geschichte dieser Waffe und ihre besonderen Merkmale zu erzählen. Die Pistole Walther P38 wurde von Fritz Walther als Ersatz der veralteten Dienstpistole Luger P08 "Parabellum" entwickelt. Sie war die Standardpistole des deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg und wurde nicht nur bei der Firma Carl Walther in Zella-Mehlis (die Herstellerstempelung "ac"), sondern auch bei Mauser in Oberndorf (byf, svw) und bei den Spreewerken in Berlin (cyq) produziert. Allerdings blieb die P08 noch im aktiven Dienst, da man die deutschen Truppen nicht flächendeckend damit beliefern konnte.
Einige Teile für die P38 stammten von anderen bekannten Waffenherstellern, wie etwa FN in Belgien oder CZ in der damaligen Tschechoslowakei, später Protektorat "Böhmen und Mähren". Nach dem Krieg wurden einige P38 aus Restteilen in der DDR und Tschechoslowakei gefertigt und im Jahr 1957 nahm die Firma Carl Walther, die zuvor nach Ulm in Westdeutschland umgezogen war, die Produktion der P38 für die Bundeswehr und die deutsche Polizei wieder auf.
Interessant: für die West-Berliner Polizei, die nach dem Nachkriegsabkommen keine deutschen Waffen haben durfte, wurden die in Ulm gefertigten Pistolen von 1966 bis 1975 mit dem Stempel der französischen Firma Manurhin markiert und als P1 bezeichnet. Etwas früher gab die Bundeswehr den Walther-Pistolen P38 der Ulm-Fertigung die gleiche Bezeichnung, weil sie einige Veränderungen an den bis 1945 gebauten Waffen vorgenommen hatten: das Griffstück war jetzt aus Leichtmetall, die Griffschalen aus dem Material "Novodur".
Die Pistole hat viele Varianten, die sich durch das Kaliber (7,65 mm und 5,6 mm), die Lauflänge und Gestaltungsdetails unterscheiden. Es gab auch eine Variante mit Schalldämpfer, die P38SD, die bei Aufklärungseinheiten eingesetzt wurde. Erst 1994 wurde die P38/P1 bei der Bundeswehr durch die Pistole P8, die leicht veränderte Pistole USP von Heckler & Koch, abgelöst.
Die Walther P38 wurde weltweit exportiert und in folgenden Ländern eingesetzt: Аngola, Argentinien, Österreich, Bangladesch, Bolivien, Kanada, Chile, Iran, Irak, Italien, Kasachstan, Kolumbien, Libanon, Mazedonien, Mosambik, Nigeria, Norwegen, Pakistan, Paraguay, Peru, Portugal, Rhodesien, Türkei, Frankreich, Finnland, Tschad, Chile, Kroatien, Schweden und Südafrika.
Die Walther P38 wurde bis 2004 hergestellt. Die letzte gebaute Pistole mit der Seriennummer 473201 befindet sich im Museum der Firma Carl Walther in Ulm. Die Pistole P38 war nicht nur Vorbild für weitere Modelle von Carl Walther, wie die P4 und P5, ihre wichtigsten Konstruktionsmerkmale wie der Schwenkriegelverschluss wurden auch in späteren Pistolen anderer renommierter Waffenhersteller implementiert (Beretta M92 und Smith & Wesson M39/M59).
Technische Daten der Walther P38 von UMAREX
Die Replika ist nur für das Schießen mit BB-Stahlkugeln des Kalibers 4,5 mm (.177) geeignet. Es gibt allerdings auch noch eine Airsoft-Variante für 6-mm-BBs. Laut Bedienungsanleitung beträgt die Mündungsgeschwindigkeit 125 m/s, was bei der 0,36-g-Kugel einer Mündungsenergie von 2,81 Joule entspricht. Diese Energie liegt deutlich unter dem vom deutschen Waffengesetz erlaubten Wert 7,5 J, sodass die P38-Replika zu den "freien Waffen" zählt, die ab 18 Jahren erwerbbar sind. UMAREX empfiehlt als Kugeln die Premium Steel BBs der Firma Walther. Diese Munition hat eine goldfarbene Beschichtung und ist sehr präzise. Sie wird in 1.500- und 3.000-Verpackungen geliefert. Es gibt allerdings noch eine Airsoft-Variante, die mit 6-mm-BBs schießt. Ansonsten gibt es keine Unterschiede zwischen den Modellen.
