Die im Jahre 1991 im schweizerischen Spiez gegründete und seit einigen Jahren in Thun ansässige Firma B & T (früher BRÜGGER und THOMET) kann man zweifelsohne als Spezialitätenhersteller bezeichnen. Während anfangs nur Schalldämpfer vorwiegend für den Behördenmarkt konstruiert und gefertigt wurden, erweiterte man das Sortiment schnell um Montagen und Schienen für Zielfernrohre, optronische Zielgeräte, Laser, Lampen, Griffe und ähnliches. 2001 begann die eigene Waffen-Produktion bei B & T - mit der ultrakurzen Maschinenpistole MP 9, einer Weiterentwicklung der zuvor in Lizenz gebauten STEYR TMP. Es folgten dann die 40-mm-Granatpistole GL-06 sowie Präzisionsgewehre wie die APR 308, APR 338 und SPR 300.
Im Jahr 2011 stellte B & T mit der aktuellen Modellreihe Advanced Police Carbine (APC) die erste eigene Maschinenpistolen-Entwicklung vor. Schon die Grundkonzeption der APC-Reihe sah eine vollautomatische Behördenvariante und eine halbautomatische Zivilversion vor. Bislang liefert B & T seine APC-Modelle in 9 mm Luger und .45 ACP. Auf der IWA 2014 stellten die Eidgenossen nun auch APC-Varianten in den Kalibern .223 Remington und .300 Whisper vor. Für den Vertrieb auf dem deutschen Markt ist das Fürther Unternehmen POL-TEC unter der Leitung von Geschäftsführer Heinz Guggenberger verantwortlich.
Gehäuse
Das Gehäuse aller APC-Varianten entsteht bei B & T im sogenannten Strangpressverfahren aus Aluminium. Dieser Prozess bietet gleich mehrere Vorteile: Beim Pressen wird die Materialfaser im Vergleich zum spanenden Bearbeiten wie etwa dem Fräsen nicht unterbrochen. Dadurch ergeben sich weniger Spannungen im Materialgefüge.
Als die Testwaffen in der Redaktion eintrafen, saß jeweils an der unteren Schiene bereits ein ebenfalls bei B & T gefertigter Handgriff. Diese Handhabe ermöglicht eine sehr stabile Waffenkontrolle und lässt sich - dank einer Klemmhebelmontage mit Sicherung - binnen Sekunden abnehmen und wieder montieren. Die Top-Rail weist an beiden Enden Ausfräsungen zur Aufnahme einer klappbaren Notvisierung auf. Die Visierlänge beträgt bei der Kurzversion 257 mm und bei den längeren Modellen 330 mm. Das Werk rüstet die Waffen ab Fabrik bereits mit einem Micro TL-1-Rotpunktvisier von AIMPOINT aus, montiert auf der hauseigenen B & T QD NAR Mount.
Diese Kombination von Optik und Montage erlaubt bei ausgefallenem Rotpunkt das Auffassen des Ziels per Notvisierung durch die Linsen des ÁIMPOINT hindurch. Zur Aufnahme weiteren Geräts wie Lampen oder Lasern befinden sich an den vorderen Gehäuseflanken zwei Schienen aus Kunststoff.
Die Läufe der 3 APC-Modelle von B & T
Die nitrierten Läufe gehören zu den wenigen Teilen, die B & T zukauft. Unabhängig von der Lauflänge beträgt die Dralllänge immer 1:10" (254 mm). Die Rohre stammen aus der Fertigung von SIG SAUER in Eckernförde. Bei der Version APP 9 beträgt die Lauflänge 180 mm, bei der APG 9-J 245 mm und bei der APG 9-S 425 mm.
Mündungsseitig sitzen bei den Modellen APP 9 und APG 9-J jeweils drei Warzen im Abstand von 120 Grad auf dem Laufmantel verteilt. Diese Nocken dienen wie bei der MP 5 von HECKLER & KOCH als Schnellkupplung für Schalldämpfer. Bei diesem sogenannten Tri-Lock-System schiebt man den Dämpfer bis zum Anschlag über die Warzen und dreht ihn um 60 Grad im Uhrzeigersinn. Nachdem die Nocken spürbar in den korrespondierenden Aussparungen in der Flüstertüte greifen, dreht man diese noch etwa zwei Runden weiter, bis sie schließlich handfest auf dem Mantel sitzt. Bei der für den sportlichen Bereich konzipierten APG 9-S fehlt die Schalldämpferaufnahme. Ihr 35 mm durchmessender und bis zur Mündung reichender Laufmantel erweckt zwar den Eindruck, als käme der Pistolenkarabiner gleich mit einem integrierten „Leisemacher“, darin verbirgt sich jedoch lediglich der 15 mm starke, zylindrische Lauf.
