Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: Vergleichstest von 3 Pistolen

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Die ungeladene Colt wiegt 1.105 g, die Beretta 920 g und die Glock 679 g. Die Magazine fassen 7, 15 und 17 Patronen.

Die Pistolen Beretta Serie 92, Colt Government 1911 und Glock 17 - sind die weltweit erfolgreichsten Kurzwaffen. Diese drei Modelle gehören zu den weltweit bekanntesten und am häufigsten eingesetzten Waffen. Jedes dieser Modelle hat seine Fans. Die drei Pistolen unterscheiden sich grundlegend in der Mechanik. Sie verwenden drei verschiedene Abzugssysteme und unterschiedliche Kaliber. Für unseren Test haben wir die klassischen Kaliber .45 ACP und 9 mm Parabellum (oder das in Italien zulässige und etwas merkwürdige Kaliber 9x21) ausgewählt. 

 

Das Kaliber 9 mm Parabellum hat statistisch die gleiche "One-Shot-Stop-Wirkung" wie das .45 ACP. Es bietet aber den Vorteil einer höheren Magazinkapazität bei Pistolen, die zweireihige Magazine verwenden. Bei Verwendung im städtischen Bereich muss auf die kinetische Energie der beiden genannten Kaliber geachtet werden, denn besonders in Verbindung mit Vollmantelgeschossen haben sie eine außergewöhnliche Durchschlagskraft und können auch nach einem Durchschuss unerwartete Schäden - auch durch Abpraller - verursachen.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Die Colt 1911 in Condition One in einem Yaqui-Holster. Jeff Cooper würde das gefallen. Schön anzuschauen, aber schwierig zu verbergen.

Über die Geschichte dieser Waffen ist schon so viel geschrieben worden, dass wir sie hier nicht noch einmal nacherzählen wollen. Stattdessen wollen wir uns der Frage zuwenden, ob vor allem die beiden "älteren Modelle" den Anforderungen der heutigen Zeit noch gewachsen sind. 

 

Es handelt sich also um drei Full-Size-Pistolen. Sie werden vor allem von Militärangehörigen seitlich außen am Körper getragen. Besonders im Sommer empfiehlt es sich nicht, diese Waffen unter der Kleidung zu tragen, es sei denn, man will ein Inside-Holster als Appendix Carry verwenden. An dieses System gewöhnen sich nur wenige, aber es ist die einzige Möglichkeit, die Waffe wirklich zu verbergen. Man bezahlt das mit einem Tragekomfort, der umso schlechter wird, je länger und dicker die Waffe ist. Vor allem beim Sitzen stört sie dann.  

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Oben der Lauf der Glock, in der Mitte der Lauf der Colt mit dem Kettenglied und unten der Lauf der Beretta mit dem Riegel

Aus Respekt vor dem Alter beginnen wir mit der Colt 1911 Kaliber .45 ACP. Die Amerikaner singen noch immer das Loblied auf diese Waffe, die auch von Schützen im Rest der Welt sehr geschätzt wird. Auch wenn der Entwurf inzwischen über 100 Jahre alt ist, merkt man das der Waffe gar nicht an. Das liegt vor allem an der Ergonomie: Der 1911 liegt einfach gut in der Hand. Der Winkel des Griffstücks ermöglicht eine bequeme Visierung, die Bedienungselemente sind leicht zu erreichen und verbessern so die Handhabung. Eine durch und durch ergonomische Waffe also, die ein beliebtes Kaliber verwendet. 

Das .45 ACP wird oft überschätzt, ist nichtsdestotrotz aber zur Selbstverteidigung hervorragend geeignet. Sein Potenzial entspricht den Anforderungen; schließlich ist zu beachten, dass für normale Kurzwaffen-Patronen der Einschlagspunkt im anvisierten Ziel von größerer Bedeutung ist als Größe und kinetische Energie. Die Colt hat einen Single-Action-Abzug. Abzugsweg und Rückführungsweg der Abzugsklinken sind sehr kurz, so dass man den Abzug schnell betätigen kann.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Der Zapfen der Schlagbolzensicherung, der von Colt seit den 80-er Jahren verwendet wird...