Die Abmessungen der Walther P38 von UMAREX:
Länge 211 mm, Breite 37 mm (mit Sicherung), Höhe 137 mm. Laut Bedienungsanleitung ist der glatte Lauf 120 mm lang, jedoch war er bei der Testwaffe um 5 mm länger. Hinten hat der Lauf eine grüne, halbdurchsichtige Kunststoffbuchse, die als "Patronenlager" fungiert. Die Laufmündung ist bis zu einem Durchmesser von 9,0 mm und 14 mm tief nachgebohrt, deshalb kann man optisch gar nicht bemerken, dass das echte Kaliber zweifach kleiner ist. Die Pistole bringt 730 g auf die Waage. Das Magazin fasst 20 Kugeln, was genau seiner Kapazität entspricht – der Zubringer erlaubt es nicht, mehr Kugeln einzuladen.
Verpackung, Lieferumfang und Aussehen der UMAREX Walther P38
Die Pistole wird in einer hochwertigen Kartonverpackung geliefert, auf der neben der Pistole ein Soldat der Wehrmacht abgebildet ist. Die von UMAREX angebotene Replika entspricht den frühen Ausführungen der Pistole, die einen Punkt in der Bezeichnung haben: Walther P.38. Zum Lieferungsumfang gehört auch eine Gebrauchsanleitung, die nachstehend separat beschrieben wird.
Ihre Abmessungen sind mit dem Original fast identisch, nur in der Länge fehlen einige Millimeter, was man optisch aber gar nicht feststellen kann. Alle konstruktiven Elemente und Proportionen sind ideal ausgeführt. Die Replika ist sauber verarbeitet, ohne Werkzeugspuren und anderen äußeren oder inneren Werkzeugspuren.
Alle Kunststoff- und Metallteile sind perfekt angepasst, es gibt keine Luft und kein Spiel. Eine einzige Ausnahme ist der Verschluss, der ein deutliches Seitenspiel hat – allerdings hat es keinen Einfluss auf die Funktion. In punkto Gewicht entspricht die Replika der späteren Ausführung P1 mit dem Rahmen aus Leichtmetall (ursprünglich war er aus Stahl gefertigt). Die Pistole liegt hervorragend in der Hand und ist sehr gut ausbalanciert. Die glanzschwarze Lackierung sieht eindrucksvoll aus, jedoch hat das Original nach unserer Einschätzung eine hellere Beschichtung. Man muss auch bedenken, dass diese Lackierung hauptsächlich eine dekorative Wirkung erfüllt und keine vollwertige Schutzfunktion hat. Deshalb erfordert die Pistole ziemlich sorgfältige Behandlung und Schutz vor Stößen und Kratzern. Vorsicht ist also geboten, wenn die Waffe in eine Sammelvitrine gestellt werden soll.
Eine gute Wahl ist auch der Kunststoff für die Griffschalen, der sehr gut die originalen Schalen aus Bakelit imitiert. Zum zusätzlichen Zubehör gehört das UMAREX-Gürtelholster für "große Pistolen". Es besteht aus Nylon und bringt nur 50 g auf die Waage. Sein Kunststoffmaterial ist sehr fest und unempfindlich gegen Feuchtigkeit. Erhältlich ist es nur für Rechtschützen.
Bedienungsanleitung der Walther P38
Die 60-seitige Anleitung für die Pistole ist von Deutsch auf Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Polnisch und Russisch übersetzt worden und wie ein Comic geschrieben, aber im positiven Sinn des Wortes: knapp, anschaulich und informativ.