Die APC-Reihe arbeitet mit einem unverriegelten, aufschießenden Masseverschluss. Der 472 Gramm schwere, gefräste und anschließend nitrierte Verschluss aus Werkzeugstahl nimmt eine 160 mm lange Federführungsstange auf. Auf dieser läuft die Kammer zunächst etwa 62 mm zurück, bevor sie auf einen gefederten Rückstoßdämpfer im Bodenstück trifft, der einen zusätzlichen Federweg von 15 mm aufweist. Dieser Puffer verhindert einen harten Prellschlag und reduziert den Rückstoß spürbar.
Das Griffstück
Das inklusive Abzugsgruppe gerade einmal 374 Gramm schwere Griffstück entsteht ebenso wie der Klappschaft im Spritzgussverfahren aus Polyamid, einem glasfaserverstärkten Kunststoff. Verschlussfanghebel, Magazinauslöser und Zweistellungs-Feuerwahlhebel (bei der Behördenversion) sind beidseitig bedienbar. Der etwas schwergängige Hebel ließ sich allerdings nicht geräuschlos betätigen. Das wäre aber für den behördlichen Einsatz in gewissen Situationen sinnvoll. Für Linkshänder lässt sich der Durchladehebel auf die andere Waffenseite umsetzen.
Zum Arretieren des Verschlusses in seiner hintersten Position befindet sich auf der Gehäuseunterseite zwischen Magazinschacht und Abzugsbügel eine Taste, die mit dem Verschlussfang verbunden ist und diesen beim Betätigen nach oben drückt. Bei den in der APC-Serie verbauten Abzügen handelt es sich um eine Eigenentwicklung von B & T.
Die Schulterstützen
Die skelettierten Schulterstützen aus Polyamid kennen behördliche Anwender bereits von der 40-mm-Granatpistole B & T GL-06. Um die in Deutschland für Langwaffen gesetzlich vorgeschriebene Mindestlänge von 60 Zentimetern zu gewährleisten, versteift der Hersteller das Klappgelenk am Hinterschaft der APG 9-J.
Bei der als Kurzwaffe geltenden APP 9 verringert sich deren Gesamtlänge durch den Klappmechanismus auf äußerst handliche 385 mm. Die Sportversion APP-S erfüllt mit einer Länge von 632 mm bei angeklapptem Kolben noch die Norm für Langwaffen.
Das Zubehör
B & T offeriert seine APC-Varianten als Komplettangebote mit umfang-reichem Zubehör.
Die Pakete bestehen neben der Waffe aus einem AIMPOINT Micro TL-1-Rotpunktvisier mit B & T QD NAR-Montagesockel, einem Vorderhandgriff, einem Ersatzmagazin, einem taktischen Riemen sowie einem Kunststoffkoffer und einem Putzset.
Letztgenanntes kommt in einer Cordura-Tasche und besteht aus zweiteiligem Messingputzstock, Messing- und Kunststoffbürsten, Wollwischer sowie Aimpoint-Multitool.
Transparente Kunststoffmagazine stehen in 9 mm Luger mit Kapazitäten von 2, 10, 15, 20 und 30 Patronen zur Wahl. In .45 ACP nehmen Blechstangen entweder 12, 17 oder 25 Patronen auf.
Auf dem Schießstand mit den B & T Pistolenkarabinern
Zunächst ermittelten die Tester bei allen 17 verwendeten Laborierungen die durchschnittliche Geschossgeschwindigkeit. Das nutzten sie gleichzeitig dazu, sich besser mit den Waffen vertraut zu machen. Bereits hier fiel bei allen drei Prüflingen die gute Abzugscharakteristik auf. Die gemessenen Widerstände lagen im Bereich von 2.680 bis 2.890 Gramm und eignen sich nach Ansicht der Prüfer bestens für das sportliche Schießen. Nach dem Messen der v0-Werte lag ein nicht überraschendes Ergebnis vor: Ausgehend vom Mittelwert aller getesteten Ladungen bringt die mittlere Lauflänge im Vergleich zum kurzen APP 9-Rohr ein Energieplus von 11,6 Prozent, der lange Lauf liefert gegenüber der APP 9 16,1 Prozent mehr an kinetischer Energie.