Die Pistole Colt 1911 hat eine sehr solide Struktur und besteht vollständig aus Stahl. Die wenigen Einzelteile sind robust und nehmen erst nach langem Gebrauch oder bei unsachgemäßer Wartung der Mechanik Schaden. Die Colt Government 1911 ist eine halbautomatische Single-Action-Pistole mit außen liegendem Hahn, die auf der Grundlage des klassischen und zuverlässigen Colt-Verschlusses mit kurzem Rückstoß des Laufs entwickelt wurde. Erreicht wird das durch Aussparungen auf dem oberen Teil des Laufs und der oberen Innenseite des Schlittens. Der Verschluss wird durch ein Kettenglied ausgelöst, das am Lauf befestigt und durch den Rahmen über ein Querstück des Schlittenfanghebels gesichert ist. Im Lauf der Jahre hat Colt einige Verbesserungen eingeführt. Die Visierung ist größer geworden, was im Vergleich zu den Visierungen der ersten Generation eine schnellere Erfassung des Ziels ermöglicht. Die Waffe wurde schon in den 80er Jahren mit einer automatischen Sicherung des Schlagbolzens ausgestattet. Um die Zuverlässigkeit zu erhöhen, wurden das Auswurffenster und die Magazinöffnung mit leichten Ausfräsungen versehen. Wenn alles perfekt eingestellt ist, hat diese Waffe auch wegen des optimalen Kalibers die Präzision einer Wettkampfpistole und zeigt bei 25 m Distanz ein sehr kompaktes Trefferbild.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Der Zapfen für die Schlagbolzensicherung. Man sollte im Hinterkopf behalten, dass die Federführungsstange sich mit der Zeit vom Rahmen lösen kann.

Bis hierher scheint alles perfekt, aber es gibt noch mehr Aspekte. Wenn man einen taktischen Vorteil haben will, muss man die Colt 1911 (und das gilt für alle Pistolen) durchgeladen tragen. Das nennt man “Condition One”: Patrone im Lauf, Hahn gespannt, Waffe gesichert. Der Schütze muss lernen, die Waffe schnell zu ziehen und mit dem Daumen zu entsichern, und er muss daran denken, sie beim Zurückstecken ins Holster wieder zu sichern. Um Unfälle unter Einwirkung von Stress zu vermeiden, sollten diese Handgriffe durch intensives Training automatisiert werden. 

Das einreihige Magazin macht den Griff schmaler, was die Handlichkeit erhöht, doch wegen des großen Kalibers fasst die Waffe nur 7/8 Patronen, was die Feuerkapazität natürlich reduziert. Nach der Statistik dauern die meisten Feuergefechte nur wenige Sekunden und die Zahl der abgegebenen Schüsse lässt sich an einer Hand abzählen. Doch es gibt auch Fälle, in denen eine Patrone mehr entscheidend sein kann. Was die Mechanik angeht, sollte man sich für Eingriffe an bestimmten Komponenten der Waffe an einen Fachmann wenden. Wie bei alten Motorrädern sollten nach längerem Gebrauch einige Teile kontrolliert werden, die am Rahmen mit Nieten oder Hülsen befesigt sind und sich mit der Zeit lockern. Und last but not least: Mit vollem Magazin ist diese Waffe ziemlich schwer, gerade wenn man die reduzierte Feuerkapazität in Rechnung stellt.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Um Defekten vorzubeugen, müssen die Teile der Colt, die mit der Patrone in Berührung kommen, oft gereinigt werden.

Die Beretta Serie 92 ist eine halbautomatische Pistole mit außen liegendem Hahn und kurzem Rückstoß des Laufs.

Das System basiert auf einer abgewandelten Walther P38 mit einem Riegel, der durch einen Zapfen betätigt wird. Die Sicherung sitzt zwischen zwei Sockeln unter dem Lauf. Das gemischte Abzugssystem ermöglicht Single- und Double-Action. 