Technik und Blowback-Funktion der Walther P38 von UMAREX
Technisch ist die Walther P38 von UMAREX eine CO2-Kurzwaffe, die als Treibmittel Kohlendioxid aus einer standardisierten 12-g-Kapsel verwendet. Aber der Aufbau der neuen P38-Replika unterscheidet sich prinzipiell von früheren CO2-Pistolen. Die Zuführung der Kugel ähnelt einem Stoßröhrchen bei Schmeisser-Sportluftgewehren, die in Suhl vor dem Zweiten Weltkrieg von der Firma Haenel und nach dem Krieg von dem VEB Ernst Thälmann produziert wurden. Wie beim Gewehr von Hugo Schmeisser transportiert bei der Betätigung des Abzuges ein Röhrchen die Kugel direkt in den Lauf und dichtet ihn nach hinten ab. Dadurch wird die Energie des Druckgases besser ausgenutzt, was für die Waffe mit Blowback-Funktion besonders wichtig ist. Denn hier wird der Druck des Treibgases zusätzlich dazu verwendet, um die Repetiervorgang der "echten" Waffen zu imitieren. Wobei es sich bei der P38 um einen relativ schweren Metallschlitten handelt. Selbstverständlich bewegt sich der Lauf der Replika im Unterschied zum Original nicht. Es ergäbe aber auch keinen Sinn, die Waffe mit einem beweglichen Lauf auszustatten: die Konstruktion wird zu kompliziert und zu teuer bei einem sehr fragwürdigen optischen Vorteil. Zudem nehmen sowohl die Rücklaufmasse als auch der Gasverbrauch erheblich zu.
Um die Pistole zum Schießen vorzubereiten, soll man zuerst den Magazinhalter nach hinten drücken und das Magazin herausnehmen. Dann ist die linke Griffschale abzuziehen – dazu braucht man keinen Schraubenzieher, sie ist im Rahmen mit einem Federhalter geklemmt und die äußere Schraube hat nur eine dekorative Funktion. In die Ladeöffnung wird eine CO2-Kapsel eingelegt, wonach sie durch das Hochdrehen der Kapselanstechschraube angestochen wird. Die Griffschale wird wieder daraufgesetzt und das Magazin wird in den Griff geschoben. Die Waffe ist zum Schießen bereit.
Das Magazin kann sehr leicht eingeladen werden: Zuerst den gefederten Zubringer herunterziehen und dann einrasten lassen. Am besten wäre es, die hintere Magazinöffnung mit einem Finger zu schließen und durch die vordere Öffnung das Magazin zu laden. Das Magazin kann schnell und problemlos mit einem praktischen Speedloader gefüllt werden.
Abzug und Sicherung
Die Pistole hat nur einen Single-Action-Abzug, deshalb muss der Hahn vor dem ersten Schuss manuell gespannt werden. Man kann aber auch ganz normal den Schlitten zurückziehen, dann wird der Hahn auch gespannt. Beim nächsten Schießen wird der Hahn durch die rückläufige Verschlussbewegung automatisch gespannt. Wegen der konstruktiven Merkmale ist der Vorzugsweg nicht ganz stufenlos.
Die Abzugsmechanik kriecht etwas – nicht viel, aber bemerkbar, weil der rohrförmige Zuführer die Kugel durch die Magazinöffnung schiebt. Dieses Problem gibt es lediglich anfangs, wenn die Teile noch nicht eingelaufen sind. Zudem kann man das mit einigen Tropfen Silikonfett beheben. Allerdings besitzt der Abzug einen deutlichen Vorzugsweg, und er funktioniert ganz trocken.
Die Hebelsicherung sitzt auf der linken Seite des Verschlusses. In der unteren Stellung (S) ist der Abzug blockiert und kein Schuss möglich. Ist der Sicherungshebel noch oben gedreht (F), wird die Waffe feuerbereit. Diese Sicherung ist nicht nur typisch für die originale Walther P38/P1, sondern für alle Pistolen mit einer manuellen Sicherung, die bei der Bundeswehr eingesetzt werden (P8, P8A1 und P21).