Nun ging es ans Ermitteln der Präzision. Dazu montierten die Tester jeweils ein Zielfernrohr vom Typ SCHMIDT & BENDER 5-25 x 56 PM II auf die B & T-Waffen. Dazu nutzten sie eine Blockmontage von RECKNAGEL. Als Waffenauflage diente eine zweiteilige Benchrest-Auflage von US-Hersteller STL. Anschließend schossen sie mit allen drei Waffen auf die Distanzen 25 und 50 Meter mit den bereits erwähnten 17 Munitionssorten.
Diese große Auswahl an Laborierungen sollte zur Klärung diverser Fragestellungen beitragen: Zunächst ging es darum, ob die B & T-Verschlusskonstruktion mit den gängigen Geschossgewichten zwischen 95 und 154 Grains zurecht kommt. Das Hauptaugenmerk lag jedoch im Bereich der 124 Grains schweren Projektile, die den Standard für die 9 mm Luger bilden. Nach etlichen hundert Schuss können die Tester hier allen drei Modellen - gleich, ob mit oder ohne Schalldämpfer geschossen - eine absolut störungsfreie Funktion bescheinigen. Dabei klärte sich dann auch schon die zweite Frage, ob die B & T-Kandidaten alle angebotenen Geschossformen anstandslos verdauten, mit einem klaren „Ja“.
Auch in Sachen Präzision muss sich B & T nicht verstecken. Die Läufe mit zehn Zoll Dralllänge beschleunigen vor allem die schweren Unterschalllaborierungen sehr präzise in Richtung Ziel. So konnten mit der leider nicht auf dem Zivilmarkt erhältlichen RUAG Subsonic-Munition Streukreise von 36 mm auf die 50 Meter Distanz gehalten werden. Toppen konnte diesen Wert auf der 50-Meter-Bahn allerdings die HORNADY HAP Steel Match mit einer auf nur 21 mm verteilten Gruppe. Dank des in den Hinterschaft integrierten, gefederten Rückstoßpuffers wandert die Waffe auch bei schnellem Feuern kaum aus der Visierlinie, was die B & T-Pistolenkarabiner besonders für das dynamische Schießen interessant machen sollte.
Technische Daten
Modell: | B & T Pistole APP 9 | B & T
Selbstladebüchse APG 9-J | B & T Selbstladebüchse APG 9-S |
Preis: | € 2.700 | € 2.700 | € 2.900 |
Kaliber: | 9 mm Luger | 9 mm Luger | 9 mm Luger |
Magazinkapazität: | 2 /10 / 15 / 20 / 30 | 2 /10 / 15 / 20 / 30 | 2 /10 / 15 / 20 / 30 |
Lauflänge: | 180 mm | 245 mm | 425 mm |
Abzugsgewicht: | 2.680 g | 2.890 g | 2.730 g |
Gesamtlänge: | 596 mm (385 mm mit angeklapptem Schaft) | 661 mm | 842 mm (632 mm mit angeklapptem Schaft) |
Gewicht: | 2.452 g | 2.717 g | 3.085 g |
Schießtest Ergebnisse der B & T-Pistolenkarabiner in 9 mm Luger
Testfazit zu den drei neuen Pistolenkarabinern von B & T:
Mit den APC-Modellen von B & T bekommt der Käufer hervorragend verarbeitete Waffen mit durch Ematalierung sehr unempfindlichen Oberflächen (Ematal-Verfahren = Aluminium-Oberflächenveredelung). Der im Lieferumfang enthaltene Vordergriff macht die Pistolenkarabiner im Schuss sehr gut kontrollierbar. Zudem legten die Waffen eine absolute Unempfindlichkeit gegenüber unterschiedlichen Geschossformen und -gewichten an den Tag.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Sportverbände dieser interessanten Waffenart gegenüber weiter öffnen und die APC-Modelle den Einzug in sportliche Disziplinen schaffen. Zwar verfügen alle drei getesteten Varianten mittlerweile über einen BKA-Feststellungsbescheid, allerdings sind sie bislang nicht für das sportliche Schießen zugelassen. Die APG 9-J und die APG 9-S von B & T bleiben in Deutschland somit Jägern und Waffensammlern vorbehalten, während die APP 9 hierzulande rechtlich als Kurzwaffe gilt und demnach mit Voreintrag „Pistole 9 mm“ erworben werden kann.