Der Rahmen besteht aus einer Ergal genannten Aluminiumlegierung. Das zweireihige Magazin fasst 15 Patronen. Das war zur Zeit der Einführung dieser Waffe eher unüblich und erklärt den enormen Erfolg dieser Pistole, die sogar von der US-Armee gekauft wurde und auch in vielen anderen Streitkräften und Polizeieinheiten auf der ganzen Welt verwendet wird.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Eins der Geheimnisse der Zuverlässigkeit der Beretta 92 ist die Platzierung der Patrone in einer Achse mit dem Lauf.

Die Pistolen der Serie 92 von Beretta haben immer noch das unverwechselbare Design des Unternehmens aus dem italienischen Ort Gardone, unter anderem erkennbar an dem offfenen Lauf.

Die Beretta 92 ist für ihre Verlässlichkeit berühmt. Sie muss nicht von Fachleuten gewartet werden und man kann sie praktisch direkt nach dem Auspacken benutzen. Die Patrone liegt in einer Achse mit dem Lauf und der Schlitten hat oben eine große Ausfräsung, was einer möglichen Ladehemmung entgegenwirkt. Das Verschlusssystem mit dem Riegel macht es möglich, dass der Lauf während des Schusses in einer Achse mit dem Schlitten bleibt, wodurch der Hochschlag gedämpft wird. Im Vergleich mit der älteren Colt 1911 ermöglicht das zweireihige Magazin der Beretta Serie 92 wegen des kleineren Kalibers eine erheblich höhere Feuerkapazität, was in vielerlei brenzligen Situationen von entscheidendem Vorteil sein kann. Die optimale mechanische Ausführung und die gut proportionierte Visierung verleihen der Beretta 92 eine erstklassige Präzision, die weit über das üblicherweise von einer Selbstverteidigungswaffe geforderte Maß hinausgeht.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Mit kleinen Händen lässt sich der Abzug nicht richtig erreichen. Der Schütze sollte sich für eine andere Waffe entscheiden.

Aber auch die Beretta hat ihre "Schönheitsfehler". Eins der Probleme, mit denen die Pistolen der Serie 92 zu kämpfen haben, ist der großzügig dimensionierte Griff, den Menschen mit kleinen bis mittelgroßen Händen nur schwer korrekt halten können. Der Abzug ist schwer zu erreichen und Probleme gibt es vor allem dann, wenn man den ersten Schuss im Double-Action-Modus abgibt, der ja eigentlich ungewollte Schüsse vermeiden soll. Wenn man die Waffe aber ohne Patrone im Lauf trägt, muss zum Durchladen der Schlitten zurückgezogen und dann der Hahn gespannt werden, wodurch sich das Abzugsgewicht verringert. Im Double-Action-Modus beträgt das Abzugsgewicht der Beretta 92 zwischen 4 und 6 kg, der Abzugsweg ist etwa 15 mm. In Ruheposition ist der Abzug mehr als 7 cm vom Griff entfernt. Diese Maße sollten berücksichtigt werden, wenn man diese Waffe in Betracht zieht.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Beretta 92: Die regelmäßige Ersetzung des Riegels verhindert, dass diese Komponente beschädigt wird.

Eine weitere Änderung, die der Beretta 92 unserer Ansicht nach gut tun würde, betrifft die Fallsicherung, die durch die Mechanik der Waffe erforderlich wird. Der Hahn wird damit in Ruhestellung gebracht, nachdem die Waffe durch Zurückziehen des Schlittens scharf gemacht wurde. Wenn der Hebel der Fallsicherung in der unteren Position ist, wird der Abzugsmechanismus deaktiviert. Unserer Ansicht nach wäre es besser, diese Pistolen mit der Sicherung auszustatten, die schon im Modell G verwendet wird. Sie funktioniert nur als Fallsicherung und wenn sie betätigt wird, geht sie automatisch in die obere Position zurück und deaktiviert sich selbst. Auf diese Weise bringt man den Hahn in die sichere Ruhestellung, ohne aus Versehen die Sicherung zu aktivieren und dann nicht mehr schießen zu können. Wer keine Waffen ohne Hahn, also mit Fliehkraftschlagbolzen mag, der sei noch einmal daran erinnert, dass man beim Training - und erst recht nach einem Feuergefecht - oft beobachten kann, dass Schützen ihre Waffen mit gespanntem Hahn ins Holster zurückstecken. Das ist gefährlich. Um mechanische Probleme zu umgehen, sollten der Riegel und die Schlagfeder nach etwa 5.000 Schuss ausgetauscht werden.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Die Fallsicherung der Beretta bleibt im gesicherten Zustand. Wir bevorzugen eine Sicherung, wie sie beim Modell G verwendet wurde.

Die neueste der hier verglichenen Waffen ist die Glock 17.

Sie hat auch in der hier getesteten Gen3 Ausführung eine Reihe von Vereinfachungen und technischen Innovationen mitbekommen. Viele Hersteller kopieren heute die Mechanik von Glock und wetteifern darum, das österreichiche Vorbild zu verbessern.

Mehr als 30 Jahre nach ihrer ersten Präsentation ist die Glock sicherlich keine Neuheit mehr, aber die Idee war und ist genial, ohne Frage.

Die Pistole stellt eine Plattform dar, auf deren Grundlage sich leicht verschiedene Modelle von Full Size bis Subkompakt und mit verschiedenen Kalibern entwickeln lassen. Die Kosten sind überschaubar, ohne dass die Qualität und Zuverlässigkeit des Materials darunter leidet. Sie besteht aus nur 33 Komponenten, also können auch nur 33 Komponenten beschädigt werden. Es gibt keine manuelle Sicherung, der Abzug arbeitet gleichmäßig und sie hat einen Fliehkraftschlagbolzen, also keinen Hahn, den man bedienen muss. Die Sicherung am Schlagbolzen verhindert, dass sich ein Schuss löst, wenn die Waffe zu Boden fällt, so dass man sie sicher im durchgeladenen Zustand herumtragen kann.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Bemerkenswert ist die optimale innere Verarbeitung des Laufs der Glock 17 und die fast lineare Ausrichtung

Der Polymerrahmen der Glock hat keine Griffschalen, damit er schlanker bleibt. Auch Schützen mit mittelgroßen oder kleinen Händen können die Glock problemlos halten. Das zweireihige Magazin des Modells 17 im Kaliber 9 mm Parabellum fasst immerhin 17 Patronen. Die Glock ist eine halbautomatische Pistole, die eine einfache, aber effiziente Mechanik mit geringem Rückstoß und abkippendem Lauf vom modifizierten Browning-Typ verwendet. Für die Verbindung zwischen Lauf und Schlitten sorgt der hintere Teil des Laufs mit seinem Prismenprofil, der im Auswurffenster blockiert wird.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
An der Glock gibt es nichts zu bedienen. Zu beachten ist der kleine abgedeckte Verschlussfangknopf, der kaum unbeabsichtigt betätigt werden kann.

Pistolen mit Fliehkraftschlagbolzen haben ein Abzugsgewicht von 2,5 bis über 4 kg. Es gibt Nachrüstsätze, die dieses Abzugsgewicht je nach persönlichem Bedarf verringern oder vergrößern. Da Waffen nicht von selbst schießen, reicht es, den Finger vom Abzug zu lassen und immer davon auszugehen, dass die Waffe geladen ist, um Unfälle zu vermeiden. Die Glock kann praktisch “out of the box” verwendet werden. Sie muss nicht von einem Fachmann gewartet werden. Eigentlich sollten wir es ja nicht sagen, aber die Glock, und das haben wir selbst getestet, braucht auch nach Tausenden von Schüssen nicht gereinigt zu werden, weil sie nur sehr kleine Berührungspunkte zwischen Rahmen und Schlitten hat. Die gefürchteten Risse im Rahmen treten selten und eigentlich nur dann auf, wenn unsachgemäß selbstgefertigte Patronen verwendet werden oder bei Exemplaren, mit denen mehr als 300.000 Schuss abgefeuert wurden. Und das dürfte wohl kaum ein Schütze erreichen.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Die Glock lässt sich auch mit kleinen Händen leicht greifen.

Die kleine Abzugsfeder (die ein paar Cent kostet) und die Schlagfeder sollten regelmäßig ersetzt werden. Sie halten zwar eigentlich mehr als 20.000 Schuss aus, aber eine Regel gibt es dafür nicht. Nachteile hat die Glock eigentlich nur zwei. Erstens die Kimme. Sie tendiert manchmal dazu, sich zu lösen. Man sollte sie mit Kleber oder Gewindehaftmittel befestigen oder durch ein anderes Modell ersetzen. Dem zweiten Nachteil kann nur begegnet werden, wenn die Sicherheitsregeln bezüglich des Ladezustandes der Waffe strengstens eingehalten werden. Um die Glock zu zerlegen, muss nämlich der Abzug betätigt werden. Und das sollte man aus Sicherheitsgründen wirklich nur dann tun, wenn die Waffe zerlegt werden soll.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Die Visierung aller drei Pistolen ermöglicht eine leichte Erfassung des Ziels. Die Colt hat im Lauf der Jahre einige Verbesserungen erfahren.

Was die Lebensdauer angeht, so wurde bereits viel zur Robustheit der drei Modelle gesagt. Pistolen unterliegen einer hohen thermoballistischen Belastung, das Metall muss große Temperaturschwankungen ertragen. Komponenten schlagen gegeneinander, Federn spannen und entspannen sich. Der kleinste Verarbeitungsfehler an einem der Teile kann zu Funktionsuntüchtigkeit schon nach wenigen Schüssen führen. Andererseits können andere Teile auch gut und gern doppelt so lange halten wie ihre statistische Lebensdauer voraussagt.

Es lässt sich also nicht so einfach sagen, dass ein Modell länger hält als das andere. Eins allerdings ist klar: Moderne Waffen halten ziemlich lange, wenn sie sachgemäß gepflegt werden.  

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Die Kimmen sind gut bemessen. Ein Nachteil bei der Glock ist, dass die Kimme dazu tendiert, sich zu lockern.

Beim Schießen sind alle drei Pistolen sehr präzise, auch wenn die Colt bei den Zielübungen noch etwas besser abschneidet als die beiden Konkurrenzmodelle. Den besten Griff hat ohne Zweifel die alte Colt. Der Rahmen, der für ein einreihiges Magazin konzipiert wurde, erweist sich als vorteilhaft. Auch beim Abzug ist das Single-Action-System von Colt den anderen überlegen. Beim Rückstoß sind die Modelle mit Kaliber 9 mm am komfortabelsten, wobei die Beretta am besten abschneidet. An die Colt im Kaliber .45 ACP muss man sich erst gewöhnen, vor allem wenn man die Patronen mit 230 Grain verwendet, deren Gewicht schon deutlich zu spüren ist. Vergleicht man die Geschwindigkeit, mit der der erste Schuss abgegeben, die Waffe gezogen und das Magazin leergeschossen werden können (dazu wurden alle drei Modelle mit nur 7 Patronen geladen), schlägt die Glock, wenigstens in meinen Händen, die anderen beiden Pistolen. Die Colt wird im Vergleich zum österreichischen Modell durch die Notwendigkeit der manuellen Entsicherung langsamer und die Beretta durch den längeren Abzugsweg.

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Bei den neueren Colt-Modellen wurde die Magazinöffnung im Rahmen ausgekehlt, was das Einsetzen des Magazins erleichtert.

Stellt sich die Frage: Ist die Colt 1911 ein Dinosaurier?

Schaut man auf den anhaltenden Erfolg, dann muss man das wohl verneinen. Das Colt-System wird für Sportwaffen und zur Selbstverteidigung verwendet. Das Kaliber .45 ACP ist schwer und langsam, vermittelt aber ein Gefühl von Sicherheit und wenn man mit der Handhabung vertraut ist und den Rückstoß im Griff hat, dann hat man eine Waffe, die sich gut bedienen und abfeuern lässt und deren Abzugsgewicht sich unter 1 kg drücken lässt. Vor allem durch den externen Hahn, die Single-Action-Funktion und die manuelle Sicherung, die ein paar zusätzliche Handgriffe erfordert, sollte sie allerdings nur von Schützen verwendet werden, die ausreichend Gelegenheit zum Üben haben. Das beachtliche Gewicht der 1911, die mit vollem Magazin bei nur 7 Patronen auf 1360 g kommt, kann ein Problem werden, wenn man die Waffe länger mit sich herumträgt.  

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Wegen der Verjüngung lässt sich die Colt leichter verdeckt tragen als die anderen beiden Waffen.

Die Beretta 92 ist zwar schon ein paar Jahre alt, stellt aber auch weiterhin eine optimale Plattform dar, die weiter verbessert werden kann: zum Beispiel, indem der Griff durch ein anderes Material für den Rahmen verkleinert wird, durch Änderungen an der manuellen Sicherung oder der Mechanik. Der Hersteller aus Gardone dürfte über genügend Techniker verfügen, die diese Aspekte verbessern könnten, um die etwas in die Jahre gekommene Waffe zu verjüngen. Die Fallsicherung verbessert trotz aller Probleme die Sicherheit im Vergleich zur Colt, weshalb sich diese Waffe auch für weniger geübte Schützen empfiehlt. Aber entscheidend ist die Größe der Hände. Die Beretta 92 erreicht mit 15 Patronen ein Gewicht von 1145 g. Ein Leichtgewicht ist sie damit auch nicht gerade.  

Beretta 92, Colt 1911, Glock 17: ein Vergleichstest
Die Magazine der drei Pistolen haben unterschiedliches Fassungsvermögen von 7 (Colt) bis 17 (Glock) Patronen.

Die Glock 17 als jüngste unter den hier verglichenen Pistolen erfüllt am ehesten die modernen taktischen Anforderungen an eine Pistole. Nach unserer Ansicht schlägt sie die beiden anderen in der Handlichkeit und in der Reaktionsgeschwindigkeit. Auch die Sicherheit ist in der stressintensiven Situation eines Feuergefechts besser, da keine Handgriffe nötig sind, die Überlegungen erfordern. Die Glock 17 wird sowohl von Einsatzkräften als auch von Sportschützen verwendet. Dank der vielen im Handel befindlichen Zubehör-Produkte können der Abzug, die wenigen Hebel und die Visierung ausgetauscht werden. Wenn man verinnerlicht hat, dass die Waffe immer als geladen zu behandeln ist und den Finger vom Abzug lässt, sofern man nicht schießen will, ist die Glock die taktisch beste Waffe der drei hier verglichenen Modelle. Ihr geringes Gewicht von nur 905 g mit 17 Patronen im Magazin ist ein weiterer Vorteil.

Hier finden Sie alle technischen Daten der drei getesteten Pistolen:


Beretta 91 - Technische Daten

Hersteller
Fabbrica d’armi Pietro Beretta S.P.A. 
Via Pietro Beretta, 18
25063 Gardone Valtrompia
Brescia, Italien
Modell
92/98
Kaliber
9 mm Parabellum oder 9x21 mm
Verschlusssystem
Halbautomatische Pistole mit externem Hahn und kurzem Rückstoß, Walther-System
Lauf
125 mm (4.921”)
Magazin
Zweireihiges Magazin (15 Patronen)
Abzug  
Double- und Single-Action
Sicherungen
Manuell mit Fallsicherung, Hahn halb gespannt, automatisch am Schlagbolzen
Visierung
Visierung auf dem Schlitten, fest eingefräste Schwalbenschwanzkimme
Materialien
Schlitten aus Karbonstahl, Rahmen aus Aluminiumlegierung, Griffschalen aus Kunststoff
Gesamtlänge
217 mm (8.5”)  
Leergewicht
960 g (33.86 oz)  
Abzugsabstand des Double-Action-Abzugs

72 mm (2.83”)

Abzugsabstand des Single-Action-Abzugs

64 mm (2.5”)

Abzugsgewicht

4,8 kg DA, 2,3 kg SA (getestetes Modell)

Breite des Schlittens

28 mm (1.10”)

Breite des Griffs

35 mm (1.37”)

Abzugsweg

20 mm (0.78”)

Umfang des Griffs (min. / max.)

148 mm / 157 mm (5.82”/ 6.18)

Rückführung der Abzugsklinken

5 mm (0.197”)




Colt 1911 - Technische Daten 

Hersteller                  

Colt's Manufacturing Company LLC 
P.O. Box 1868 Hartford 
CT 06144 
USA

Modell

1911 Government

Kaliber

.45 ACP

Verschlusssystem   

Halbautomatische Pistole, kurzer Rückstoß, Browning-System

Lauf
127 mm (5”)
Magazin
Einreihiges Magazin (7 Schuss)
Abzug  
Single-Action
Sicherungen

Manuelle Sicherung, hinten, am Schlagbolzen, Hahn halb gespannt

Visierung
Kimme und Korn fest auf dem Schlitten  
Materialien
Rahmen und Schlitten aus Karbonstahl, Griffschalen aus Nussbaumholz
Gesamtlänge
212 mm (8.38”)  
Gewicht (ungeladen)
1,134 kg (40 oz)  
Abzugsabstand

62 mm (2.44”)

Abzugsgewicht

* 1050 g (2.315lb)

Breite des Schlittens

23,5 mm (0.925”)

Breite des Griffs

33 mm (1.299”)

Abzugsweg

* 2 mm ohne Durchfallweg

Umfang des Griffs (min. / max.)

135 mm (5.315”)

Rückführungsweg der Abzugsklinken

* 2 mm (0.079”)

Bemerkungen

* Die getestete Pistole wurde von dem bekannten Fachmann Roberto Dallera (ADC Dallera Custom) angepasst.


Glock 17 Gen3 - Technische Daten

Hersteller

Glock Ges m.b.H. 
A-2232 Deutsch Wagram

Österreich  

Modell

17 Gen3

Kaliber

9 mm Parabellum oder 9x21 mm

Verschlusssystem
Halbautomatische Pistole, kurzer Rückstoß, modifiziertes Browning-System
Lauf
114 mm (4.48")
Magazin
Zweireihiges Magazin (17 Patronen)
Abzugssystem
Safe Action - teilvorgespannter Schlagbolzen
Sicherungen

automatisch am Schlagbolzen und am Abzug

Visierung

festes Korn, Kimme fest oder einstellbar

Materialien
Schlitten aus Karbonstahl, Rahmen aus Polymer
Länge
204 mm (8.31”)
Gewicht (ungeladen)
625 g (22.04 oz)  
Abzugsabstand

70 mm (2.75”)

Abzugsgewicht

2,5 kg (5,5 lb) 

Breite des Schlittens

25 mm (0.98”)

Breite des Griffs

29 mm (1.14”)

Abzugsweg

6 mm (0.23”)

Umfang des Griffs (min. / max.)
135 mm (5.315”)

Rückführungsweg der Abzugsklinken

144 mm / 155 mm (5.66” / 6.10)


Rückführung der Abzugsklinken

ca. 4 mm (0.157”)



Weitere Information:

Glock

Colt

Beretta

Lesen Sie hier noch einen interessanten Vergleich zum Testsieger:

GLOCK 17 - Gen3 vs. Gen4


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