Demontage der Walther P38 von UMAREX
Die P38-Replika von UMAREX wird ohne Werkzeug in die gleichen Teile wie die scharfe Waffe zerlegt: Lauf, Verschluss, Rahmen und Magazin. Nach dem Entnehmen des Magazins soll man den Zerlegungshebel an dem vorderen Ende des Rahmens drehen und dann den Lauf nach vorne entnehmen. Danach kann man den Verschluss abziehen, indem er nach oben und nach vorne geführt wird. Dabei soll man vorsichtig sein: die gespannte Rückfeder springt aus dem Verschluss heraus und man kann sie wegen ihrer kleinen Abmessungen sehr leicht verlieren. Zudem ist diese Feder ziemlich "zart" und kann bei der Montage leicht beschädigt werden. Deshalb empfehlen wir, nur bei einem echten Bedarf den Verschluss zu entnehmen. Wenn es jedoch wirklich nötig ist, überlassen Sie diese Arbeit besser einem Büchsenmacher. Vermutlich aus diesem Grund wird die Zerlegung nicht in der Anleitung beschrieben.
Auf dem Schießstand mit der Walther P38
Wenn eine CO2-Kapsel im Griffstück steckt, soll man zum Laden das mit BBs gefüllte Magazin einsetzen, die Sicherung in die obere Stellung drehen und den Hahn spannen. Die Waffe ist feuerbereit – man kann nun den Abzug betätigen. Ist das Magazin leer, hält der Verschlussfang den Verschluss hinten. Die Kapazität einer Kapsel reicht in der Regel für 50-70 Schüsse. Es ist zwar möglich, noch weiter zu schießen, aber ohne Blowback-Funktion – die Rest-Energie des Gases reicht nicht mehr für einen automatischen Ladevorgang. Allerdings kann der Verschluss manuell repetiert werden (oder den Hahn manuell spannen – das ist Geschmackssache). So sind noch ein paar Dutzend Schüsse möglich. Die Pistole zeigt eine - für eine Freizeitwaffe - hervorragende Präzision. Beim Schießen einer 5-Schuss Serie auf eine Distanz von 6 m und eine Papierscheibe mit 4,5-mm Kugeln Walther Premium Steel BBs liegt der Streukreis unter 20 mm.
Der Preis der Walther P38 von UMAREX
Die solide und genau gebaute, preisgünstige Replika dürfte zweifellos allen Plinkern, Einsteigern, Enthusiasten der Militärgeschichte und Replika-Sammlern gefallen. Sie kostet 139,95.- € (UVP). Ihr Erwerb ist frei ab 18 Jahren und man kann die Waffe auch online bestellen.
Zusammenfassung und Testfazit
Der UMAREX-Nachbau der Pistole Walther P38 ist wohl eine der besten СО2-Kopien von Ordonnanzkurzwaffen auf dem heutigen Markt. Einen guten Eindruck machen auch das hervorragende und originaltreue Aussehen und eine ausgezeichnete Fertigungsqualität. Im Unterschied zu vielen anderen СО2-Replikas gibt es bei diesem Modell keine hässliche - aus dem Griff herausragende Kapselanstechschraube - sie ist innenhalb des Griffstückes gut versteckt. Die Pistole hat zudem eine überzeugende Präzision für eine Freizeitwaffe. Sie liegt hervorragend in der Hand und ist wie ihr Vorbild sehr gut ergonomisch geformt und ausbalanciert.
Die Teile der Pistole sind überwiegend aus Metall gefertigt, genauer gesagt aus einer sogenannten ZАМАK-Legierung, die aus Zink, Aluminium, Magnesium und Kupfer besteht. ZAMAK ist jedoch nicht billig und hat eine wesentlich bessere Festigkeit im Vergleich zum spröden Silumin.
Für Replika-Sammler besitzt die P38 von UMAREX noch einen wichtigen Vorteil, den ihre Konkurenten nicht haben: Auf der Pistole findet man die orginalen Firmenzeichen von Carl Walther. Im Unterschied zu vielen anderen Replikas hat der P38-Nachbau von UMAREX keine Warnungsbeschriftungen, was das Modell noch authentischer macht.
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Alles zur Wissenswerte zu den Originalen Walther P.38 und P1 lesen Sie übrigens im VISIER SPECIAL 68 und in diesem Artikel von all4shooters.com:
Weitere Informationen zur Walther P38 von UMAREX erhalten Sie auf der Webseite des Herstellers: